In Linz beziehen wir ein Zimmer in einem etwas außerhalb gelegenen Gasthof „Donautal“ oder so ähnlich. Gemütlich gestimmt schreiten wir die Treppe herunter zur Gaststube. Uns gelüstet nach gebratenem Fisch oder gleichsam einfachen Speisen. Die Donau liegt vor der Nase und mir wird ganz heimatlich nach Elbe und Weindörfern zumute.Ich war ja nicht dabei, aber ich vermute ja, dass es Kernöl war. Ist ja auch grün.Aber ach, zu spät. Was erblicken wir schon auf der handschriftlichen Speisekarte? Unverständlich und nicht sehr hungerstillend klingende Gerichte, wie „Eierschwammersülz“ oder Carpaccio. Das servierte Essen entpuppt sich als Designerfraß, in diesem Ambiente recht unpassend serviert auf eckigen japanischen Tellern. Mein Gegenüber hebt anklagend seine Gabel hoch mit aufgespießten, lapprigen Rindfleischscheiben. Das ist für meinen Begleiter wahrscheinlich Esshardcore: zu viel Olivenöl (er mag keins), Pfifferlinge (er isst nur Champignons) und rohes Rindfleisch (so etwas wie Bauernhof-Sushi).
Re: Ja ja, der Kulturschock.
Die Vermutung mit dem Kernöl ist naheliegend, dabei aber auf »Designerfraß« zu schimpfen hielt ich zunächst für gewagt, ist doch Rindfleisch mit Reherl eine Delikatesse mit Tradition - wenn auch nicht unbedingt auf eckigen Tellern und eher in der Steiermark (wurde aber auch schon in Südtirol gesichtet). Wer jedoch Lust auf Donaufisch hat um dann in Linz »Garnelenspieße« zu essen, dem ist nicht zu helfen. Interessantes Fragment, das - wie meist - mehr über den Schreiber ausagt als über die Beobachtung.
wer ueberhaupt irgendwo garnelenspiesse
isst, hat es nicht anders verdient. seefisch im binnenland ist schon arg, aber das garnelen heute zu 90% muell aus thailaendischen giftteichen sind, sollte zu allen vorgedrungen sein. soooo lecker kann das nicht sein(ich weiss es nicht, kenne mich nur mit frischem nordseegranat aus und auch das seit 20 jahren nicht mehr..)
seufz.
es ist ja alles so vorhersehbar: da in tschechien noch die authentische ländlichkeit, hie in austroland schon das möchtegern. dort in sonstwoland noch die authentische rohheit, für einen höchstpersönlich aufbereitet und daher so waaaahnsinnig individuell; hier in fastsowiehierland schon das zivilisatorisch verdorbene, urban bzw westlich überformte, vermasste, durch und durch bekannte - hach, man kriegt exklusivitätsschwundekel, wie gräulich.
Es war Olivenöl.
Ätsch bätsch. Es war Olivenöl. Wer meine komische Kolumne so ernst nimmt, und auch noch analysiert, was fürn Öl der Uwe da auf seine Rindfleischscheiben geklatscht bekommen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Das wäre doch auch mal eine Kolumne wert, was mit einem veröffentlichten Text so alles angestellt wird. Echt witzig. Kolumnen sind übrigens nie besonders nahe an der Wirklichkeit gebaut, sondern sagen wir mal auch immer gedankliche Freiheit. Wär ja auch öde, ohne.
danke für den hinweis, dass es um die gedankliche freiheit geht. und ist schon okay, wir nehmen Dich nicht mehr ernst, sondern für echt witzig.
nein, ernst nehmen ist nicht mehr drin. weiterhin guten Appetit.