von 12 möglichen punkten bisher einen einzigen gemacht, für die tendenz. danke, zizou.
symbole, symbolisch zu grabe getragen, alles voller krümel...
Wir eröffnen das Hebbel am Ufer mit einer Trauerfeier: Vadim Zakharov erweist Marcel Proust die Ehre und versetzt ihn in die Logik von Kafkas Prozess: Am Ende der Verhandlung wird das Gebäck Madeleine als weltliches Äquivalent des christlichen Gedächtnisleibs erschossen. "Kunst & Verbrechen" beginnt mit dem Ende, mit einer Gedenkfeier für die verblichene Madeleine. Die Trauergemeinde zieht durch die Stadt und betritt zum Schluss das Theater. Das Requiem auf den Tod des Madeleinegebäcks ist eine Zusammenarbeit von Vadim Zakharov, dem Komponisten Ivan Sokolov und der Sängerin und Flötistin Natalia Pschenitschnikova. <<
tired of fading statt tired of fighting in beck's lost cause. und sofort ein schmerzhaftes bedürfnis nach verschwinden verspürt.
"Lock the door", she said. He set the bags down and locked the door. He had never been in a drawing room before and he fumbled at the lock for an appreciable time. When he turned she had removed her dress: it lay in a wadded circle about her feet and she stood in the scant feminine underwear of 1937, her hands over her face. Then she removed her hands and he knew it was neither shame nor modesty, he had not expected that, and he saw it was not tears. Then she stepped out of the dress and came and began to unknot his tie, pushing aside his own suddenly clumsy fingers.
Der letzte Absatz des dritten Kapitels von Faulkners "Wild Palms": Ich habe die Passage in den letzten 12 Jahren sicher achtmal, zehnmal gelesen und immer noch keine Ahnung, warum ich sie für so perfekt halte. Sobald ich sie mir nämlich zu erklären versuche, stößt mir an ihr ein ums andere auf. Die Doubletten, die er um der Effekte willen setzt. Lock the door ... and he locked the door. Her hands over her face ... Then she removed her hands. Was für ein oller Trick. Dieser Kolportage-Beat, der einem da auf den Körper gejagt wird. Die "and"-Anschlüsse, die fast wie Schläge kommen. Die Fehler in der Beschreibung: Wenn der Held sich schon mit dem Schloss schwer tut, dann sind seine Finger ein paar Sätze weiter eben nicht suddenly clumsy. Und wenn er weder shame noch modesty erwartet hat, wie soll er dann wissen, dass dem Gesicht der Heldin beides nicht zu ablesen ist. Am merkwürdigsten ist die Wendung von der "Unterwäsche von 1937". Diese Eigenheit von Faulkner, alle Viertelsätze die Erzählperspektive zu wechseln, von der Innensicht seiner Figuren zur Außensicht und wieder retour. Und das dann stehen zu lassen. Ich bilde mir ein, der Text würde sofort schlecht werden, wenn er es nicht stehen ließe. Das "1937" zum Beispiel kann man nicht wegnehmen, etwa indem man es durch eine Wahrnehmung des Helden ersetzt - der, das weiß der Leser des Romans an dieser Stelle, die Lebenserfahrung nicht hat, Unterwäsche historisch wahrnehmen zu können.
Ohnehin eine fixe Idee von mir: dass in den wirklich großen Texten lauter Fehler stecken, wie Fremdkörper mitgeschliffen werden. Und die Größe eines Textes darin besteht, dass er über diesen Fremdkörpern Narben bildet. Einer, der wirklich schreiben kann, wäre demzufolge einer, der die Fehler stehenlässt. Oder die richtigen Fehler macht. Falten, Narben, so etwas in der Art.
Nach einem Monat, in dem man nicht das Geringste dafür getan hat, den Debatten über das Verhältnis von Weblogs zu Journalismus, Öffentlichkeit, Pop und dergleichen Anschauungsmaterialnachschub zu liefern, kommt einem der erste Rückfall, eher einem schon sehr vagen Pflichtempfinden als Mitteilungswünschen geschuldet, sehr befremdlich vor.
