bob corbett & andere: haiti book reviews. hinweise auf mehr als 100 bücher, die sich mit haiti beschäftigen.
[perma-smoking, impossibly elegant middle-aged European women, somewhere between Camille Paglia and Anne Bancroft in The Graduate]
Here, it is still socially acceptable to smoke cigars, and pretty much de rigueur to get ragingly drunk. Told that all this was a central part of the Frankfurt experience, I sheepishly give it a go: after six glasses of wine, I have half-convinced a French publisher that the time is right for a Gallic-flavoured biography of Pink Floyd, and managed to get myself pencilled in for dinner in London with PJ O'Rourke.Guardian > John Harris: You read it here first, hübsche Geschichte, die Guardian-Lesern die Frankfurter Buchmesse zu erklären versucht.
derrida habe ich übrigens leibhaftig gehört, wien, neues institutsgebäude, hörsaal 1, er sprach über heideggers antrittsrede, schon sehr sehr lange her. ich habe aber nichts verstanden von dem, was er sagte, heidegger, derrida und französisch war eindeutig zu viel für mich, war eher wie zu einem popstar zu gehen, wenn er denn schon einmal da war.
heute mit großer dankbarkeit festgestellt, dass ich von den schriftstellern, die ich irgendwann, manche von ihnen, wie handke oder bachmann oder mayröcker, schon mit 14, 15 aus irgendeinem, manchmal mir selbst nicht erklärbaren grund innig zu lieben begonnen habe, nie & niemals verraten worden bin. [vermutlich sagt das aber bloß, dass ich nur wenige deutsche schriftsteller geliebt habe.]

[something else. neulich mal mit weißnichtmehr gesprochen über: was man erzählen, woran man sich erinnern würde bei der frage nach: "bester sex meines lebens". mir gleich wieder eingefallen: diese gardine, die vom sommersonntagsabendwind ins zimmer geweht wurde, jedes mal, wenn die augen wahrnahmen, diese wehende, tanzende gardine; aus dem nebenzimmer talking heads, songs of building and food, zweite seite. an den "sex selbst" kaum noch erinnerungen. aber, nach 18,19 jahren immer noch die gardine und david byrnes stimme im nebenzimmer.]
Wohnungsbesichtigung 9.15 Uhr/23.06.88aus udo grashoff: "ich möchte jetzt schließen", briefe vor dem freitod, einer ganz unglaublichen sammlung mit letzten botschaften von selbstmördern, bei reclam leipzig erschienen.
- Brief mit Trauerrand, mit Maschine geschrieben: "Um Deine Worte zu zitieren / Du brauchst mir nicht mehr in den Arsch kriechen!"
(Paßbild der Frau draufgepinnt)
Brief ist an einem Nagel, der an der Wand gegenüber der Eingangstür eingeschlagen ist, befestigt
- Flachstrecke im Flur: kariertes A4-Blatt: "Diese Zeilen an das Gericht...", daneben Sonnenbrille.
Spiegel (mit brauner Alkydharzfarbe) "Wie hübsch Du warst"
Schlafzimmer:
Ehebett an Fensterwand linke Wand: 5türiger Schlafzimmerschrank mit brauner Alkydharzfarbe über alle Türen: "Alles GUTE"
Wand gegenüber Fußlade Ehebett: Poster mit Alpenlandschaft darauf mit brauner A.-Farbe: "Dies war auch einmal für die Harmonie gedacht! Leider!"
rechts daneben Spiegelkonsole > Spiegel zerschlagen
Türen der Konsole zerbrochen
Konsole über Ehebett mit ölartiger flüssiger Substanz beschmiert
Federbetten zerschnitten, Bettfütterung (Feder) herausgequollen
auf Konsole mit Spiegel leere Literflasche mit Aufschrift > Graphitöl
Bad:
in der Wanne technische Geräte (voller Wasser)
- Staubsauger
- Stereoanlage …
- Partygrill
- Tonbandgerät B-100
- Mixgerät
- Kaffeemaschine
- Toaster
- Handbohrmaschine (HB 180)
Konsole über Waschmaschine (Türen herausgerissen)
[hier folgt eine Auflistung von Medikamenten; U.G.]
