Sonntag, 6. Februar 2005

die monitore in den bussen restmarktabschöpfung der content auf den monitoren in den bussen bahrenfelder hof, gutbürgerliche küche nächste haltestelle bornkampsweg der zwilling und dass haben Sie's gewusst? die frontstirnlappen als letztes "gemacht wurden" anführungszeichen-content gleich hinterher das zitat des tages: dass man immer weniger zeit zur überquerung der ozeane brauche aber immer mehr zeit, um ins büro zu kommen darunter: Autor Unbekannt mit großem U





Sempé, Das Geheimnis des Fahrradhändlers, Diogenes 2005 (erstmals 1996).

Geschichte des Fahrradhändlers Paul Tamburin, der jedes Fahrrad so gut repariert und abstimmt, dass man in der Umgebung Fahrräder nur noch tamburins nennt, selbst aber nicht Fahrrad fahren kann, weil ihm die Bändigung von Schwerkraft, Zentrifugalkraft und Beschleunigung nie geglückt ist. Eines Tages überredet ihn sein Freund Henri Feigenblatt (dem so treffende Portraits gelingen, dass man in der Umgebung jedes Foto Feigenblatt nennt) zu einer Aufnahme auf dem Rad. Tamburin stürzt eine Schlucht hinunter, liegt danach Monate im Krankenhaus; während des Sturzes aber hat zwar nicht Feigenblatt selbst, aber Feigenblatts Kamera ein heroisches Foto des Tamburin-Flugs aufgenommen, das weltweit bekannt wird und sowohl Tamburin als auch Feigenblatt berühmt macht - zwei Schwindler, denn auch Feigenblatt beherrscht eine wichtige Kunst nicht: im richtigen Augenblick auf den Auslöser zu drücken. Am Ende gesteht Tamburin dem Freund sein Nichtkönnen, beide biegen sich vor Lachen. Sempé habe ich schon als Kind gelesen, in den Büchern meiner Mutter mit ihrer Paris-Liebe des ehemaligen Au-Pair-Mädchens. Noch heute macht Sempé mich glücklich, weiß nicht genau, warum. Die Ordnung seiner Welt wahrscheinlich, das logisch-liebevolle Fundament seiner Soziologie, keine Ahnung. Wenn Menschen miteinander umgingen wie in Sempé-Geschichten (oder wenigstens so aquarelliert aussähen), wäre alles gut.

Lee Child, Der Janusmann, Blanvalet 2005 (Original 2003).

Jack Reacher, ehemals hochrangiger Ermittler bei der US-Militärpolizei, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen und in einer Selbstinszenierung vom Typus einsamer Krieger, der Welt müde verschanzt. Eines Tages läuft ihm auf der Straße ein Bösewicht aus vergangenen Zeiten über den Weg, ein verräterischer Geheimdienstler, der Reachers Meisterschülerin sadistisch abgeschlachtet hatte. Bis zu dieser Begegnung hat Reacher gedacht, der Bösewicht wäre tot; hatte er ihn nicht selbst über einen Abgrund ins Meer geworfen? So muss er, die Moral treibt ihn dazu, wieder tätig werden in der Sphäre des Bösen. Gemeinsam mit einer auf eigene Faust und ohne Deckung der Behörden ermittelnden Drogenermittlungs-Einheit zerschlägt er einen Waffenhändlerring (dass es nicht um Drogen geht, sondern um die Waffen für die Drogenhändlerkriege, stellt sich erst spät heraus), befreit gefangen genommene Agenten und bringt das Sühne-Werk von ehedem zum Ende, indem er den alten Feind nun aber wirklich umbringt. Typischer Pageturner, sehr filmisch, Schuss-Gegenschuss, viel Handlung, wenig, nun ja, Innenleben. Interessant dabei: das umstandslose Abknallen, das staatlicherseits mindestens geduldete, eher aber arbeitsteilig delegierte Vigilantentum. Dass wir es hier mit einem Helden zu tun haben, für den das Vollstrecken nie ein moralisches/juristisches, immer nur ein technisches Problem ist, wird nirgendwo in Frage gestellt, sondern vorausgesetzt beim Leser. Viriler Dreck. Die Verfilmung wird sicher ein Erfolg.

Butz Peters, Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF, Argon 2004.

Gelesen, weil es in der Jungle World interessant besprochen war - als die Arbeit eines Anekdotensammlers, der gar nicht auf die Idee verfällt, dass man die RAF auch politisch oder sonstwie analytisch betrachten könnte, und genau deswegen das eine oder andere besser versteht als die konkurrierenden Geschichtsschreiber. Stimmt alles. Das Problem dabei: 860 Seiten Aktenstudiumfleiss und Nacherzählungsakribie ermüden gewaltig. Schreiben kann Butz Peters auch nicht - wieder einmal diese nervende Atemlosigkeits-Simulation, wie Journalisten sie oft draufhaben ("Es gab Tote. Siebzehn"). Verdienstvoll an seiner Geschichte ist, dass sie die zweite und dritte RAF-Generation so ausführlich behandelt wie die erste. Und dass er die RAF wörtlich nimmt - das heißt, ihnen ihre diversen Strategiepapiere glaubt, also auch ihre Strategiewechsel verzeichnet (mindestens die Neuorientierung in der 3. Generation). Nützlich auch: so detailliert wie bei Peters hat man noch nicht mitbekommen, was für Vollidioten die RAF (von 1. bis 3. Generation) ausgemacht haben, dumme Killerspacken, die über den Zustand der Welt und ihre Bedeutung in ihr immer nur falsch, anmaßend, selbstverliebt gedacht haben. Wie jedes Mal, wenn ich etwas über die RAF lese, tiefer Widerwille, Enge-Empfindungen.

