"Diese Auslegungsprobleme sind das Schlimmste."






die krönung der niveaulosigkeit des spiegels.


wieso?


möcht ich auch wissen. is doch ne gut beobachtete geschichte


oh ja, gut beobachtet ist es. sehr nett zu lesen auch. wenn ich mir jedoch den spiegel-claim "das deutsche nachrichten-magazin" vor augen führe, dann frage ich mich, wie dieser anspruch mit den banalen handy-geschichten von einigen jugendlichen zu vereinbaren ist. wo ist der nachrichtenwert dieser geschichte? ich hätte diesen artikel eher div. teenie- oder lifestyle-magazinen zugeordnet, denn er ist nichts weiter als eine nette geschichte. der spiegel bringt leider immer mehr nur nette geschichten. aber das ist subjektives empfinden. und jedem seine meinung.


Ich glaube, diese Handygeschichte sagt mehr über unsere Gesellschaft als sämtliche Angela-Merkel-Statement-Abfrager der letzten zehn Jahre.


ich denke, die gefahr liegt darin, dass die erkenntnisse einer handygeschichte durch die aufwertung verbunden mit dem namen eines seriösen nachrichtenmagazins vermeintliche allgemeingültigkeit für die gesellschaft beanspruchen können. und dies scheint mir eine beleidigung unserer gesellschaft zu sein.


seh ich ähnlich wie herr hack. was da an neuen organisationsformen und beziehungskonstruktionen am start sind, das ist sehr spannend. und keiner hilft den dabei. das ist noch spannender


Erstens ist der "Spiegel" knallharter Boulevard und zweitens ist es wesentlich unseriöser, über die Kommunikationstrends der Handy-Generation nicht zu berichten als es so zu machen wie der "Spiegel"-Journalist in diesem Stück.


alleine, dass sich paarbeziehungen über sonne technische krücke wies handy stabilisieren und nich mehr über gemeinsam-zeit-miteinander-verbringen. das ist sehr sehr neu.

geht jetzt auch hier irl los mit schulstorys, die alle darauf hinauslaufen, auf ein unsortiertes, hilfloses umherrennen der jugendlichen


Ich denke

als die Telefone aufgekommen sind, war die Stimmung ähnlich.


könn Sie nich vergleichen

viel langsamerer einzug der telefone in die haushalte und dann ja auch nich für jeden 1


weiß ich gar nicht

These: 1955 waren Telefone in erster Linie für geschäftliche Kommunikation Kontakt. Wer privat eins hatte, war besonders reich, wichtig oder modern. 1970 gehörte das Telefon zum normalen Haushalt, es war nicht unüblich, dass auch Kinder miteinander telefonierten.

Dazwischen 15 Jahre.

Fürs Handy etwa 1990 bis 2004 für eine ähnliche Entwicklung?


Ich denke, dass das alles noch viel krasser wird mit zunehmender Netzanbindung der Mobilen geräte und den ganzen zusätzlichen Funktionen. Wobei das spannende sein wird, was für Kommunikationszirkel sich so bilden werden bei all den möglichkeiten die da vor der Tür stehen...


mmhh. ich kann mich täuschen, aber sowohl der spiegel als auch einige kommentare hier kamen mir ein wenig besorgt, kulturpessimistisch, neil-postmanhaft vor (technische krücke und all so was, eben eher der ton). mir ging es eher so, dass ich beim lesen dachte, wie klasse ist das denn, netzwerke, die durch die städte wandern und knoten bilden, kollektives herumschweifen bei nacht, ad hoc-cliquenbildungen.

ich hab ja eine 15jährige tochter und guck dem zu (und zahle gerne die rechnungen; übrigens auch so schmallippig in diesem spiegel-artikel, diese wiederholte erwähnung des teuer-seins) und denke oft, dass mobiltelefone seit der schallplatte die grossartigste erfindung für menschen sind, die noch bei eltern leben müssen. dieses tag-und-nacht-reden-können, ohne dass so ein blöder erziehungsberechtigter das mitbekommt. bei mir war das ja noch so, dass, wenn jemand anrief, da die mutter in der tiefe des raums stand, und man wusste, sie spitzt die ohren, auch wenn sie sich das nicht anmerken lässt, und nach zehn minuten immer diese bekundungen, dass es vielleicht nun aber genug wäre; ganz schlimm auch: bei anderen anrufen zu müssen, und die mütter waren dran, und man wusste, es waren strenge mütter... ein wenig merkwürdig beim spiegel auch: das lamento über das gestörtwerden von paaren durch all die freunde. könnte ja auch sein, nur so hypothetisch gedacht, dass freundschaften, cliquen, netze vielleicht besser, angenehmer, interessanter, "freier" sind als diese trainings-paare.


