wir lernten, dass das gebot, du sollst nicht begehren deines nächsten etc., gegen die selbstgefällige gesetzestreue der gläubigen installiert worden sei, die zwar den vollzug der sünde regulieren konnten, nicht aber das der sünde vorgelagerte begehren. ein gebot gegen die hybris des gehorchens also. oder aber eine ausdehnung der sünde ins imaginäre, wenn man so will. das stimmte nur partiell. wie wir heute wissen, handelt es sich erst im zweiten schritt um eine moralische weisung, zu allererst aber um eine anleitung zur psychischen gesundheit.
hybris des gehorchens hätte ich gerne näher erklärt. weil hybris mit gehorchen in meiner welt ja absolut gar nix in common hat. hybris=übermut, meinetwegen auch frevelhafter. hybris ist prometheus der macht was er will und nicht was die götter wollen. care for a clarificaton?
das ist ja gerade der trick: der gedanke, dass gesetzestreue und vermessenheit in eins fallen können. dass sowohl eine ignoranz gegenüber der gebote, als auch eine ignoranz der selbstgewissen gesetzestreue denkbar ist - und dass ich der vorbeuge, indem ich ein gebot erlasse, das unmöglich einzuhalten ist. eine ungeheure introjektion. denn das begehren, das ich sanktioniere, muss ja da sein, ist ja da, bevor ich es verhandeln kann. das begehren macht was es will, sonst wäre es nicht das begehren. eine gelenkige verunsicherung gegen einen nicht mehr regsamen text.
thanx, ich sehe etwas klarer. zumindest die grundidee habe ich jetzt glaube ich verstanden.
»Verily, the sacrament of marriage as instituted in its adamant impossibility by our Saviour, exists but as a precondition for the sacrament of adultery.« (Updike, A Month of Sundays)
Hybris des Gehorchens, dank dafür Frau Schaum. Eine schwäbische, überaus deutsche Ausgeburt. Banalität des Bösen.
Eine Idee
..., so herausgehoben aus den trüben Fluten, daß es mich zum comment reizt. Als "Anleitung zur psychische Gesundheit" entweder harter Kautabak oder Bruder Leichtfuß: ich habe am eigenen Leib (sic!) erfahren, daß sowohl qua Befolgen des Gebots (Erhaltung des sozialen Kontext´), als auch qua seine Übertretung (Triebabfuhr) laterale (natürlich nur temporale) psychischen Gesundheit erreicht wurde.
Danke für den Impuls.
Erst wer ein Gebot übertreten hat versteht wirklich, warum es überhaupt existiert. Wodurch es allerdings - wenn man will - sinnlos wird. Bzw. höchstens enzyklopädisch-dokumentarischen Wert hat.
Pardon, ich habe von den Feuilletonpillen gegessen.
Oder so:
Gebote als Wichtigtuer-Tools.
@ Frau Schaum, Total OT
Danke für die schöne winterswap-Kompilation. Da ich im Alten verhaftet bin wie Pattex (siehe meine CD )war mir kein Song bekannt, god sake. Jetzt wird die CD rauf und runter genudelt. Sehr speziell, sehr schön, ich freue mich.