Hubert Fichte, Alte Welt, Fischer 1992.

Zum dritten Mal gelesen. Wieder diese Hochachtung, dieser Respekt, diese Bewunderung, diese Dankbarkeit, wie jedes Mal beim Fichte-Lesen. Diesmal: vor allem seine Feinheit, die verlässlich einsetzenden Impulse jedes Mal, wenn einer von den Unterschriftenkartell-Literaten ihn für das Unterschriftenkartell-Literatentum gewinnen will. Das Nicht-Pompöse seines Lebens, seines Schreibens, seines Wahrnehmens. Das genaue Wissen davon, was Dichtung ist und was nicht. Das Nicht-Denunziatorische seiner Indiskretion.
(Das Bürgerliche, das bei ihm viel eher überlebt als im Bürgertum.)





Freitag, 4. Februar 2005

jennifer long: bedded





das ist großartig, so müsste das sein, immer. cbc radio 3.





"Attn, Präsident/Generaldirektor.

Lieber Herr,

Zuerst muß ich Ihre Zuversicht in dieser Verhandlung bitten, dies ist auf Grund seiner lage als das Sein total VERTRAULICH und-GEHEIMNIS." (...)





Donnerstag, 3. Februar 2005

manchmal die erinnerung an die zeit, in der weblogs noch in kleinen finnischen clubs spielten. das vertrauen damals, dass die zuschauer schon von selbst vor die bühne finden würden, passanten, angezogen von ein wenig bassvibrationen, da spielt jemand, mal sehen. das nicht-aufmerksam-machen, schon, weil es einem ja selbst ein wenig seltsam vorkam, was man da veranstaltete. kein ping, kein rss, kein trackback, die backlinks noch händisch gesetzt, nur, wenn man wollte. die macht nicht haben wollen. das erstaunen, dass man von google suchanfragen ausgeworfen wurde, das lachen darüber, dass google da wohl etwas missverstanden hatte (dass auf "sofa" bei google.de immer noch dieses weblog platz 1 hat und nichts, was mit sofas zu tun hätte: wie unangenehm). das reden wollen, schreiben wollen, lesen wollen statt das macht haben wollen damals. das man einzelne stimmen lesen hören konnte, das nicht formatierte, nicht sich formatieren wollende. weil das so eine erlösung war. weil das so eine erleichterung ein notausgang eine elektrizität war. dass jemand jeden tag immer nur wie ersie selbst sprach und nicht wie ein format ein genre eine sendung eine mission ein programm. nicht irgendeinen fernsehsender ärgern wollen nicht irgendeine klingeltonvertickfirma ärgern wollen nicht irgendeine geldidee geschäftsidee neuemedienidee haben wollen. sondern so ein anderes ding, jedenfalls manchmal, in den besseren nächten, nightcat nächten blackandwhiteandblue malo mediumflow campcatatonia ghack nächten wenn die hereinkamen knapp nach mitternacht und mit den plektrons über die gitarren schrabbelten so diese umgreifgeräusche am steg. ach, und isore. wie du dich freutest wenn jemand neuer auf die bühne kam und irgendwas sagte und du dachtest: wie toll, was ist das denn. wie es dich oft berührte. keine blogstats. kein ping. wie spät du das begriffen hast dass es so etwas wie ping überhaupt gab. wie spät es kommentare überhaupt gab. all so was. wie man versucht hat den leuten zu erklären, was weblogs sind, und wie toll die sind, und endlich einmal wird etwas nicht penetriert und endlich einmal ist es nicht me-too und endlich einmal ist es nicht dieser comedydreck und endlich einmal ist es zickzack. und wie du nicht hundertsiebzehntausendmal das zitat von herrn blumencron gelesen hast und dass jamba böse ist und planetopia böse ist und dieses und jenes böse ist. weil das irgendwie unwichtig war. glaub ich.

manchmal ist es ja noch so. aber nicht mehr so oft.





adventure lounge: early aircraft design. plus: weblog





"(...) der Nettogewinn wurde mit 204 Millionen Dollar nahezu verachtfacht, der Umsatz mit über einer Milliarde Dollar fast verdoppelt"

welcome back, dotcom.









Außerdem gab es ein süßes Brot mit Butter, zwei gekochte Eier, einen Apfel in vier Teile geschnitten, eine Banane und Bitterschokolade, selbstverständlich fair gehandelt. Mein Vater teilte mit mir. Als wir die Reste zusammenpackten, fehlte plötzlich ein weißes Drahtbändchen. Ein Drahtbändchen, das dazu diente, die Tüte mit den Vollkornbrötchen sorgfältig zu verschließen, damit alles frisch blieb. Und bevor dieses Bändchen nicht gefunden war, konnte es nicht weitergehen. Also suchten wir. Ich habe es schließlich auf dem Wirtschaftsteil der FAZ gefunden, und wir machten uns auf in Richtung Manderscheid.




Nächste Seite