cafe du progres, bormes les mimosas

Bestes Buch mit Rezepten, für das man jederzeit gerne seine Eingeweide ruiniert 2002: David Thompson, Thai Food, Collection Rolf Heyne.

Bestes Vorabexemplar eines Romans, der mich wünschen ließ, ich hätte damals doch beim Sex aufgepasst 2002: Leon de Winter, Malibu, Diogenes. Ein erfolgloser Schreiber feiert mit seiner unglaublich intelligenten, hinreißend schönen Tochter deren 17. Geburtstag. Ein paar Stunden danach wird sie bei einem Motorradunfall getötet. Meine Tochter ist übrigens 14.

Beste männliche Singstimme zu immer noch aktuellen Liedern über das Elend im Kapitalismus 2002: Josef Bierbichler auf Heiner Goebbels / Ensemle Modern / Josef Bierbichler, Eislermaterial, ECM New Series.

Bester Liebeskummer, auf den wir uns musikalisch einigen können 2002: Beck, Sea Change, Geffen

Beste Musik, die mir einredet, ich hätte immer noch jedes Jahr zwölf Monate große Ferien 2002: The Sweets of Siam, A Bangkok Pop Compilation, Apricot Records

Bester Film, den ich erst 2002 gesehen habe, obwohl er schon 2001 anlief: Angela Schanelec, Mein Langsames Leben.

Beste Weblogs 2002: Mediumflow. Malorama. Und noch ein paar, die nicht mit M. beginnen. Aber der Buchstabe M. spielt in meinem Leben keine geringe Rolle.

Bester Satz Herbert Grönemeyers bei der Begrüßung Peter Praschls 2002: Ich hab Sie in Architektur & Wohnen gesehen.

Bester Effekt der Medienkrise 2002: Eine ganz bestimmte Kolumne in der Wochenzeitung "Die Woche" erscheint nicht mehr. Nie mehr.

Immer noch beste Website 2002: Rolux.

Bester Mensch 2002 (old): M.

Bester Mensch 2002 (not so old): Sigrid Neudecker.

Bester Mensch 2002 (brandnew): Die Montagsmasseuse. Kundige Finger, dankbarer Leib.

Bester Lass uns noch einen dritten Pastis bestellen, ist eh wurscht Ort 2002: Café du Progres, Bormes-les-Mimosas.

Beste Höhenangst 2002: Die Schlucht von Verdon.

Bestes Gott, ich wünschte, ich könnte mir leisten, ohne Bezahlung zu arbeiten Magazin 2002: Re-Magazine, Amsterdam.

Beste Wochenzeitung 2002: Jungle World

Bester besorgt klingender Arztsatz 2002: Haben Sie Hintergrundgedanken?

Beste besser doch ungesagt gebliebene Patientenantwort 2002: Ja natürlich, die ganze Zeit, Sie etwa nicht?

Beste Beinahe-Begegnung mit einem imaginären Bruder 2002: Hausen, Köln.

Bester Satz einer Fernsehproduzentin zu einem ambitionierten Sitcom-Autorenpaar 2002: Für den Freitagabend brauchen wir uns gar nicht Hoffnungen auf einen Sendeplatz machen, da senden sie nur für die angebreitete Frau.

Bester Laden für den täglichen Bedarf 2002: Mövenpick Weinland Hamburg-Bahrenfeld.

Beste Unterhaltung im Klassenkampf 2002: German Lumpenbourgeoisie ab September.

Bester Beweis für das Vollkoffertum des deutschen Feuilletons egal in welchem Intelligenzblatt 2002: Popliteratur-Bashing.

Bester Anlass für Eitelkeit 2002: Zum vierten und fünften Mal für Jack Nicholson gehalten worden zu sein.

Bestes täglich gedachtes, aber nie geäußertes Schimpfwort: Hühnergeschwader!

Beste peinliche Funktionsbezeichnung in einem Impressum: Autor im Exil, Benjamin Stuckrad Barre, Weltwoche, Zürich.

Beste Email aus dem Blauen: Christian Kracht, Austausch von Respekt.

Bester Todesfall 2002: Pim Fortuyn.

Bester Club, den wir selbst gegründet haben 2002: Der Wachtelclub.

Beste hilfreiche Information, die mir ein Guru mitgeteilt hat 2002: Das Gehirn ist stochastisch aufgebaut.

Beste vermisste Weblogs 2002: Detail & Pattern. black&white&blue. Isore.

Bester Satz meines Bruders 2002: Wenn ich unseren Großvater schon vor zehn Jahren so gut gekannt hätte, hätte ich "The Corrections" schreiben können.

Bestes ethisches Problem 2002: Was darf man seinen arbeitslosen Freunden nicht mehr erzählen, damit sie sich nicht noch mieser fühlen?

Edelste Charity 2002: Antville Server Fund.

Siehe auch: 2000 | 2001





Heute wieder in meiner Kabine gesessen, den Kopf im Geschirr, Streckung der Wirbelsäule, die sich zu arg gekrümmt hat beim Schuften für den Überbau. Wie blöd man aussähe, wenn man sich selbst sähe. Aus den Nebenkabinen die Hüftschmerzenbulletins der Damen in den besten Jahren, müssen wieder fitgemacht werden, wie ich, noch ein wenig funktionieren für den Rest der Lebensarbeitszeit. Danach noch zehn Minuten Elektrostimulation, Strom durch den Körper, Sie sagen, wenn es kribbelt, kurz der Gedanke: Das ist nur Training für die Exekution. Als ob man irgendwas dafür getan hätte, als Feind zu gelten. Bis nächste Woche dann, wieder ins Büro, weitermachen, na also, geht doch.





Ich weiß doch auch nicht.





Seit Monaten wieder mal bei Wom gewesen, entschlossen, Geld für CDs auszugeben. Entnervt wieder gegangen. Die Hälfte des Ladens umgebaut, Playstationspiele, Konsolen, DVD-Filme, sogar ein Regal mit den erfolgreichsten Taschenbüchern. Die Jazzabteilung halbiert, die Avantgarde-Abteilung halbiert, die Lieblosigkeit der Präsentation verdreifacht. Von den sieben CDs, die ich haben wollte, hatten sie eine einzige. Die ich aus Frustration auch nicht gekauft habe. Wieder ein Laden, den ich nie wieder aufsuchen werde. Läden, in denen es nur noch Krabbeltische gibt, deprimieren.

Und Lapp und Phao hat auch dichtgemacht. Wie 90 Prozent aller Orte, an denen M. und ich ineinander verliebt waren.





Fürs Samsara habe ich 70 Euro ausgegeben, nur des Wortes wegen. C?est pour le samsara, sagte sie, und schon habe ich kapituliert.





St. Paul. Cap Ferrat. Menton. Antibes. Nice. Mougins. Saint Tropez. Bormes-les-Mimosas. Hyeres. Ile de Poquerolle. Cassis. Saintes Maries. Arles. Massilan. Orange. Avignon. Roussilon. Apt. Bauduen. Grasse. Roquefort le Pin. Torno. Zürich. Weil. Münstertal. Trier. Brauneberg.





das wort "kleinfamilie" ist, kommt mir vor, aus den gesprächen verschwunden





bleibt einem ja gar nichts anderes übrig, als wunderlich zu werden.





ein kritiker für die bücherlosen massen, für die zahnärzte und die schalke-fans.





dachte ich bis eben, will ich ein Schriftsteller werden. Jetzt nicht mehr. [Danke, wieder einmal, an den Wörterberg.]