Ron McLarty, The Memory of Running, TimeWarner Books 2005

Geschenk von M., nachdem sie im Entertainment Weekly die Geschichte [pdf] gelesen hatte, die hinter diesem Buch steckt: "Memory of Running" ist die erste Veröffentlichung eines 57jährigen Audiobook-Vorlesers und Schauspielers, der sich mit seinen eigenen Texten ein Leben lang nur Verlagsabsagen geholt hatte, bis Stephen King während seines Krankenhausaufenthaltes die Audiobook-Version [zu der es doch geschafft hatte] hörte, den Roman dringend lesen wollte, aber nicht lesen konnte und deswegen in seiner EW-Kolumne das "beste Buch, das Sie 2005 nicht lesen können" rühmte. Ein übergewichtiger Mann in den 40ern, der sich eines Tages auf ein Fahrrad setzt und einfach losfährt, von Rhode Island nach Los Angeles, das musste etwas für mich sein…

Ist es auch. Man kann nicht anders, als diesen Smithy Ide zu lieben, 140 Kilo, rundum fettgepanzert gegen das Leben, traumatisiert vom Verschwinden seiner Schwester, die Nächte mit Brezeln und Bier verbringend statt mit einem Menschen. Dann sterben seine Eltern bei einem Verkehrsunfall, und gleich nach dem Begräbnis öffnet er einen Brief, in dem seinem Vater mitgeteilt wird, dass die sterblichen Überreste der verschwundenen Schwester in Los Angeles in einem Kühlhaus aufbewahrt würden, bis jemand sie abhole. Smithy schwingt sich besoffen auf sein Kinderfahrrad, das sein Vater in der Garage aufbewahrt hat, und fährt los, und ehe er merkt, was er da eigentlich tut, ist er schon zu lange unterwegs, um umzukehren. Auf seiner Fahrt wird er angefahren, angeschossen, hilft er einem Aids-Kranken beim Sterben, rettet ein Kind aus einem Schneesturm, wird er, zum ersten Mal in seinem fetten Leben, von einer Frau begehrt und beginnt er, zum ersten Mal in seinem traumatisierten Leben, jemanden auf eine andere Weise zu lieben als bloß hündisch ergeben und geduckt. So ungefähr. Das alles ist arg dick aufgetragen und sehr oft sehr sentimental und sehr oft nervt es gewaltig. Aber wehren konnte ich mich nicht dagegen.