- Was muss ich jetzt sagen?
- Irgendwas.
- Ich weiß nicht.
- Sag doch einfach, was du denkst, dass sie sagen würde.
- Ich denke, dass sie gar nichts sagen würde.
- Die sagt aber was. Das siehst du doch.
- Es ist mir so peinlich.
- Nur beim ersten Mal. Das legt sich wieder.
- Was würdest du denn sagen?
- Fick mich.
- Wieso das denn?
- Zwei Silben, passt genau.
- Aber keine Frau würde in so einer Situation Fick mich sagen.
- Darum sind wir ja hier. Weil wir sagen wollen, was sonst niemand sagt.
- Ich kann das nicht.
- Doch, du kannst.
- Es ist mir aber peinlich.
- Oh Mann.
- Tut mir leid. War eine blöde Idee von mir. Ihr findet sicher jemand anderen.
- Nicht an einem Freitagabend.
- Tut mir leid.
- Was glaubst du, was so ein Tag Tonstudio kostet?
- Ich kann nicht.
- Doch, du kannst. Was ist denn schon dabei? Weiß doch keiner, dass du das bist.
- Das ist so ekelig.
- Du wusstest doch, was wir hier machen.
- Nicht so genau.
- Redest du nie im Bett?
- Schon.
- Na also.
- Aber nicht so etwas.
- Es sieht dich doch keiner.
- Doch. Du.
- Vor mir brauchst du dich doch nicht zu genieren. Mach schon.
- Ich kann das aber nicht.
- Probier´s doch wenigstens.
- Oh Gott.
- Geht doch.
Sitzen da, dezent contemporary, mit Gesichtern, noch weitgehend faltenfrei, in Körpern, noch weitgehend in Schuss. Vermuten, in ihrem Inneren wäre etwas, wofür man sie lieben, begehren, interessant finden könnte, gut deponiert, in kleinen Dosen abgegeben, nicht für jeden, das sicher nicht.
Ich bin durchaus kein anderer - als ich.
Er ging mit Frauen im Bett und kam nicht hinein in sie. Ich glaube, sagte er, ich müsste ihnen zeigen, dass ich das will, aber ich will mich nicht aufdrängen. Für sie war es eine Erlösung, einmal mit einem nur so im Bett zu liegen, das gab ihnen den Glauben zurück, dass Männer nicht so wären. Du bist in Ordnung, sagen sie, und ich liege neben ihnen und hasse sie dafür, weil sie mir meine Gier nicht ablesen möchten. Sie konnte sich das gar nicht vorstellen. Das gibt es doch gar nicht, sagte sie, Frauen mögen dich doch. So hielt er sich an das Klavier statt an eine Frau. Stundenlang saß er vor den Tasten und spielte sich in Liebkosungen hinein, die niemandem und allen galten. Er war, sagte er, im Lauf der Jahre, immer lauter geworden dabei, jedenfalls kam es ihm so vor. Vielleicht, damit ihn irgendwann einmal jemand erhörte. Du darfst ihnen nicht das Gefühl geben, daß du sie drängst, sagte sie, sie müssen es selbst wollen. Seine Konzerte wurden gut besucht, es sprach sich herum, dass da einer spielte, bei dem das Spielen noch aufs Ganze ging. Die Frauen saßen da, rauchten, aber keine hatte Lust, ihn sich anzutun, seine Musik war ihnen genug, er war fürs Leben überqualifiziert. Einmal hatte er versucht, das Spielen aufzugeben, aber es war ihm nicht gelungen. Nach zwei Monaten hatte er sich ertappt, wie er auf seinem Esstisch eine Tastatur aufgemalt hatte und darauf spielte, er konnte es hören, er trat imaginäre Pedale, es war völlig egal, ob er ein Klavier hatte oder nicht, also schaffte er sich wieder eines an. Er legte sich mächtig in die Fortes, seine Hände liefen übers Klavier, als würde es ihn jucken. Schau ihn dir an, sagte Kippen, uns macht er immer den Sensiblen vor. Dabei ist er der Weltmeister im Hassen.