exactitudes

Rotterdam-based photographer Ari Versluis and stylist Ellie Uyttenbroek have worked together since October 1994. Inspired by a shared interest in the striking dress codes of various social groups, they have systematically documented numerous identities over the last 8 years. Rotterdam's heterogeneous, multicultural street scene remains a major source of inspiration for Ari Versluis and Ellie Uyttenbroek, although since 1998 they have also worked in cities abroad.





monolog





"sag mal, du liest heimlich mein weblog?"





DISCOBEDIENCE LIGHT: volksworld st. pauli-süd, 5 grad unter null & hafenklang-pressluft, dock 11 sichtweit, ein fahles gleißen & schneetreiben wie in zeitlupe (am dämmerrand), drinnen electroclash & dosenbier, 128 bpm & man hört der musik an, wie verlassen sie sich fühlt, ins trockeneis geschmiegt wie in eine flüchtige umarmung, vages minimal kissing & die bässe & die kubistisch zerlegten gesichter & unser glücksapriori & die neue kopfhautsensibilität, eine kurze nacht lang, verstrichen wie ein wind, die erste helle draußen eigenartig fehlfarben, billwerder-moorfleet klingt wie eine drohung, weite strecken, die brücke, hart ausgeleuchtet, knickt nach westen weg, lauter geschichten mit ungeradem ausgang, kein aber. & alles war wieder nur eine bewegung von licht.





Das erste Mal in Stuttgart bin ich mit Sara Wilson gewesen, wir kamen aus München in einem silbernen Benz-Cabrio, ein warmer Spätfrühlingstag, im Cassettenrecorder Run DMC und die Beastie Boys, auf den Autobahnen zum ersten Mal Verkehrszeichen nur für Panzer gesehen, als wir auf dem Hof der psychiatrischen Klinik vorfuhren, in der wir erwartet wurden, umzingelte uns ein Dutzend Kinder mit Down-Syndrom & einen glucksenden Augenblick lang malten wir uns aus, wir wären ein kalifornisches Millionärsehepaar, gekommen, um der Klapse zwei Kinder abzukaufen, sie in den Benz zu packen und für den Rest unseres Lebens, happily ever after, auf Autobahnen hin und her zu jagen, you gotta fight for your right to party, die Nacht damals auf einer Matratze in einem Gartenhäuschen eines Freundes einer Freundin verbracht, irgendwo in den Hügeln um Stuttgart, es glich dem Gartenhäuschen Cs. in Traun, der ersten, die, aber das geht niemanden was an, später dann ein paar Jahre lang an der Nadel, am Morgen darauf beim Frühstück in einem Studentencafé ("französisch: Milchkaffee, Croissant, Gitanes, Aspirin") ist mir eingefallen, dass das Kind, falls es ein Mädchen sein würde, Stella heißen müsste, das Wichtigste an Namen: dass man sie ebenso gut seufzen, flüstern & brüllen kann, Jahre später dann in der "Elle" ein Bericht über Saras Hochzeit in Bad Ischl,

das zweite Mal in Stuttgart gewesen bin ich gar nicht, nur umgestiegen nach Bietigheim, Hartmut Engler, ein Einfamilienhäusle am Stadtrand, meine Füße ("soll ich mir die Schuhe ausziehen") umzingelt von Legosteinen, er den ganzen Tag bei mir kämpfend für seine credibility: dass er, wenn er wollte, auch ganz anders könne, aber eben nicht wolle, Hotelzimmer auseinandernehmen so gar nicht sein Ding, und ja klar, manchmal die Mädles bei den Konzerten, er aber, jaja, dachte ich den ganzen Tag, jajajajajaja schon gut du blöder Arsch, Mittagessen bei irgendeinem Provinzedelitaliener, bester Macchiato meines Lebens, die damalige Frau mit dem Kind dabei, das Kind quengelig, es ging um Zahnpflege, die Frau und Engler in einem fort: wenn das Kind sich nicht ordentlich die Zähne putze, käme irgendwann der Baxtor, ausgesprochen: Baggschdor und zwar zwanzigmal hintereinander in einer endlosen Schleife, die immer noch in meinem Gedächtnis rumort, abends Pre-Listening-Party der Mastertapes der neuen Pur-CD mit den Jungs und den Freunden, irgendein Tonstudio in einem kleinen Kaff, Kartoffelsalat, Weißbrot, Bier, die Bandmitglieder den ganzen Abend lang so weit wie möglich voneinander postiert, irgendwann alle besoffen, kann man alles nicht schreiben,

