Eine Skyline wie ein Theatervorhang. Er würde sich öffnen, und dann würden Geschichten losgehen. Ich verstehe ja auch nicht, warum es diese Theatervorhänge kaum noch gibt. Man saß vor ihnen, im Zuschauerraum tuschelte und raschelte es noch, und der Vorhang bewegte sich leicht in einem Luftzug, von dem man nicht hätte sagen können, woher er kam. Manchmal bemerkte man, dass hinter dem Vorhang jemand vorbeilief. Dann endlich wurde er aufgezogen, und der Blick fiel auf etwas, das man sich ganz anders vorgestellt hatte. Und das Drama begann. Ich könnte mir ganze Theaterstücke vorstellen, die hinter dem Vorhang stattfinden. Man hört, ahnt, spürt sie bloß, und alles, was es zu sehen gäbe, muss die Vorstellung sich ergänzen. Stimmen, die von links nach rechts wandern, Geräusche, die man ihren Quellen zuordnet, Gesichter, die man sich ausmalt. Wie man als Kind vor der Tür des Zimmers stand, in dem der Weihnachtsbaum geschmückt wurde. Als die Tür dann aufging, war der Baum nie so schön wie in der Vorstellung, die man sich gemacht hatte. New York allerdings hat nicht enttäuscht. Der Vorhang ging auf, und die Geschichten gingen los, an jeder Straßenecke. Vielleicht aber hätte ich aber so stehenbleiben sollen, am anderen Ende der Brooklyn Bridge. Und nur den Geräuschen, dem Hämmern der Stadt zuhören, die ich mir dazu ausgemalt hätte. Wer weiß?





Was für ein Glücksgefühl das war. Eine neue Platte aus der Hülle nehmen. Nur mit den Fingerspitzen anfassen. Jedenfalls bei den ersten paar Malen. Später wurde man nachlässiger. Auflegen. Den Staub vom Saphir pusten. Normalerweise müsste man jetzt den Tonarmhochhebhebel betätigen. Aber so lange kann man nicht warten. Man legt händisch auf. Wird schon nichts schiefgehen. Oder doch. Aber das hört man erst nach zwanzigmal, und vielleicht mag man dann die Platte eh nicht mehr. Wenn man sie mag, ist es einem egal, dass es knackt und knarzt. das erste Stück ist meistens sowieso nicht das beste. Die besseren Stücke haben sie sich früher immer aufgehoben. Wenn bei den CDs dagegen nur ein Stück gut ist, ist es das erste. Weil es bei den meisten CDs, die gemacht werden, auf die ersten 15 Sekunden ankommt. Die Plattenfirmen schicken einem das genauso. Mit einem Begleitbrief, in dem es heißt: Anspieltip - track one. Sie wissen genau, dass wir wissen, dass es Schund ist, dass wir höchstens 15 Sekunden zuhören werden, und wenn es dann nicht rockt, wird die CD nie wieder einen Abtastlaser fühlen. Deswegen ist es das erste Stück. Deswegen sind es die ersten 15 Sekunden des ersten Stückes. Deswegen muss für die ersten 15 Sekunden des ersten Stückes ein Produzent her, der früher geniale Loops gemacht hat. Da hat die Plattenindustrie eine geringe Chance, dass man dem beschissenen Rest doch noch zuhört. Es muss mit einem Effekt losgehen.