Wand über Wanne: "Fühle Dich wohl" Wand an Tür: "Tut mir nicht leid"
Küche:
linkes Spülbecken Rest einer blauen Karteikarte verbrannt / 1 Streichholz
Tiefkühlschrank: Fleisch/Obst/Gemüse
- steht offen, Strom aus Steckdose
- Außen: braunes Herz rangeschmiert
Wohnzimmer:
- Farbfernseher zerstört (Röhre)
- Schwankwand > Türen herausgerissen, mit Beil o.ä. zerschlagen
- Farbschmierereien an Schrankwand
- Blumentöpfe / Geschirr zerschlagen
- Sitzgarnitur zerstochen / mit Farbe verschmutzt
- farbähnliche Substanzen auf der Auslegeware und dem Teppich
- Fragmente von Kristallkaraffe und Kristallgläsern
Kinderzimmer:
- keine Verwüstungen
- Doppelstockbett mit am oberen Leiterrand befestigten Zettel (kariert A4)
- Wir wünschen uns ein gemeinsames Grab
Balkon:
links und rechts an Stange mit Ringen befestigte Store die im unteren Bereich zertrennt sind;
Blumenkästen an Balkonbrüstung > Blumen größtenteils abgeschnitten bzw. herausgerissen
Am Mittag des 22. Juni hatte Robert S., 32 Jahre alt, seine Frau auf ihrer Arbeitsstelle angerufen und sich von ihr "für immer" verabschiedet. Die beiden waren am Tag zuvor geschieden worden. Das Sorgerecht für die beiden Kinder, sieben bzw. zehn Jahre alt, bekam die Frau. S. hatte die Scheidung, wie er selbst bekundete, schon seit Jahren angestrebt. Auf einem Tonband, das er kurz vor seinem Tod besprach, begründete er das damit, dass er seine Frau für unfähig hielt, die Kinder ordentlich zu erziehen. Er hatte seiner Frau gedroht, dass er sich etwas einfallen lassen würde, wenn ihr nach der Scheidung die Kinder zugesprochen würden. Dieser Fall war nun eingetreten, Bei der protokollierten Besichtigung der verwüsteten Wohnung, die am folgenden Vormittag stattfand, waren die drei Leichen schon abtransportiert: Robert S. sowie seine beiden Kinder.
sehr schön in diesem nachruf der new york times auf jaques derrida, auf den ich durch knoerer aufmerksam wurde, ist dieser derrida'sche verschreiber "For many students, deconstruction was a right of passage into the world of rebellious intellect."

[wir sind lockvögel, baby!] [gestern während der heimfahrt nach hamburg noch darüber nachgedacht, warum ich mich über den nobelpreis für elfriede jelinek so gefreut habe & ja immer noch & gedacht, dass das, peinlich möglicherweise, gar nichts mit ihren texten zu tun hat, von denen ich manche sehr mochte, andere nicht, sondern mit einer vorstellung, die ich seit langem von ihr habe. eine vorstellung aus der ferne natürlich, ich kenne sie ja nicht, überhaupt nicht, außer dass ich mit 17 einmal mit ihr korrespondiert habe, ob wir einen text von ihr in dieser winzigen literaturzeitschrift drucken dürften, die wir damals machten, eine langeweilebekämpfungszeitschrift, während man noch ausharren musste, bis man endlich die matura hinter sich gebracht hatte und abhauen durfte, & sie gleich zurück schrieb, ja gerne & viel glück oder sonst eine herzlichkeit, die einem mit 17 gleich so viel mehr bedeutete als sie das hätte ahnen können. ich kenne sie also nicht & habe eben nur eine vorstellung von ihr, die ich mir deswegen nur zusammengestümpert habe, wie man das eben so tut mit angeblich öffentlichen personen. warum ich mich also immer noch so freue über den nobelpreis für sie, ist die vorstellung, dass sie eine tapfere person ist, dachte ich, genau in dieser pathetischen wendung, im nachtzug nach hamburg. sagt sie ja selbst, dass es schwer ist für sie, so viele