please help your self





wir lernten, dass das gebot, du sollst nicht begehren deines nächsten etc., gegen die selbstgefällige gesetzestreue der gläubigen installiert worden sei, die zwar den vollzug der sünde regulieren konnten, nicht aber das der sünde vorgelagerte begehren. ein gebot gegen die hybris des gehorchens also. oder aber eine ausdehnung der sünde ins imaginäre, wenn man so will. das stimmte nur partiell. wie wir heute wissen, handelt es sich erst im zweiten schritt um eine moralische weisung, zu allererst aber um eine anleitung zur psychischen gesundheit.





cat power: the greatest [mp3]





Bei Baum gewesen, so schöne Sachen gehört. Ich hinfällig wie früher und immer. Das Gefühl haben, gebunden zu sein und gleichzeitig das andere, daß, wenn man losgebunden würde, es noch ärger wäre.
Die Tagebücher Franz Kafkas 1910 - 1923 [im Gange]




brow beating





Do.The.Strand.


Schlagzeile auf der Hamburger Morgenpost: "Jessicas Oma: Sterilisiert meine Tochter!" Beispiele, die man leider nie zur Hand hat, wenn man Gespräche über journalistische codes of conduct führt, im Vergleich mit weblogistischen Standards. Ach, die Mülldeponie meines Ekels.


Irgendwann in den letzten Wochen, beim L-Word-Sehen mit Theresa (ahnst gar nicht, wie viel mir das bedeutet) und beim Reden über L-Word, und jetzt dann bei Angels in America (ahnst gar nicht, wie sehr ich mich über dieses Care-Paket freue & und wie sehr es ein Care-Paket ist), ist mir aufgefallen, wie sehr emotional zuhause ich mich bei fast allem fühle, was gay ist oder Jules et Jim oder auf sonst irgendeine Weise nicht BoyMeetsGirl, wie selten die Empathie noch anspringt vor den Schablonen, in denen doch Leute wie ich sich wiederfinden sollten, und wie sehr auf der Stelle bei den Filmen, die für meinesgleichen doch gar nicht gedacht sind.

Und jetzt schon mein bösartiger präventiver Hass auf das, was sie hierzulande mit L-Word machen werden, im Frühjahr 2006, all die Begleitkommandos, die man sich jetzt schon ausrechnen kann, die Zusatz-Features, die die Leute wieder aufs übliche Maß kleinprügeln sollen, irgendwelche Jeanettes & Sarahs, die ihre Testimonials loswerden dürfen, dass auch sie sich vorstellen könnten, durchaus, und in den Print-Konkurrenten Trendartikel, lesbian chic & crap like that.

The L-Word ist eine Fernsehserie über Menschen. Das Rätselhafteste, was du im Fernsehen gerade machen kannst.


Meine Liebe zu den müde gewordenen Stimmen.


Every.Time.I.See.Your.Face.


Ihre Wahrsagerin, die über mich (den Abwesenden) vermutete, ich hätte zwei Töchter, nicht lockerlassen konnte, als sie ihr sagte, es seien aber eine Tochter und ein Sohn, sagte: "aber ich sehe zwei Töchter, ist der Sohn vielleicht schwul?", und hinterher meine Sorge, dass er vielleicht ja wirklich schwul sein & in seinem Alter Angst davor haben könnte, das völlig okay zu finden, gleich ans Telefon und der Mutter, my used-to-be, gesagt, wir sollten unbedingt darauf achten, dass die Kids nie Schiss müssten vor ihrem Ich-Sein, nicht unsere, lass uns bitte immer darauf acht geben, & sie, die used-to-be, nachdem sie mich mit Grund & Recht schallend ausgelacht hatte, hinterhersetzend, dass ihr das ja sehr recht wäre, immer hübsche Jungs zu Besuch. Ah, Identität!


Palette revisited. Eine oral history über die Hamburger Kneipe, die in Hubert Fichtes (auch er tot) Roman Die Palette immer noch lebt. Immer noch lebt: dir sagt, wie Orte, Gesellschaft, Gespräche sein sollten, dich mit Sehnsucht schlägt, wirklich schlägt. Clubs der Menschen, die von bestimmten Büchern mit Sehnsucht geätzt, geimpft, verdorben worden (und wie ich mir wünschte, es gäbe die Army of Lovers aus Pynchons "Gravity Rainbow" tatsächlich). Palette revisited also. Wir saßen da, tranken Kafee & Pastis, schauten die Palettenfotos an, army of lovers, auch wir beide, ein versprengtes Sonntagnachmittagskommando. Großartiges Buch.


"Du musst ein Buch schreiben."


A.Singer.Must.Die.


