GirlsCamp, Sat1, Springer undsoweiter. Jemand aus der Süddeutschen hat dankenswerterweise mitgeschrieben:
"Sagt jemand ,,also, ich habe ja nichts gegen Ausländer", weiss man da, was folgt? Man weiß, was da folgt. Daher war Vorsicht geboten, als im Sat 1-Girlscamp Kandidatin Claudia (19) ihre Traummann-Beschreibung gemäß des Girlscamp-Mottos ,,Gib' mir 100 Prozent von dir!" mit den Worten einleitete ,,das soll jetzt nicht rassistisch oder so klingen, ich bin absolut nicht rassistisch". Aber? ,,Aber ich steh einfach auf diesen arischen Typ. " Danach fügte die Biologielaborantin an: ,,Wie gesagt, dieser arische Typ, groß, blond, blauäugig. " Schluck! So eine Aufzeichnung lässt Sat 1 ungeschnitten. Dabei war das selbst Moderatorin Barbara Schöneberger zu heiß: ,,Ich muss mich etwas wundern. Ich dachte, das würde im Wortschatz von jungen Menschen gar nicht mehr vorkommen. " Zart wurde Schöneberger von Weichspüler Peter Imhof belehrt: Claudia habe bestimmt nicht den arischen, sondern ,,den kanarischen Typ" gemeint."
GirlsCamp, Sat1, Springer undsoweiter. Jemand aus der Süddeutschen hat dankenswerterweise mitgeschrieben:
"Sagt jemand ,,also, ich habe ja nichts gegen Ausländer", weiss man da, was folgt? Man weiß, was da folgt. Daher war Vorsicht geboten, als im Sat 1-Girlscamp Kandidatin Claudia (19) ihre Traummann-Beschreibung gemäß des Girlscamp-Mottos ,,Gib' mir 100 Prozent von dir!" mit den Worten einleitete ,,das soll jetzt nicht rassistisch oder so klingen, ich bin absolut nicht rassistisch". Aber? ,,Aber ich steh einfach auf diesen arischen Typ. " Danach fügte die Biologielaborantin an: ,,Wie gesagt, dieser arische Typ, groß, blond, blauäugig. " Schluck! So eine Aufzeichnung lässt Sat 1 ungeschnitten. Dabei war das selbst Moderatorin Barbara Schöneberger zu heiß: ,,Ich muss mich etwas wundern. Ich dachte, das würde im Wortschatz von jungen Menschen gar nicht mehr vorkommen. " Zart wurde Schöneberger von Weichspüler Peter Imhof belehrt: Claudia habe bestimmt nicht den arischen, sondern ,,den kanarischen Typ" gemeint."
Ich habe neulich meine CD-Sammlung überschlagen: Es müssten um die 1300 sein, die sich angesammelt haben. Wenn jede davon eine Stunde dauert, sind das 1300 Stunden, also über 54 Tage, in denen ich allerdings nicht schlafen dürfte. Diese Rechnung hat mich erschreckt - und dennoch fällt es mir schwer, mich zu trennen. Als ob es wichtig wäre, dieses oder jenes Stück in meinem Regal meiner harren zu wissen. Als ob es mir Sicherheit gäbe, zu wissen, dass da Beethovens op.27 wäre, die 60minütige Version von John Coltranes Favourite Things oder die Hammond-Orgel-Version von Teen Spirit auf Grunge Light, wenn es mir einfiele, sie doch noch wiederhören zu wollen. Manchmal ist sogar so: Ich wache auf, und noch im Aufwachen, sehnt sich alles an mir nach den Songs about Buildings and Food von den Talking Heads, nach Song for Karen von den Sonic Youth, nach Maiden Voyage von Herbie Hancock, auch wenn ich sie Monate oder Jahre nicht gehört habe; eine Art neuronaler Plastizität möglicherweise; Musik, die mein Körper gespeichert hat, ohne dass sie in der Erinnerung wäre; vielleicht fällt sie meinem Körper nur deswegen ein, weil ich merkwürdig gelegen habe beim Schlafen, ich weiss es nicht. Mitunter werden die Lieder auch vom Sex in mir aufgestöbert, und ich kann es gar nicht abwarten, wieder aus dem Bett zu kommen und noch bis tief in die Nacht hinein durch meine CDs zu zappen, da ein Stück, dort ein Lied, glückssatt. - Lange habe ich darüber nachgedacht, mir die Nomad Jukebox zuzulegen und mit 1500 Stücken auszukommen. Aber ich schaffe das nicht - bloß 1500. Ich könnte mich eher für 100 Songs entscheiden oder meinetwegen auch für 25, aber 1500 wäre barbarisch... Bei 1500 Stücken hätte man mindestens 1000 Stücke lang die Illusion, großzügig zu sein zur Musik, und die andere Illusion, Wahlfreiheit zu haben - und dann hätte man 1400 Songs, und schon begänne man, Webern rauszuwerfen und die Progression Sessions zu eliminieren, und schon müsste man wieder von vorne beginnen.
