Donnerstag, 17. März 2005

hölzerne gefühle





auf pauls geburtstagswunschzettel:

1e Snoop Dog & Pharrell: Drop It Like It's Hot 1ne Rapper-Kette (silber) paar Kuscheltiere





Dienstag, 15. März 2005

Max A. Höfer, Meinungsführer Denker Visionäre. Wer sie sind, was sie denken, wie sie wirken. Eichborn 2005

Ein lächerlicheres Buch habe ich lange nicht gelesen. Höfer ("Wirtschaftswissenschaftler und Politologe") beantwortet die nicht gestellte

"Frage, wer die Menschen sind, die in Deutschland die Debatten bestimmen. Unter mehr als 2000 Denkern, Meinungsführern und Visionären wurde ein Ranking ermittelt. Die Kriterien sind: Wie oft wird ein Denker in Zeitungen und Zeitschriften zitiert, wie stark ist seine Präsenz im Internet, und wie weit reicht sein Arm im Networking hinter den Kulissen?“
Und so geht das dann dahin: Meinungsführer, Internetpräsenz, peinigend schlimme Sprache. Das Top-200-Denker-Ranking (Platz 31: Klaus Staeck, Platz 128: Fritz J. Pleitgen) ist das Ergebnis trister, aber immerhin "gewichteter" Erwähnungszählerei in 83 "meinungsbildenden Medien" (Spiegel, Geo, NZZ, Rheinische Post &tc.), bei Google ("über 50 Prozent Marktanteil") und - für den Vernetzungskoeffizienten - im Munzinger-Archiv. Dass diese Methode schon deswegen albern ist, weil sie nur die "Rangstellung" (also Erwähnungshäufigkeit) jener ermitteln kann, die dem Ermittler selbst eingefallen sind, hat Höfer nicht mitbekommen - so wenig wie den Tod Derridas (Platz 3 in der G-Liste; "G" für Geisteswissenschaftler) am 8. Oktober 2004, obwohl doch er doch jeden Toten aus dem Buch (Erscheinungstermin: Februar 2005) eliminiert hat; vermutlich hatte Munzinger noch nicht aktualisiert. Zu jedem der wichtigsten 60 nach seiner eigenen Methode ermittelten Top-Denker liefert Höfer ein kurzes Portrait, in dem er dessen Sendung im deutschen Geistesleben skizziert. Wie in Talkshows - nach deren Muster Höfer sich Debatten vorzustellen scheint - hat jeder seine Rolle zu spielen. Claus Peymann ist der "Regisseur des Radical Chic" (dass er weiß, woher die Wendung stammt, steht nicht zu befürchten), Harald Schmidt "der ergraute Dirty Harry", Gerhard Richter "der Virtuose des Scheins". So erbärmlich wie diese Brandings sind die Erläuterungen. Im Derrida-Porträt etwa leistet Höfer sich folgendes:
"Derrida begeistert besonders den Feminismus. Denn nach seiner Theorie ist der Westen nicht nur logozentristisch, sondern auch "phallokratisch": Der Mann werde als das Grundmodell der Menschheit genommen und die Frau als Abweichung davon betrachtet. Das kommt in der Sprache zum Ausdruck, wenn beispielsweise das Wort "Studenten" in der männlichen Pluralform verwendet wird, obwohl es doch Männer wie Frauen bezeichnet. In den Achtzigerjahren versuchen feministische Gruppen die Gesellschaft zu ändern, indem sie fordern, künftig nicht mehr Politiker und Polizisten, sondern PolitikerInnen und und PolizistInnen zu schreiben. Doch bleibt das "Innen" nur eine kurze Mode. Was sich aber sehr wohl in der Gesellschaft durchsetzt, ist die Auffassung, dass bestimmte Berufe keineswegs nur Männern vorbehalten sein sollten."
Und so weiter und so fort, es ist so grotesk schlimm, dass man sich beim Lesen schämt.









Sonntag, 13. März 2005

We are all water in this vast, vast ocean Someday we'll evaporate together.