menschen & die aufläufe & man hat ja immer wieder auch geschichten gehört darüber, wie schwer ihr das fiele. & dann aber immer wieder, jedenfalls aus der ferne, ich war ja schon nicht mehr in wien, stand sie da, auf dem stephansplatz & dem heldenplatz & wo auch immer & sagte, was zu sagen gewesen ist, in dieser infamen waldheim-zeit und in der infamen haider-zeit. es waren ja nicht nur ihre texte, wenn ich das richtig in erinnerung habe, sondern manchmal auch nachrichtenclips in der 3sat-kulturzeit oder irgendwelche interviews in irgendwelchen sendungen über diese bestürzend widerwärtige regierung. dieses bild eben, wie sie da sprach, ohne dass ich mich daran erinnern könnte, was nun genau sie sagte, jedenfalls in diesem jelinek-singsang, in dem sie wohl immer spricht & der mir sowieso immer so richtig vorgekommen ist, eine andere weise als dieses appellieren und besorgtsein und bedeuten, das sonst oppositionsintellektuelle so oft haben, diese andere weise zu reden, die einem immer angenehm gewesen ist und richtig erschien & vor allem tapfer. wahrscheinlich ist das schwer zu erklären in deutschland, das gibt es hier ja eher nicht, dass plötzlich auf der straße plakate einer in der nationalversammlung vertretenen partei hängen, mit deinem namen darauf, ja sicher ist das auch eine auszeichnung und eine ehre, aber vermutlich ist es vor allem eine einschüchterung. stellen Sie sich doch vor, im nächsten bundestagswahlkampf würde die csu münchen mit plakaten bekleben, auf denen etwas ähnliches wie wollen Sie sven regener, thomas meinecke, rainald goetz ... oder kunst und kultur? stünde, nur als hinkendes beispiel jetzt, und man wäre einer von denen und stünde auf wie jeden morgen und plötzlich hingen solche plakate in der stadt, und in der bildzeitung gäbe es immerzu wieder an prominenten plätzen irgendwelche kolumnen, die sich über sven regener, thomas meinecke oder rainald goetz ausließen, & man wäre eben einer von denen & vielleicht auch nicht gebaut, solche vernichtungswunsch-infamien einfach wegzustecken & jedenfalls ich würde vermutlich eher ans abhauen denken oder jedenfalls entsetzliche angst haben, kann man ja nie wissen, ob einem nicht so ein aufgehetzter mob ins gesicht schlägt & dieser hass gegen sie, den man ja auch als fremder noch in 1500 kilometer entfernung wahrnehmen konnte & jedenfalls ich kann mir nur vorstellen, dass man das oft nur schwer aushalten kann, vielleicht irgendwelche spacken mit fighter-glorifizierungs-attitude, aber eine, die so redet und schreibt wie jelinek wird das vermutlich nur schwer ertragen, das konnte man ja immer aus ihren texten lesen, dass sie eine sein muss, der es nicht leicht fällt, von so etwas nicht verstört zu werden. und dennoch, jedenfalls in meiner wahrnehmung aus der ferne, stand sie, jedes mal, wenn man sich wünschte, dass diese infamien nicht so bequem davon kämen, auf einer bühne vor einem mikrophon, sagend, was zu sagen war, so, dass man es nicht missverstehen konnte, in diesem nicht-macht-tonfall, mit diesem nicht-macht-körper, dieser nicht-macht-frisur, in diesen nicht-macht-kleidern. denn das war in meiner vorstellung auch immer wichtig: dieses nicht-nach-macht-aussehen der jelinek, andere bewegungen, gesten, körperströme als die macht- und gegenmacht-redner. & steht da & redet. eine tapfere person, immer. so ähnlich jedenfalls in meiner vorstellung von ihr.]

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