Dienstag, 19. Dezember 2000

Von Jochen (danke) bekam ich als Audiobook (of course a pirated copy) das Kommunistische Manifest, vorgelesen von Christian Brückner. Meaning: Robert DeNiro sagt, dass ein Gespenst umgeht in Europa. Wenn es nötig gewesen wäre, wäre ich jetzt noch überzeugterer Marxist als sowieso schon.





Lest von Barbara Vine a.k.a. Ruth Rendell den Roman Heuschrecken. Es geht darin auch um eine Art Party: Ums Über-die-Dächer-Gehen (statt auf dem Boden, den Strassen). Es sind die Dächer über London. Und die Leute, die darüber gehen, Nacht für Nacht, mit einer manischen Helligkeit, sind ein Mädchen namens Clodagh, ein Junge namens Silver und eine Art Heiliger namens Vim. Es gibt eine Art Geschichte, aber die ist nicht besonders wichtig. Wichtig ist: dieses elektrisierende Gefühl, das sich einstellt, über Dächer zu gehen. 600 Seiten lang. Erscheint auf deutsch im Februar bei Diogenes. Ihr werdet es lieben.





Gestern auf der Weihnachtsfeier. Um eins, als alle schon genug betrunken waren, um nicht mehr muffig zu sein von der blöden 80er-Jahre-Mucke, sagt eine vorwarnungs- und kontextlos: "Alle glauben, ich könnte jeden Mann kriegen. Ich krieg aber keinen. Ich krieg einfach keinen." Wie er denn sein soll? "Gut aussehen soll er. Und was lernen will ich von ihm können."





  1. Wo wollen wir leben ? Im fünften Stock & das Haus gegenüber hat nur vier. Und das einzige was man sieht, ist der Himmel. So leb ich jetzt. Zweitens: Sidney. Drittens: Im Netz

  2. Womit verdienen wir die nächsten Jahre unser Geld (nachdem der 2 Mio Fall bisher nicht eingetreten ist)? Wird auch nicht mehr. Also wie bisher: Geschichten erzählen. Es braucht Geschichtenerzähler am Lagerfeuer, das weiß man aus jedem Western. Die Lagerfeuer sind die Monitore geworden.

  3. Wo fahren wir im Urlaub hin ? Asien. Dorthin, wo man nichts versteht. Singsang und Zeichen. Und Hot Chili Clubs.





Sinn ist nichts, was NEBEN den anderen Dingen, neben dem Leben existiert oder auch nicht. Darum hilft es nichts, ihn zu fordern (reich mir doch mal den Sinn rüber...), zu postulieren (hey, ich hab hier ein wenig Sinn für dich...), sein Fehlen zu beklagen (wo ist denn der Sinn abgeblieben, verdammt noch mal...).

Sinn ist eher ein anderer Blick auf die Welt: ein elektrisierter, faszinierter, leicht verzauberter. Sinn ist: wenn es (was immer das ist, kann alles mögliche sein) groovt, wenn es fließt, wenn man plötzlich verbunden, verstöpselt, plugged ist. Was nicht funktioniert (weil wir dran nicht mehr glauben, ausser wir sind Schafsköpfe), ist, aus dem Sinn etwas GROSSES zu machen, was neben den wirklichen Dingen steht, eine Ethik, eine Moral, ein Glauben, etwas in der Art. Sinn ist eine Party, die plötzlich in Gang kommt, ein Modemgeräusch, ein kleiner Kiekser am Ende eines Refrains, das erste Mal Netscape 1.0, eine Stimme vom anderen Kaffeehaustisch rübergeweht. Kennt jeder von uns. Manchmal ist Sinnflut, manchmal Ebbe. In den Ebben neigt man dazu, wirklich ganz dolle viel Sinn haben zu wollen, aber gleich, her damit, es muss ihn doch irgendwo geben bei www.sinn.com. Und dann wird man zum Katzenjammer Kid.