"auf dem weg in die zwei-klassen-gesellschaft? monitor: die gesunde dosis kritik."
(wie toll es sich anfühlte, da wir noch alle freunde waren…)
magnet, eisenfeilspäne.
matussek im spiegel, ungehaltene wahlkampfrede eines konservativen. rollenprosa als ermächtigung, den inneren pitbull von der leine zu lassen auf den pöbel, ringsum pöbel, ich denke, einer der unterschiede zwischen linken und rechten besteht darin, dass die rechten sich unaufhörlich von mobs umzingelt imaginieren, sie haben zu den leuten dasselbe verhältnis wie zu einer neurodermitis, dauert juckt es, und man wird es dennoch nicht los. am seltsamsten ist es immer, wenn der deutsche konservative, der ja doch nur ein fuchtler ist [bluthochdruck als historischer schwung, rucken muss es, lauter krankheitssymptomatiken], die familie zu verteidigen beginnt mit der unterstellung, die 68er hätten sie zerstört, verhöhnt, verunglimpft. man beginnt sich dann immer die familien des jahres 1969 vorzustellen, in denen die hausfrauundmutter glücklich die kinder versorgt und dem herren ein cholesterinhaltiges abendmahl gekocht hat, damit er beim herrenritt keine entkräftung befürchten musste. und dann ist rudi dutscke vorbeigekommen und hat der frau schöne augen gemacht und ihr auf der diese-maschine-killt-familien-gitarre ein lied vorgeklampft und sie zu promiskuität, durchbrennen und scheidung anagitiert.
auch sehr lustig: damit du heute in die neokon-elite kommst, musst du erst einmal eine runde öffentlich herumbrüllen und herumverachten. im assessment center: zeig uns, dass du schaum hast, dass du toben kannst. früher mussten die schauspieler nur on demand heulen können.
abends dann im fernsehen zehn sekunden aus einem ganz tollen interview mit einem wichtigen unternehmer gehört. eingangsfrage: "haben sie sich je als heuschrecke empfunden?" - antwort: "nein."

autistische zwillinge, seltsame vorstellung.
geträumt. mit m. zu einer theateraufführung verabredet, wir wollen uns dort treffen. als ich ankomme, ist das gebäude unübersichtlich groß, von den dimensionen eines einkaufszentrums. ich finde nicht heraus, wo die theateraufführung stattfindet, sie muss längst im zuschauersaal sitzen, wird ungehalten auf mich sein, ich kann sie nicht auf dem mobiltelefon anrufen, weil sich dann alle im saal zu ihr umdrehen würden. einmal noch laufe ich durch das gebäude, ein letzter versuch. ich treffe eine umwerfend gut aussehende frau, die mit den zeichen der ungeduld auf mich zustürzt, wo ich denn so lange gewesen wäre, schnell! schnell!, die auktion würde gleich beginnen, & sie wolle sich meinetwegen ganz sicher nicht um das vergnügen bringen, ron arad dabei zuzusehen, wie er ein bild seines erzfeindes van gogh verkauft.
[am wochenende gelesen: wittgenstein über farbe, pascal über eitelkeit, schivelbusch über das geistige leben in berlin 1945-1948. gesehen: am freitag hademar bankhofer über das entstehen der großen pause im theater: die leute hätten damals so viel mundgeruch gehabt, dass man eine ganze vorstellung ohne lüften nicht ertragen hätte, samstag godards "zwei oder drei dinge"]
Die Neuwahl-Memes: [a] Ende einer Generation ("haben wir schon im Supermarkt so gehasst, wenn sie so unerträglich langsam waren"); [b] Kampf zweier Charaktere; [c] die erste weibliche Kandidatin; [d] muss was passieren, aber flott, irgendwas, hoppe hoppe; [e] Ankunft einer Generation, Paradigmenwechsel, Pragmatismus; [f] Eitelkeiten und ein Alpha-Tier zuviel links von der Sozialdemokratie; [g] das Lachen der Merkel, wo sind die Harmwinkel geblieben, nur noch schöne Fotos, ist das Photoshop oder ist das Anti-Aging durch die Nähe des Amtes; [g] nicht mal den Abgang kriegt er korrekt hin; [h] Untote regieren in Berlin; [i] das Zickenduell zwischen dem Kanzler und dem Präsidenten, dient aber der Sache nicht; [j] jede Menge Beförderungen knapp vor ultimo, da stinkt doch was zum Himmel; [k] die Rückkehr von Merz?; [l] ohmeegod, gibt es ein Amt, in dem Westerwelle nicht peinlich wäre (die Strafe dafür, zu lange auf Spass, Spass, Spass gesetzt zu haben); [m] die Rüttgers-Methode, jeder Sachaussage offensiv auszuweichen bis zum Wahltag; [n] niemand mag der Königsmörder sein; [o] Schily, der seine Schuldigkeit als Law&Order-Mann getan hat und nicht mehr im Visaausschuss aussagen kann, dafür Münte für die Kernwählerschichtenmobilisierung; [p] letzter historischer Dienst, den Schröder seiner Partei erwiesen hat, indem er sie in die große Koalition mit der CDU zwingt; [q] Maggie Thatcher light; [r] das kurze Trauerspiel der 68er, konnten es eben wirklich nicht; [s] wohlgemeinte, aber stümperhafte Reformwerke, die Häuser nicht im Griff, fehlerhafte Rechenwerke, & jetzt haben wir den Salat, wie immer, wenn der Staat in die Hände schlamperter Hedonisten fällt; [t] retrospektiv: die rotgrüne Epoche als Egotrip einer Generation, die zu besoffen war von ihrem Erfolg; [u] was wird bleiben? nichts wird bleiben; [v] es existiert eine SPD-Linke; [w] selbst die Verfassungshüter sind so müde, dass sie gute Miene zum bösen Spiel machen; [x] ein Zocker; [y] Lafontaines Rachegelüste; [z] die Rückkehr der Wirklichkeit.
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