beim Wiederansehen der "Inneren Sicherheit" ist mir dann endlich aufgefallen, warum ich die Filme Christian Petzolds so innig liebe (was bekanntlich mit Erschütterung zu tun hat): Weil sie die einzigen sind, die ich kenne, in denen das wichtigste Gefühl die Müdigkeit ist.
Worüber die Leute lachen, ist doch eigentlich egal. Die Hauptsache ist, daß sie überhaupt lachen.
Manchmal lachen die Leute an Stellen, bei denen mir gar nicht lächerlich zumute war.
In einem Film mußte ich stundenlang in einem sehr defekten Strolchkostüm bei großer Kälte und bei hohem Schnee an der Litfaßsäule herumlaufen. Darüber lachen dann die Leute, während ich geflucht und geschimpft habe. Das sieht man ja auf dem Film nicht; aber wenn man's sehen könnte, würden die Leute noch mehr darüber lachen.
Worüber lachen die Leute? Karlchen, in: Film-Kurier, Nr. 21, 29.6.1919
James Monacos How to Read a Film im pdf-Format (11 Teile), druckt aber nicht.
"Für Texte über Film wird etwa so bezahlt wie für Gedichte".
Frieda Grafe ist tot. Sie war wichtig.
Hier kein Nachruf von Harun Farocki. Und hier sind drei Texte von/über Frieda Grafe.
Beim zvab bekommt man noch erstaunlich viele Ausgaben der filmkritik. Sie war wichtig.
Der Geist der filmkritik lebt noch in new filmkritik 1 und 2 und in jump cut. Sie sind wichtig.
Was ist denn an ein paar nackten Brüsten hier und da so Verwerfliches? Stößt sich etwa jemand an selbstzweckhaften Autoverfolgungsjagden? Und Explosionen - schaden die vielleicht einem?
Wer sich etwa einen Polizeifilm anschaut und dabei Rilke erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Aber...kann man derartigen Enttäuschungen nicht vorbeugen, indem man seine Erwartungshaltung etwas modifiziert? Aber ja doch!
Sehr lustig: Christian Kessler, Von Mäusen und Muschis. Einige Höhepunkte des italienischen Sleaze-Films. Auch nicht uninteressant: Die Eier des Kolumbus. Jetzt bräuchte man nur noch einen gutsortierten Lieferanten.
CQ, ein Film von Roman Coppola, in dem im Paris des Jahres1969 ein Science-Fiction-Film über das Jahr 2001 gedreht wird. Sehr stylish. Und das CQ Book (pdf) ist den Download wert.
jumpcut und new filmkritik dafür zu danken, dass sie mir Angela Schanelec und James Benning beigebracht haben. Ich bin schon lange nicht mehr so aufgeregt und mit dem Sehen immer aufgeregter werdend vor einem Fernseher gesessen wie bei diesen beiden Filmen, und mein Dank kommt nur deswegen so spät, weil ich für die Aufzeichnung von Mein langsames Leben erst gestern Zeit gefunden habe.
Ken Knabb vom Bureau of Public Secrets, einer innig geliebten Website über Situationismus, Kenneth Rexroth und Ken Knabb, schickt folgende erfreuliche Mail:
After being withheld from circulation for 17 years, all six of Guy Debord's films were screened at the 2001 Venice Film Festival and it was announced that they would all be made generally available again in spring 2002. The opening is now scheduled for April 9-11 in Paris. Ken Knabb has been asked by Alice Debord to make a new English translation of Debord's complete filmscripts. This translation will be used for subtitling, and will also be published in book form. If all goes well it is likely that subtitled versions of all the films will be available within the next year or so.
Meanwhile, you can find out more about Debord's films at: www.bopsecrets.org (soundtracks of two of the shorter films)
www.bopsecrets.org (on his film adaptation of his book "The Society of the Spectacle")
www.bopsecrets.org (filmography and latest news)
Na toll, dass ich morgen abends À nos amours nicht sehen werde. Okay, ich habe ihn auf Video. Video ist aber nur eine Notausgabe. À nos amours hat mich übrigens mit Klaus Nomi versöhnt. Manche Musik braucht einen Film, damit sie die Ohren öffnet. Weiß auch nicht, warum das so ist.
Wenn ich Zeit hätte, würde ich mich daran machen, eine Ehrenrettung der Pokemons zu verfassen. Gestern jedenfalls, als ich in <a href="p2kmovie.warnerbros.com"">Pokemons 2: Die Macht des Einzelnen saß - inmitten lauter Kinder, die kennerisch Pokemon-Namen um Pokemon-Namen hinausjubelten, wie es sonst wahrscheinlich nur Botaniker bei Spaziergängen tun (die tiefe Befriedigung, die man empfindet, wenn man <a href="linnaeus.nrm.se"">Nomenklaturen beherrscht) - hatte ich mit einem Male lauter faszinierende déjà vus: Das war eine full blown cosmology, die uns da vorgeführt wurde, Homer und vorsokratische Philosophie in einem. Blitz, Wasser, Feuer als Grund und Maschine alles Seins, eine Welt mythischer Schuld und Pflichten, ein Personal, dessen Mitglieder ihre präzisen Funktionen und Wirkungen hatten, usw. Sehr merkwürdig dachte ich: kann es sein, dass Fünfjährige in einer homerischen Welt leben, und wir kriegen es nicht mit, weil wir sie als Kinderkram abtun?