Jorge Edwards, Der Ursprung der Welt, Wagenbach 2005 (im spanischen Original: 1996)

Ein Arzt, chilenischer Emigrant in Paris, schon in seinem siebten Lebensjahrzehnt, besucht mit seiner mehr als zwanzig Jahren jüngeren Frau das Musée d'Orsay und hat vor Gustave Courbets berühmtesten Bild, dem Ursprung der Welt, das einen räkeligen Teilakt zeigt, die Empfindung, dass Courbets Torso jenem seiner Frau gleiche - und gleich hintendrein, man weiß nicht recht warum, auch den Verdacht, dass nicht nur er selbst seine Frau so gesehen hat wie Courbet sein Modell, sondern auch sein alter und bester Freund Felipe, Säufer, Fresser und serieller Verführer. Doch ach! ehe er ihn zu seinem Verdacht befragen kann, begeht Felipe Selbstmord, Whisky und Schlaftabletten. Im Nachlass des Toten findet der gute Doktor (a) ein unverfängliches Portrait seiner Frau (mit der Felipe ein Emigrantenleben lang so innig befreundet war wie mit ihrem Mann) und (b) ein Aktfoto im Stile Courbets, also gesichtslos. Das treibt ihn um, das macht ihn verrückt, das lässt ihn gepeinigt gemeinsame Bekannte peinlich verhören, ob sie denn etwas wüssten über eine mögliche Affäre zwischen Felipe und der Ehefrau, und alle diesbezüglichen Beruhigungsversicherungen beruhigen ihn nicht. Als er schließlich, endgültig blöde geworden, die Frau selbst mit seinem Eifersuchtsrasen überfällt, erzählt sie ihm ohne viel Umstände: ja sicher, vier- oder fünfmal sei sie mit Felipe ins Bett gegangen, ja, er hätte sie fotografiert, ja, es wäre gut gewesen, ja, selbstverständlich hätte sie bei Felipe Orgasmen gehabt. Danach ist alles wieder gut. Nur, dass man nicht genau weiß, ob sie bei ihren Auskünften die Wahrheit gesagt hat oder erfunden, dem Doktor zuliebe. Schöne eheliche Burleske, sehr elegant und sehr gescheit.





Samstag, 12. März 2005

Ha Jin, Im Teich, dtv 2001 (im Original: 1998)

Nach Verrückt enttäuschend. Der Arbeiter und Freizeit-Kalligraph Shao Bin wird bei einer Wohnungszuteilungsrunde übergangen. Von da an führt er einen nervend rechthaberischen Kleinkrieg gegen die korrupten, intriganten und sowieso doofen Fabriksleiter und Orts- und Provinzparteiführer. Er schreibt Leserbriefe und Eingaben, beschwert sich bei den Chefs der Chefs, lässt nicht nach. Am Ende bekommt er, was er will, und einen neuen Job noch dazu, muss nicht mehr in der Fabrik stehen, sondern darf für die Propgandaabteilung pinseln. Na toll. Will man einen Roman lesen, in dem ein Unterhansel sich beim Oberhansel über die Mittelhansel echauffiert, bis er selbst zum Mittelhansel wird? Ich nicht. Ja gewiss, wahrscheinlich erfährt man darin, wie es im kontemporären China zugeht; aber das hatte man sich schon selbst gedacht, dass es auch dort zäh und kleinlich ist.

Peter Rühmkorf, Tabu II, Tagebücher 1971-1972, Rowohlt 2004

Rühmkorf hat eine Schreibkrise und schreibt darüber. Rühmkorf hat ein mickriges kleines Verhältnis mit einer Gymnasiastin, die sich gemeiner- und unverständlicherweise in ihn verliebt und deswegen rumzickt. Rühmkorf findet Ulrike Meinhof doof und schreibt darüber. Rühmkorf hat mit seinen Theaterstücken keinen Erfolg und schreibt darüber. Rühmkorf findet, seine Konkurrenten auf dem literarischen Markt sind überschätzt, und schreibt darüber. Unangenehmes Buch. Sehr unangenehmes Buch. Es fühlt sich so an wie sich früher die Tage angefühlt haben, an denen ich in Eppendorf einkaufen gehen musste, an den Strickpullovern aus den 70ern vorbei. Immer, wenn man instinktiv dachte, dass Eppendorf und die Strickpullover die besten Tage hinter sich hätten, fragte die Vernunft nach: ob sie denn je beste Tage gehabt hätten, und dann fiel einem immer nur ein Nein ein. Ohnehin ist nichts so sirupekelig wie Dichterselbstliebetagebücher.

