Dienstag, 24. Mai 2005

nerve > sex advice from music critics





… irgendwo war Musik nur Hintergrund, der lautstarke Vorwand, sich zu versammeln. Denn was da angereist kam, per Auto und Bahn, per Tramp und auf schweren Maschinen, hatte den Woodstockmythos im Gepäck und die "Easy Rider"-Attitude im Gehabe. Ein Fest wolle man feiern, sagte mir einer, da müsse man dabeigewesen sein, nur so lohne es sich zu leben. Aber in Schlafsack und Parka verwirklichte sich dann doch ein Wochenende lang nur Freizeitgestaltung. Es waren eben die Kinder ihrer Eltern, die in der brütenden Sonne herumsaßen, exakt auf Tuchfühlung ihr Sitzterritorium verteidigend, wie unter anderen optischen Bedingungen es auf westeuropäischen Campingplätzen üblich ist, wo meist der gewinnt, der auf dem schönsten Siedlungsgrund besteht. Dazu gut essen und trinken, Sonne und ein bißchen Musikkonsum. Ein wenig Protest, die scheiß Alten sollen uns in Ruhe lassen, aber dann doch wieder, wir gehen auf unser Fest, und die sollen auf ihren Fußballplatz gehen: Was ist das anderes als die Kehrseite der nämlichen Medaille? Kein neues Zusammenleben, keine neuen Horizonte, nur ein neuer Markt mit den alten Kategorien. Man hätte sich in Speyer nur einmal vorstellen müssen, es hätte kein Cola gegeben. Was wäre dann wohl passiert? Aber die Gruppen spielten, vergaßen nicht anzusagen, von welcher LP das stammt, damit man es kaufen kann. Es war erstaunlich unpolitisch, erstaunlich deshalb, weil die Szene sich doch so politisch geriert. Zurück zum einfachen Leben, weg von der Konsumscheiße, wir bauen das Morgen. Nun ja, irgendwo kauen ein paar Makrobiotiker ihre Körner, lallten einige Amerikaner, dem neuen Trend auf der Spur, von Jesus, und im hohen Dom zu Speyer sollen am Sonntagmorgen auch welche gewesen sein. Doch ansonsten konnte die Pfalz ihre Freude haben, von Revolution war nicht die Rede, nicht einmal von Rebellion, und Dietmar Schönherr trägt ja nun auch lange Haare.
Helmut Salzinger, Rock Power, Fischer TB, 1972. File under: Partybeschreibungstexte




. to be photographed when rising from the bed 2. to take a photograph of the window of the place where one slept 3. to take a photograph of any living being and eventual interactions with that being 4. to take a photograph of any act of writing 5. to take a photograph of any objects with which there is interaction 6. to take a photograph in each place and sub-parts of a place 7. to be photographed in each place and sub-parts of a place 8. to a photograph of any unusual event 9. to take as many photographs as possible 10. not to make "cute" photographs 11. a third person can take photographs 12. note down the specific time of each photograph




ein paar leute, die gut aussehen und spaß haben und ein schrabbeliges hübsches lied mit einer schrabbeligen bassline spielen, & genau so, ach ja. ultra orange: snow white (quicktime video).





Bei der Motorola Design Tour gewesen. Dreiwetter-Taft-Globalismus, gestern Moskau, heute Hamburg, morgen Stockholm, übermorgen Milano. Über die Stämme in so einer Company nachgedacht, die Designer mit den Hemden über den Khakis, die Heads of Marketing in ihren Anzügen. Jim Wicks, der Chief Designer, spricht über eine Motorola-Abteilung namens PQ, die sich mit perceived quality beschäftigt. Was muss ich tun, damit mein Kunde dem Ding, das ich mir ausgedacht habe, hohe Qualität attestiert? Wie schwer darf ein Mobiltelefon sein? Wie schwer muss es sein? Wenn es zu leicht ist, hält er es für Schrott, wenn es zu schwer wird, ist es ihm unbequem. Das Motorola-Comeback via Design, du kannst dich vor dem Abstieg nur noch durch ein gutes Design retten, indem du dir Dinge ausdenkst, die fast haptische Gier auslösen, das muss ich haben, das muss ich anfassen können. Der Trick, den sie in das Razr eingebaut haben: außen eckig, powerful, männlich, Rasierer eben, angular, aber wenn du es aufklappst: eine flashing Tastatur; eine Art psychologischer instant gratification durch das Gerät als Bonus. Pebl, die neue Linie, ist dagegen rund, kurvig, weich. Wie ein Kieselstein, den du in der Hand halten willst. Das Material, das "weich" sein muss, Erkundungen eingeholt bei der Luftfahrtindustrie, bei Modefirmen und bei Schmuckherstellern. Im Press Kit steht über die Seouler Pebl-Designer Yoon Ho Choi und Kio Lee: "They started going to bars called Buddha and Zen" - als ein Beleg für ihre Suche nach minimalist aesthetic; falls man nicht immer Produkte herstellen müsste, dachte ich, könnte man statt in die Bars in die Tempel gehen und dem Bambus zuhören, wie der spricht, man müsste sich, dachte ich, keine sprechenden Kieselsteine ausdenken, die warm und weich in der Hand liegen, während du in der Buddha-Bar darauf wartest, dass deine Hand zu vibrieren beginnt. Ein gutes Produkt, sagte der Chief Designer, muss funktionieren wie eine Liebesgeschichte, zuerst muss dich die Schönheit umwerfen, aber wenn du länger mit ihm zusammen bist, musst du auch merken können, dass hinter der Schönheit eine Persönlichkeit ist, die du magst. Die Drei-Meter-Regel: Du musst aus drei Metern Entfernung wissen können, dass es dich anzieht, dass du es magst. Love is, dachte ich, a many splendored thing.





penguin remixed





Montag, 23. Mai 2005
politisches beben befreiungsschlag anfang vom ende blablabla




jeremy cole





moderne probleme, versagen der fashion industry, neue nischenmärkte. new york times: mist, ich habe meine brüste vergrößern lassen, und jetzt finde ich nichts mehr anzuziehen.









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