rätselhaft, nach all den jahren: wie falsche wörter, falsch gesetzte wörter, falsche interpunktion, schlechte satzstellungen körperliche reflexe auslösen, anderswo als im "geist". das zucken hin und wieder.
[erinnerung an kristevas "revolution der poetischen sprache", sprache als eine art schaltplan, der auf den körper gelegt, geätzt, ja was eigentlich?, wird.]
[bei gelungenen texten: die impulse zu tanzen. in the style of thelonious monk]
Morbus Textchef.
nein, kein morbus. ich mag das sehr gerne. meistens jedenfalls. manchmal aber lähmt es das eigene schreiben, weil man beginnt, jedes wort unter generalverdacht zu stellen. was man ja sollte.
in letzter zeit nachdenken über das körperliche von sprache. sehr seltsam und abgründig.
Erinnert mich an diese medizinischen Modelle des Rachenraums, die ich einmal im Büro eines Sprachwissenschaftlers bewundert habe. Und eigentlich vibriert der ganze Rest des Körpers auch mit.
Ich lese ja gerade "Die Lust am Text" von Barthes, der mit diesem Problem des körperlichen Texts und des Textkörpers sehr befasst war. Ich brauche immer lange für Bücher, das ist aber hier gerade gut, denn dadurch kann ich erkennen, wie der Text seine eigenen Prämissen, Behauptungen und Überspanntheiten Stück für Stück wahr macht. Manchmal ein Gefühl, wie einem unheimlich guten Zauberer zuzusehen, dessen stilistisches Hauptmittel die Bescheidenheit, dessen artistisches Hauptmittel eine in jeden Handmuskel übergegangene Perfektion ist. Ich muss übrigens nicht zucken, sondern beuge mich vor, lache, schüttele den Kopf, und denke und sage: "Oh, oh, oh!", "Ja!" usw.
falls sie es noch nicht kennen; das buch von w.e. süskind: vom abc zum sprachkunstwerk ist umwerfend.
Schlimmst: wenn man seine eigenen Texte von vor ein paar Tagen/Wochen/Jahren liest und feststellt: oha!
Aber auch: Oha! Damals ging das ja irgendwie viel besser.
Auf jeden Fall oha!