Karl-Heinz Ott, Endlich Stille, Hoffmann und Campe 2005

Schöner Roman. Ein Spinoza-Spezialist steigt in Straßburg aus dem Zug, noch im Bahnhof wird er von einem ihm völlig Unbekannten angequatscht und danach bis zum Ende des Romans behelligt. Der Verfolger nistet sich bei ihm in Basel in der Wohnung ein, geht mit ihm jeden Abend bis zum Vollrausch trinken, macht das ohnehin mickrige Sozialleben noch kaputter. Eine Zudringlichkeits-, Belästigungs- und Grausamkeitsmaschine, von gut austarierten Perioden in Gang gehalten, beim Lesen fühlt man sich sehr, sehr hilflos.

Alina Reyes, Die siebte Nacht. Bloomsbury 2005.

Schmales Buch, ein literarischer Porno. Eine Frau (die Ich-Erzählerin) und ein Mann treffen einander sieben Nächte lang in einem Hotel. Es gelten strikte Regeln: in der ersten Nacht darf man einander nur sehen und zeigen, aber nicht berühren, in der zweiten die Spatzis nicht antatschen, in der dritten nur so und so weit gehen, usw. usf., in der siebten Nacht endlich Geschlechtsverkehr - eine andere Sorte Steigerung kann man sich in solchen Erzeugnissen schwer vorstellen. Das hätte ein schönes Buch werden können, wenn es nicht ein literarischer Porno geblieben wäre. Der literarische Porno zeichnet sich ja dadurch aus, dass er für das Anatomische immer die erhabenere Vokabel wählt ("Scham", "Geschlecht" undsoweiter), und der Porno zeichnet sich dadurch aus, dass ihm das Ficken für etwas so Tolles gilt, dass ihm davon das Hören, Sehen und Sprechen vergeht. Ich weiß auch nicht, warum pornografische Literatur es so selten hinbekommt, zu beschreiben, zu erzählen, zu schildern, die Einzelheit zu sehen; da fickt man unaufhörlich miteinander, aber am Ende weiß man nicht einmal, wie groß, wangenknochig, hüftknochig, muttermalig, blass, gesprenkelt, drahthaarig, fettlappig etc. pp. die Körper gewesen sind. Als wären die Wahrnehmungsapparate betäubt gewesen. Seltsam. Man sollte es glatt einmal selbst versuchen, am besten mit hässlichen, uninteressanten Menschen. Woran sollte literarische Pornographie sich besser erproben können, als uninteressante Menschen so fein gegeneinander zu justieren, dass dem Lesenden seine Wahrnehmungsapparate verglühen?





flickr von yahoo gekauft. via selbr





Freitag, 11. März 2005

grün jetzt:

Blaue Düngelupine   Tagetes Petunien-Mischung   Kürbisse: Atlantic Giant, Speisekürbis Sweet Mama F1-Hybride   Bodenkur Schnellgrüner f. 35qm   Aster Matsumoto Mischung   Sonnenblume Peach Passion F1   Ringelblume Pacific Mischung   Tagetes Durango Outback Mischung   Zinnie Perserteppich   Sonnenwende Marine   Zwerg-Kapuzinerkresse Empress of India   Blumenwiese Frühe Blüher   Wohlriechende Edelwicken Mischung   Fingerhut Suttons Apricot   Staudenlupinen Russels-Hybriden-Mischung   Sonnenblume Teddybär   Moschus-Kürbis Early Butternut   Engelstrompete gelb, gefüllt   Zuckermais Tasty Gold F1   Männertreu Cascade Mischung   Feldblumen Mischung, einjährig   Sternblume Frohe Mischung  





Donnerstag, 10. März 2005

spooky capitalism





Nächste Seite