beim hinflug in der air france zehn filme zur auswahl, darunter zwei miserable französische komödien, verwechslungstheater in reifröcken, ménages à trois in lederjacken, mir fällt auf, dass man sich auch für die klischees anderer nationen schämen kann. beim rückflug mit der klm sind es mehr als 50 filme in drei abteilungen, world cinema: wahrscheinlich nur, damit sie auch ein paar niederländische produktionen unterbringen. irgendwas mit dem coming-out eines schwulen, irgendwas mit johann cruyff.
ein paar tage in new york. keine hochrechnungen und elefantenrunden. sehr schön. hab du es auch schön.
Anmoderation bei den SAT1-"Nachrichten", gerade: "Gasgeben, was das Zeug hält, ohne Rücksicht auf Verluste."
gerade lautgeben.de und wahlblog.de gelesen. herrje, ist das alles eine ödnis. & noch öder, weil man ja weiß, dass es gar nicht viel besser ginge. wahrscheinlich gäbe es nur zwei sorten von wahl-weblogs, nach deren lektüre man sich nicht so mürbe vorkäme wie nach einer achtstundenzugfahrt im hochsommer gemeinsam mit einer kasernenbesatzung. 1. ein weblog, das sich nur auf nüchterne zahlen und dürre infografiken beschränken würde. anzahl der krankenstände. anzahl der nicht bezahlten überstunden. höhe der steuern, die große unternehmen entrichtet haben. entwicklung der kündigungsschutzklagen. einkommensentwicklung des top-level-managements im vergleich mit entwicklung der durchschnittlichen löhne, all so was eben, nur aus hochoffiziellen und völlig unanfechtbaren quellen. 2. ein weblog, das eintrag für eintrag feinsäuberlich die absichten und zwecke von politischen kundgaben erläutert. aber was für eine hundearbeit das wäre…
Der Sohn erzählt, in seiner Klasse gäbe es welche, deren Eltern sich im nächsten Herbst die nun selbst zu bezahlenden Schulbücher nicht leisten könnten.
diese gespenstische aust-fernsehsendung gestern über den fall deutschland/s, als zum ewigen trümmerfrauenschwenkfutter aus dem archiv donyani et al. so beseelt über die wässrige weizengrütze & das ärmel hochkrempeln & das schuften bis zum umfallen erzählten. diese hartnäckige empfindung, dass es dieser nach-dem-krieg-status ist, den sie wieder haben wollten, geht doch auch mit weizengrütze, trümmern, damals waren wir wirklich groß, und erst danach haben wir alles falsch gemacht. katastrophen-gemeinschaftsgefühle. einigermaßen beängstigend. rebrush of history.
matussek im spiegel, ungehaltene wahlkampfrede eines konservativen. rollenprosa als ermächtigung, den inneren pitbull von der leine zu lassen auf den pöbel, ringsum pöbel, ich denke, einer der unterschiede zwischen linken und rechten besteht darin, dass die rechten sich unaufhörlich von mobs umzingelt imaginieren, sie haben zu den leuten dasselbe verhältnis wie zu einer neurodermitis, dauert juckt es, und man wird es dennoch nicht los. am seltsamsten ist es immer, wenn der deutsche konservative, der ja doch nur ein fuchtler ist [bluthochdruck als historischer schwung, rucken muss es, lauter krankheitssymptomatiken], die familie zu verteidigen beginnt mit der unterstellung, die 68er hätten sie zerstört, verhöhnt, verunglimpft. man beginnt sich dann immer die familien des jahres 1969 vorzustellen, in denen die hausfrauundmutter glücklich die kinder versorgt und dem herren ein cholesterinhaltiges abendmahl gekocht hat, damit er beim herrenritt keine entkräftung befürchten musste. und dann ist rudi dutscke vorbeigekommen und hat der frau schöne augen gemacht und ihr auf der diese-maschine-killt-familien-gitarre ein lied vorgeklampft und sie zu promiskuität, durchbrennen und scheidung anagitiert.
auch sehr lustig: damit du heute in die neokon-elite kommst, musst du erst einmal eine runde öffentlich herumbrüllen und herumverachten. im assessment center: zeig uns, dass du schaum hast, dass du toben kannst. früher mussten die schauspieler nur on demand heulen können.
abends dann im fernsehen zehn sekunden aus einem ganz tollen interview mit einem wichtigen unternehmer gehört. eingangsfrage: "haben sie sich je als heuschrecke empfunden?" - antwort: "nein."
ob die filme über den beginn dieses jahrtausends, falls sie in 300 oder 400 jahren gedreht werden sollten, wohl auch diese robin-hood-dialogstellen enthalten werden, schlimmer als jetzt kann es gar nicht werden, eine handvoll ausgesuchter männer, wieviel mann bewachen euer lager?, warum unternehmen Sie nichts gegen diese willkür? & all das, & werden die schauspieler sich wohl albern verkleidet vorkommen, & womit werden sie vor dem thron der königin fuchteln, wenn es keine mistgabeln mehr gibt?
und sonntags mehrwerttheorie im feuilleton