Sonntag, 5. Juni 2005

Henning Mankell: Die Brandmauer, Zsolnay 2001 Global operierende Globalisierungsgegnerhackerbande will das globale Wirtschaftssystem kaputtmachen, indem einer von den Hackern in der schwedischen Provinz eine magnetstreifenmanipulierte Kreditkarte in einen Geldautomaten steckt. Blöderweise erliegt der Mann einen Gehirninfarkt, die Bande wird nervös, bis nach Angola hinunter, bringt Leute um, alles geht schief, am Ende hat der Muffkopp Wallander den Fall aufgelöst, die Kontenströme gehen weiter, findet er auch doof, aber ist halt sein Job, weitermuffen. Gott, ist das öde.

Jean-Christophe Rufin, Globalia, Kiepenheuer & Witsch 2005. Die schöne neue Welt lebt unter Biosphäre-Kuppeln, alles klimatisiert und wohltemperiert, vom Klima bis zu den Temperamenten. Junger Mensch, damit nicht zufrieden, haut ab in die wilden Zonen da draußen zwischen den Kuppeln, lernt lauter wilde, aber authentische Leute kennen, Sonnenbrände, Hunger, echte Gespräche über den Sinn von dem allen, am Ende gewinnt das schöne neue globale alles beherrschende von Bill-Gates-ähnlichen benevolenten Daddy-Diktatoren aufgezogene System, aber immerhin kann der junge Mann mit seiner Ische weiter draußen bleiben bei den authentischen Leuten. Gott, ist das öde.





die abscheuliche witzelsucht der taz





David Peace: 1974. Liebeskind, 2005

Poser!





der hegel-trick in der phänomenologie: "es reicht aber noch nicht. das musst du doch selbst einsehen, dass stoizismus langeweile erzeugt, mit notwendigkeit."

[schwenkfutter des absoluten]





Im Outplacement-Seminar gewesen, emotionale Mobilmachung für den Arbeitsmarkt. Seltsam: Ein Psychologe wird von dem Laden, der uns nicht mehr benötigt, dafür bezahlt, uns die Selbstsuggestion anzutrainieren, wir wären so vielschichtig, grandios und toll, dass kein Laden je auf die Idee verfiele, uns nicht mehr zu benötigen.

Übung: Zeichne deine Lebenslinie, von deiner Geburt bis jetzt. Die Krisen, die Aufschwünge, die Tief- und die Hochplateaus. Denk nach: Wie hast du es geschafft, die Täler wieder zu verlassen, welche Talente hast du in dir gefunden, welche Lehrer, welche Ratgeber haben dir geholfen, was hat dich befähigt, nicht unterzugehen?

"Macht es etwas, wenn es bei mir immerzu nur nach oben geht?" - "Nein, das macht gar nichts."

Kairos und Charisma.

"Da sind wir jahrelang achtlos aneinander vorbeigeschlurft, und jetzt, da alles vorbei ist, erfahre ich, dass du eine Geschichte hast."

Wie erstaunlich es ist, sich, einander das Leben nicht mehr in Anekdoten, sondern als eine einzige Geschichte zu erzählen. Versuchen Sie das mal. Wie ergriffen das macht. (Und, selbstverständlich, mein Wissen, dass ich das auch umgekehrt hätte anlegen können: als Untergangsgeschichte, für jeden einzelnen von uns; "sonst säßen wir ja wohl nicht hier"; "als Journalist kenne ich jeden verdammten Trick".) Immer wieder der Buch-Respekt: "Ich habe bemerkt, mein Leben könnte ein Buch sein…" - als ob es besser dran wäre, geheilt, wäre es Buch statt Leben.

Berufe, die sich nach dreieinhalb Tagen Kenntnis Leute für mich ausgedacht haben, was könnte Peter machen, und denkt daran, beim Brainstorming wird nichts gestrichen: Priester. Kultusminister. Stefan Raab. Theaterintendant, Fremdenführer, Sportreporter.

"Ich hätte aber so gerne, dass die Konjunktive endlich weniger werden."

Die sechs, sieben, acht entscheidenden Ereignisse. "Obwohl wir alles richtig gemacht hatten, gerieten wir plötzlich in Seenot." - "Am selben Tag machte ich einen Schwangerschaftstest, und, was soll ich sagen, das Ergebnis war positiv." - "Wir haben uns jeden Nachmittag zum Quarkessen getroffen und dabei über das Leben und unsere Gefühle gesprochen."





Freitag, 3. Juni 2005

Nun arbeite ich für ein Unternehmen, das eine Schrift gleichen Namens hat. Eine schöne noch dazu. Das scheint mir ein gutes Omen.





Dienstag, 31. Mai 2005




Freitag, 27. Mai 2005




Donnerstag, 26. Mai 2005

der sommer hat die beine der frauen freigelegt. die aufregungen im bus beim nachhausefahren, handy-inseln, wo treffen wir uns, wann geht das genau los, ruf mich an. die bh-träger neben den spaghettiträgern & links und rechts der schnüre die ersten schultersonnenbrandhautfetzen. die nuckelflaschen, die wir aus den rucksäcken holen, ein dickes rothaariges mädchen hat zwei mandelförmige knutschflecken am hals, die ersten grillkohlesäcke. heimkommen, anderes t-shirt anziehen, bisschen kenzo, ins weblog schreiben, dass der sommer jetzt da ist, noch einen espresso, dann aufs rad zu bosshoss, geht los. und wenn ich zurückkomme, hat sicher jemand was ins weblog geschrieben, egal.

[auf dem nachhauseweg bluetooth-dongle gekauft. ich glaube, sagt sie, das wort dongle möchte ich von dir haben. nur zu.]





Mittwoch, 25. Mai 2005

ohne tägliche updates brauchst du ein weblog gar nicht erst anzufangen





Nächste Seite