Jetzt wo sie es sagen... besorgnis? Ich sage: es wird noch viel krasser und meine: besser, spannender, abgefahrener. Klar gibt es da befremden bei denen die nicht mitkommen bei all dem Tempo. Aber wer jetzt schon nicht so richtig folgen kann was da passiert, der versteht in spätestens 20 Jahren gar nichts mehr.


netzwerke, die durch die städte wandern und knoten bilden, kollektives herumschweifen bei nacht, ad hoc-cliquenbildungen sounds sexy, ja, aber dann, am montag, wenn der alltag einkehrt, schule, job, wasweißich, dann hilft einem die geile saturday-night-handy-gang überhaupt nicht weiter, weil sie nicht da ist, wenn man sie braucht

der postmanvergleich ist hart. müssen Sie zugeben


@ praschl

"Im Grunde kommt man allein, und man geht allein", sagt Lena. "Mit dem Handy bringt ja jeder seine anderweitigen Möglichkeiten mit."

So fühlt es sich auch im Zusehen an, hineindenken kann ich mich ja kaum. Planung, Diskussion und Nachbereitung scheinen das Erleben zu ersetzen, eine neue Qualität des Ausweichens, Changierens und Taktierens, das Telefon als Notausgang. An anderer Stelle, zu einer anderen Zeit, da meinte ein Anderer zusammenfassend, das sei »einsam und kommunikativ«, ich befürchte, er hat Recht, aber ich bin ja auch trübsinnig. Ihre Version gefällt mir besser.


ich bezweifle ja nicht, dass es die einsamkeiten, traurigkeiten und all das gibt (und natürlich auch, wovon hier noch nicht [im spiegel schon ein wenig mehr] die rede gewesen ist: die überwachung durch die buddies etc.). ich sage bloß, dass es hin und wieder schon so sexy ist wie es sich anhört & jedenfalls so sein kann & eine gute saturday night ist besser als keine gute saturday night & manchmal wenn ich mit diesen kids zu tun habe dieses (gewiss auch gönnerhafte, weiß ich schon, kann mir aber auch nicht helfen) kopfnicken, ja, das ist schon richtig so, wie die das machen, gesprächsnetze, von denen die alten nie etwas mitkriegen, schon sehr gut. schafft nicht den montag ab und die fabrik, welche auch immer, aber das hat eh noch keiner geschafft, leider.


die überwachung durch die buddies

plus: die duldung (und aushebelung) der überwachung (sonntag noch gehört in sonner story von nem teenie (w, 16) hinten im auto, wo sie rumschwirrt irgendwo + er, selbst rumschwirrend, anruft, wo sie sei, ob sie an einem no-go-ort wäre, so sachen)


hmmm, was mich daran mehr stört, am spiegel-text, ist diese komische distanziert-irritierttuende insektenforscherhaltung, die mir auch gut von soziologen oder sozialforschern älterer semester bekannt ist.

so zu tun, als sei das ja vollkommen fremdartig - und es dann entweder euphorisierend anzupreisen als das neue elysium oder wahlweise es zu verdammen als die hölle & apokalypse.

anstatt einfach unaufgeregt zu beschreiben, wie das so passiert; dass das ganz normal ist; und dass dadurch nicht weniger oder mehr erfahrungsreichtum verbunden ist - sondern einfach nur anderer!

(naja, mit meinem bedürfnis nach weniger hysterisierung bin ich aber wohl eh falsch, bei magazinen, nich?;-)


Hysterie ist die Essenz des Journalismus.


In diesem Zusammenhang an etwas Prähistorisches aus WIRED erinnert, immerhin September 1999:

"Like schools of fish, kids navigate on currents of whim - from the Modesty coffee bar to the Forum mall for a slice of pizza or a movie to a spontaneous gathering on a street corner, or to a party, where SMS messages dispatched on the phones summon other kids or send the whole group swimming somewhere else."

www.wired.com

Dieses ganze Schwarm-Thema ... Emergence, Flashmobs, spontane Selbstorganisation (s. auch der olle Kevin Kelly) etc. ... Ich kann mir nicht helfen, aber da steckt noch viel drin, wenn nicht für das Abschaffen der Fabriken, so doch zumindest für die New Economy, Version 2.0.