so gegen eins, halb zwei sind sie alle an ihren Weblogs, audio shields, Wörterberge, Lagerfeuer, und manchmal ein kleiner Lufthauch, als wär gerade jemand, den man nicht bemerkt hat, leise wieder aus dem Zimmer gegangen, in ein anderes; dann fühlt es sich wirklich so an, als wäre man nicht alleine, ein Haus, in dem die Sicherungen ausgefallen sind, Leute, die auf Socken aneinander vorbeihuschen, sehr schön, ja, ich liebe das, mehr als ich mir selbst je vorstellen konnte, ein wenig verlegen, sicher, aber.





finde ich die Vorstellung, ein Weblog zehn oder fünfzehn Jahre lang zu betreiben. Ob dann immer noch ein paar von den jetzigen Lesern in den Referrers wären. Wie es wäre, gemeinsam alt zu werden, ohne einander je gesehen zu haben. Ob man am Ausbleiben mancher Leser erführe, dass sie erkrankt oder verstorben sind (schreckliche Vorstellung). Sowieso: Diese Halb-Intimität im Verhältnis von Weblog-Schreibern und Weblog-Lesern. Vor allem, wenn die Leser selbst ihre eigenen Weblogs haben. Diese fast dialogischen Monologe, monologischen Dialoge, die da gesprochen werden von URL zu URL. Auch so eine Qualität, die mir erst allmählich bewusst wird.





fehlt noch ein ordentlicher Text darüber, warum man Weblogs liest und welche Art von Lesen das ist. Im Unterschied zu Texten darüber, was ein Weblog ist und warum Leute Weblogs haben. Ich glaube, dass so ein Text der wesentlich interessantere wäre. Mal sehen.





Das ist an unerwarteter Stelle - nämlich einem Portal für das deutschsprachige Gastgewerbe - eine sehr kompetente Einführung ins Thema Weblogs.





Heute in meinen referrers: gleich neun Hits vom Weißen Haus. Könnte mir das jemand bitte erklären?





Es stammt von Tom Liwa und heißt Eng in meinem Leben:

Da ist dieser Typ, der glaubt an alles, was ich mach Jeder Scheiß, den ich schreib geht ihm unter die Haut und über jeden schlechten Witz muß er lachen Wenn’s mir dreckig geht dann findet er sich drin wieder Ich hab versucht, ihn loszuwerden doch ich werd ihn nicht los Ich lieb ihn zu sehr oder ich haß ihn zu sehr Er ist das Gegenteil von mir Er ist der, der immer ganz genau einen Schritt hinter mir war und ich hab Angst eines Tages komm ich irgendwohin und er ist schon da Und mir wird eng in meinem Leben Darum hab ich mich entschieden, diesen Namen anzunehmen und den alten abzulegen





wenn man die Kollegin fragt, ob sie die neue Neil Young gehört hätte, von der jetzt überall die Rede ist, und man 2 Minuten später in den Referrers einen Link von der Süddeutschen findet, der zu einem Adrian Kreye-Artikel über die neue Neil Young führt. Sowieso verstehe ich Referrer manchmal nicht. Vom Perlentaucher war auch heute jemand hier.





warum immer dann, wenn ich viel Zeit habe, in anderen Weblogs zu lesen, dort wenig geschrieben wird? Und umgekehrt?





Wenn ich damals schon ein Weblog gehabt hätte wie der Herr Hack sein metadiss, dann hätte ich sicher nicht meine Dissertation im letzten Drittel in die Ecke geschmissen. Bis jetzt habe ich mir immer eingeredet, es hätte daran gelegen, dass ich einfach zu spät kapiert habe, wie wenig die drohende akademische Ochsentour zu mir gepasst hätte, jeden Tag - und zwar bis zur Verrentung - Tafelschwammgeruch, Zeigefingehochstreck-Streber mit dem Bedürfnis, Plato oder Kant zu widerlegen (als ob es in der Philosophie darum ginge) und Typen, die sich weigern, Leselisten abzuarbeiten. Heute weiß ich, es lag nur daran, dass es damals noch keine Weblogs gab. Weblogs killt man nicht so schnell, deswegen kann man ein Diss-Log nicht killen, deswegen die Diss nicht schleifen lassen, eher im Gegenteil, man käme nie zum Ende mit ihr. Ach ja, bei mir ging es um die Mimesistheorie Adornos, genauer die Effekte des Verliebtseins für die Erkenntnis und die Geburt der Moralphilosophie aus dem Geist der Zwölftonreihe. Wäre immer noch ein gutes Thema, glaube ich.