Das Lustigste an den jetzt überall abgedruckten Poschardt-Texten (diese Woche zieht er seine Alles-alte-Säcke-außer-ich-Nummer im "Spiegel" durch) ist, dass man an ihnen merkt, wie gut oder wie schlecht die Textchefs in den jeweiligen Blättern sind. Je besser der Textchef, desto mehr klingt Poschardt nach Westerwelle, je schlechter der Textchef, desto mehr hört er sich eben nur nach Poschardt an.


oh.my.love.


Camp by Andy Wahrhol





als ich m's sms mit den ersten wahlergebnissen erhielt, saß ich gerade beim midtown lunch in the modern, aß eel rilettes und trank dazu irgendwas mit moet, frischgepresstem ingwersaft und reiswein, die zweite sms erwähnte eine jamaica-koalition, ganja rulez ok simste ich zurück. dann machte ich mich auf den weg nach chinatown, ich brauchte unbedingt eine suppe mit schweineblutwürfeln.

[dispatches from abroad]





After years of seeing people almost exclusively on television, I found their three-dimensionality startling: the light playing off their faces, the complexity of their hands, the strange electric feel of their nearness. One afternoon, I spent 15 minutes watching a shirtless man clip a hedge, enthralled by the glide of the muscles under his skin.
und diese geschichte hier, laura hillenbrand, a sudden illness - how my life changed. ein hirsch, der über die straße läuft, fast das auto rammt, bevor er wieder in der nacht verschwindet, sieht sie noch the swirl of hair around his nostrils. gleich danach wird sie krank und bis heute nicht mehr gesund, chronisches erschöpfungssyndrom, vielleicht ein fehler, krankheiten so zu taufen, dass sie zu metaphern werden können, das kommt noch dazu, zur krankheit, die schlimm genug ist. sie liegt im bett, kann kaum gehen, schleppt sich dahin, jahrelang, immer noch. irgendwann beginnt sie zu schreiben, unbezahlte artikel zuerst über pferdekrankheiten und dergleichen, dann ein buch über ein rennpferd und den mann, den es rettete, es wird ein bestseller und verfilmt. in einem interview, zu hause bei ihr, wie alle interviews, sie kann ja kaum hinaus, wird sie sagen, ihr ficus wäre so oft fotografiert worden, dass er einen eigenen agenten bräuchte. diese geschichte also, vom herumtreiben der gedanken, empfindungen, aufmerksamkeiten in der immobilität und über die erinnerung an einen hirsch, der die straße überquerte.




25 Arten der Unlust, 13 Arten der Furcht, 27 Arten der Begierde und 5 Arten der Lust [camp catatonia.]

[sofort addiert, mehrheitsverhältnisse im emotionenparlament. 38:32, sieht schlecht aus. man könnte auch denken, hat die stoa ja auch gemacht, dass begierde ebenfalls nicht gut ist, dann sind es 55:5, ganz große miese mehrheit. aber die oppositionsreden! ]





"Cry, fancy dans and dames in furs. Convulse with despair, art gang. You will never be Godard's heroes."
russian journal / andrej madison > jean-luc godard was killed

[im internet danach gesucht, ob es je einen godard-film gab, in dem sex im pelzmantel vorkam. weil doch andrea müller im balance-teil der brigitte darüber geschrieben hat, wie es sich anfühlt, wenn man wochen mit irgendeinem tom aus dem internet superwitzige supersexy e-mails wechselt und es dann nicht mehr erträgt, nicht in der welt der carbon units (ewiger dank an günter für dieses wort) ernst zu machen, there comes the time when you have to deliver, baby, ein bootie-call also, heutnacht wirds passieren, aber davor den ganzen tag lang totale unsicherheit, bin doch gar nicht so scharf wie ich tom gemailt habe, stundenlange telefonate mit der freundin, die sowieso immer alles über tom gewusst hat (liebe zu dritt), was soll ich bloß anziehen, geht alles gar nicht, licht also nicht anlassen, bauch einziehen. und dann der satz:

Ach, ich behalte einfach meinen Mantel an und tue so, als wäre mir kalt. Sex im Pelzmantel funktioniert doch auch nur in Godard-Filmen, oder?
welcher, verdammt welcher godard-Film soll das denn gewesen sein? In welchem godard-film hat sex funktioniert, überhaupt etwas funktioniert, wie traurig ist das denn, godard-filme zu kennen und immer noch darüber nachzudenken, ob sie gut genug für tom aussieht? das leben ist manchmal so unendlich traurig, das erträgt man kaum. aber am ende geht für prénom: andrea alles supergut aus, tom bezieht ihr spätnachts die betten und sagt viel nettes in dieser nacht. nadannisjaallesokay. hättst gar nicht über godard und deinen speck nachdenken müssen, supertyp, der tom aus dem internet. jean-luc godard was killed.]