Ich bin froh, nichts verkaufen zu müssen. Gerade mal meine Arbeitskraft... Lucy Liu heute in Ally McBeal: "Ich gehe nur arbeiten, um meine Klamotten tragen zu können". That's style...
Bis jetzt war meine all time Tagebuch-Lieblingsstelle jene aus dem von Franz Kafka: "Heute nichts geschrieben, morgen keine Zeit". Jetzt bin ich schwer am Überlegen, ob nicht noch besser das Notat Arthur Schnitzlers ist, in dem es heisst: "Herrlicher Sommertag. Tiefe Melancholie"....
Apple, die Firma meiner Wahl versucht es mit Introducing the Titanium PowerBook G4: "just one inch thick" und so. Gestern sah ich Steve Jobs auf CNN, wie er meinte, das wäre jetzt aber noch dünner als der Sony Vaio. Ist das die neue Version von "wer pinkelt weiter"? Und warum - das ist eine Art geschmacks-soziologischer Frage - muss jetzt alles wieder aus Metall - und zwar nicht irgendeinem, sondern einem schicken - gemacht sein. Design-Magazine sind voll mit glänzenden Möbeln, die Autos sehen alle so aus (zum Beispiel das neue BMW Gelände-Cabrio), die Mikro-Roller für die dotcommer etc. etc. Sagt uns das was über einen Psycho-Trend? Spiegelflächen, Panzerstahl? Als Nachfolge-Trend des Transparenten?
Das hat er nun davon, dass er drin ist. Telepolis berichtet: "Auch Richter können kreativ und dem Fortschritt gegenüber offen sein. In einem Berufungsverfahren kam jetzt ein amerikanisches Gericht zu dem Urteil, dass es durchaus reicht, wenn ein Vater über das Internet seine Tochter "besuchen" kann, die bei seiner geschiedenen Frau lebt."
Der Guardian berichtet in seinen Internet-News, dass Suizidgefährdete eher Emails nutzen als anrufen, um vom Samariterbund (UK) Hilfe zu erbitten.
Das war ich noch schuldig geblieben: Die Voluntary Simplicity Bewegung ist in den USA Mitte der 90er entstanden, ursprünglich wohl aus mehr ökologischen Motiven. Es geht darum, mit so wenig Ressourcen wie möglich so gut wie möglich zu leben. Da sind aber extrem viele Irre dabei, die einen fast masochistisch-asketischen, gesellschaftsfernen, freiwillig armen Lifestyle predigen und ein wenig an "Bild am Sonntag"-Geschichten über Hausfrauen erinnern, die mit 20 Mark im Monat auskommen.