das dritte Mal in Stuttgart gestern mit Hammerschmitt, Hack, Albers, Bjerg, ins Dunkel hineinlesen, im Rücken fuhren Vektor-Trolleybusse durch Eisensteinstraßen, davor in einer Cigar Lounge, zwei Monitore, auf denen n.tv lief, das Homeshopping-Fenster, Spionagekameras in Mützen, Gummibaumblättern, Wohnzimmerwandfugen, darunter der Nachrichtenticker, die Welt sieht dich überall, am Nebentisch, in meinem Rücken meinem Ohr: ein Paar in den Fünfzigern, er: nur hörend, sie eineineinhalb Stunden lang über den Amerikaner säuselnd, der Krieg, die Nichtregierungsorganisation, das Öl, der Nahe Osten, dann die Theodor Heuss-Strasse hoch, harte Kästen, Deutsche Bundesbank Filiale Stuttgart, gleich daneben die barcode bar, das Kulturzentrum: ein Glaskasten, der Saal: ein Robert Bosch Saal, die Software: nicht die Pro Version, das Kabel: ein Kabelbruch, das Restaurant: hieß Punktum, die Flure: Fotosammlung, die Spielregel: jeder liest, bis er raus ist, die Mahnung: wenn du liest, stampfst du immer mit dem Fuß auf, das Publikum: im Dunkel, die Idee: man müsste das so in den Saal hineinflüstern hineinhauchen hineinplaudern, fade in fade out, noch immer keine Ahnung: was wir da eigentlich tun, irgendwann: fließt es, danach: Applaus, aber schütter, was sollen wir sagen, wieviele da waren: zehnmal so viel, das war jetzt: der erste Schritt zur Weltherrschaft, dann: Bier trinken, Schulter an Schulter, reden, Pilzpfännli, fotografieren: den Reliquienschrein, herübergewehte Wörter: das kann ich nicht schreiben auf meinen 70 Zeilen, Fragmente davor: gelber grüner roter Mars, Ich bin der Untergang der Bundesrepublik Deutschland, Bastian sagt: die Idee eines stillen Abends mit fünf Männern, einem Kasten Bier & kein einziger darf ein einziges Wort sagen, MH: zum letzten Zug, wir dann: Tex-Mex, Bier Bier Cola Gintonic, Bett, das war's: worum es ging: vier andere, trinken, Fragmente, reden, Fragmente, & eigentlich hätten wir gleich schreiben müssen darüber, Schlussatz Bov: "Das muss eh alles viel kryptischer werden. Viel hermetischer. Immer dieser Meinungsquatsch. Wir sind doch nicht beim Kabarett."





beiläufige erwähnung einer flasche gin.





ungebrochen der trickle down ins offline-leben: im zeitschriftenregal des supermarktes das sonderheft einer kochillustrierten bemerkt, titelgeschichte "das beste mit hack". nicht einen moment lang erstaunt gewesen, sondern gleich gedacht: warum auch nicht, wenn der so kochen kann wie er schreibt. beim bäcker dann zwei stück prasselkuchen bestellen wollen, versehentlich aber praschlkuchen gesagt. die verkäuferin lächelte kühl und reichte mir die papiertüte. zuhause dann festgestellt, dass sie käsemohnkuchen eingepackt hatte. mich geärgert und mir daraufhin abermals geschworen, weniger zeit mit dem lesen von weblogs zu verbringen. mich anschließend daran erinnert, wie p.l. und ich neulich darüber sprachen, dass wir beide anläßlich praschls beiläufiger erwähnung eines mit lachs belegten bagels dessen innewurden, dass auch wir, p.l. und ich, lachs doch geradezu liebten und auch sofort welchen kaufen gegangen waren! inzwischen habe ich durch das fast tägliche lachsessen wohl gut ein kilo zugenommen. kurz gemutmaßt, dass praschl für so was wohl provision von der lachsindustrie kassieren würde. diesen gedanken aber über dem zweiten stück käsemohnkuchen wieder verworfen.





Jean Christian Bourcart

forbidden city: I wandered in S&M and swingers clubs in new york and paris, pursuing a dream of dissolution, harmony and collective ecstasy. my hidden camera was my own little perversion, my little subliminating machine.

the most beautiful day in my life: being a wedding photographer was my first job. since then, I have been fascinated by those moments of built-up joy in a crude or absurd reality. like an archaeologist, I began a collection, patiently excaviting through thousands of unsold photos, the strata of private memories, looking for my own chosen freaky familiy.

[via fleshbot]





Auch sehr klasse im NZZ Folio: Die Geschichte über die drei Christusse von Ypsilanti, von der mir Daniel schon vor Jahren erzählt hat.





wie wäre es eigentlich an einem der abende zwischen den jahren mit einem weblogtrinken in irgendeiner hamburger bar, digitalkameras, laptops, weltherrschaftspläne, geschäftsmodelle, newsreader-vergleiche &tc verboten, nur drinks und beschwipste gespräche?