Gute Frage. Ja, das klingt blöd, aber es ist eine gute Frage. Sie lässt mich darüber nachdenken, wie Architektur zu mir spricht. Auf Fotografien tut sie es eher auf der Straße, aber ist ein Foto nicht nur ein Foto - und eben nicht die Architektur? Manches von dem, worauf ich an Gebäuden reagiere, sieht man nur auf Plänen oder auf Abbildungen, wie eine Fassade gebaut ist, was der Gedanke bei einem Grundriss war, wie Wege gezogen werden, wie ein Gebäude gegen die Geschichte, das Stadtbild reagiert. Wenn man auf den Wegen selbst steht, hat der Körper ja nur den Ausschnitt. Andererseits reagiert der Körper immer wieder (man merkt das besser vor oder in schlechter Architektur), kleine abrupte Identitätswechsel, die man sofort wieder vergisst beim Weitergehen. Dass man eine andere Person ist in Gründerzeitstädten als in New York beispielsweise oder in einem Bergdorf. Die Verortung, die Architektur mit dem eigenen Körper spielt, und auf die der Körper reagiert - und wenn man sich Zeit die Reflexion nimmt, eben auch die Gedanken. Das Innen/Außen-Verhältnis ist dabei natürlich auch spannend. Dass es jedenfalls für mich Städte gibt, in denen die Außenräume von mir (oder dem Körper) wie Innenräume wahrgenommen werden, Paris zum Beispiel oder an vielen Stellen New York. Und andere, die klare Schnitte zwischen Innen und Außen vornehmen, Los Angeles. Mittlerweile kann ich Gebäude, Städte, Räume ganz gut lesen, und viele Textgemenge faszinieren mich.

Fleisch und Stein. Der Körper und die Stadt in der westlichen Zivilisation. von Richard Sennett, Suhrkamp (April 1997)

Es ist doch oft auch so, dass man (=ich) die Menschen einer fremden Stadt nicht einfach fotografieren will. Und deshalb ihre Häuser fotografiert, ihre Straßen.