Hier sind aus dem Open Directory ein paar Links: Voluntary Simplicity
Mir ist aufgefallen, dass es dasselbe noch einmal in einer upgraded Version gibt, in den höheren Ständen sozusagen. Das Motiv des Einfachen, Nützlichen, Puren, Ressourcenschonenden, Haltbaren - aber nicht unbedingt Billigen. Der Öko-Lupo, der New Beetle usw. Möglicherweise auch die Wiederbelebung der Sommerfrische. Eine Frauenzeitschrift, die davon lebt, ist Real Simple. Die Texte sind uninteressanter als das Layout der Print-Ausgabe: viele Closeups von "einfachen, puren Dingen". Wie bei Martha Stewart Living. Überhaupt die ganzen Wohnzeitschriften für die Neuen Mittelklassen, in denen es ja eher um Lifestyles geht als nur um Wohnungs-Foto-Strecken. Ich muss noch mal zu Hause in meinem Printarchiv wühlen, da sind noch ein paar weitere US-Magazine, die ein schickes "simple life" propagieren.
Vorstellbar ist auch ein Reisemagazin in dieser Art, der Four-Star-Backpacker oder so ähnlich.
Das alles passt übrigens prächtig zum Bohemian Bourgeois-Phänomen (Bobos..), das Jörg erwähnt hat. Hier sind einige brauchbare Links dazu: Bourgeois-Bohemian Rhapsody A Kinder, Gentler Overclass Bobos im Paradies: Die junge Bildungselite in den USA geht Konflikten aus dem Weg und mag das gute Leben. Die neue sanfte Elite: Wie Bobos in Amerika an die Macht kommen Invasion of the Bobos: Today's hip young elite have bohemian values and bourgeois ambition The evolution of Bobo: First came the hippie. Then there was the yuppie. Now meet their 21st-century offspring: the bobos, or 'bourgeois bohemians'. Peter York, left, the man who has spent two decades chronicling Britain's social tribes, casts an experienced eye over this new arrival
All diese Links stammen übrigens von einer Website mit einem merkwürdigen Namen, aber extrem brauchbaren Verweisen: Single-Dasein
Noch so ein Magazin für Bobo-Frauen, die schicke Nester bauen wollen: Simplycity
Gestern auf der Weihnachtsfeier. Um eins, als alle schon genug betrunken waren, um nicht mehr muffig zu sein von der blöden 80er-Jahre-Mucke, sagt eine vorwarnungs- und kontextlos: "Alle glauben, ich könnte jeden Mann kriegen. Ich krieg aber keinen. Ich krieg einfach keinen." Wie er denn sein soll? "Gut aussehen soll er. Und was lernen will ich von ihm können."
Sinn ist nichts, was NEBEN den anderen Dingen, neben dem Leben existiert oder auch nicht. Darum hilft es nichts, ihn zu fordern (reich mir doch mal den Sinn rüber...), zu postulieren (hey, ich hab hier ein wenig Sinn für dich...), sein Fehlen zu beklagen (wo ist denn der Sinn abgeblieben, verdammt noch mal...).
Sinn ist eher ein anderer Blick auf die Welt: ein elektrisierter, faszinierter, leicht verzauberter. Sinn ist: wenn es (was immer das ist, kann alles mögliche sein) groovt, wenn es fließt, wenn man plötzlich verbunden, verstöpselt, plugged ist. Was nicht funktioniert (weil wir dran nicht mehr glauben, ausser wir sind Schafsköpfe), ist, aus dem Sinn etwas GROSSES zu machen, was neben den wirklichen Dingen steht, eine Ethik, eine Moral, ein Glauben, etwas in der Art. Sinn ist eine Party, die plötzlich in Gang kommt, ein Modemgeräusch, ein kleiner Kiekser am Ende eines Refrains, das erste Mal Netscape 1.0, eine Stimme vom anderen Kaffeehaustisch rübergeweht. Kennt jeder von uns. Manchmal ist Sinnflut, manchmal Ebbe. In den Ebben neigt man dazu, wirklich ganz dolle viel Sinn haben zu wollen, aber gleich, her damit, es muss ihn doch irgendwo geben bei www.sinn.com. Und dann wird man zum Katzenjammer Kid.