[life caching, münchen, 25./26.11.]

hin und her fliegen in der welt, alles aufschreiben. das kleine schwarze buch: wann wer wie warum. wow!

müde ohne besonderen grund, der körper lebt sein eigenes leben. seltsame vorstellung übrigens, dass der körper "einem etwas sagen will".

[manchmal jetzt das erstaunen über meine radfahrerbeine. wie sie tarantula tanzen, meter unter mir, wie sie das hamsterrad mögen. self-induced fordism.]


im flugzeug jean rhys, voyage in the dark.


(die müdigkeit, mit der rio reiser gimme shelter singt. er weiß schon, dass er nicht mehr erhört werden wird.)


der dicke junge vor mir auf der rolltreppe trägt einen eastpack-rucksack, auf den er FUCK OF geschrieben hat. so geht das nicht, sagt etwas in mir, du musst ihm sagen, dass das mit zwei f geschrieben werden muss. natürlich sage ich es ihm doch nicht, wieder eine gute tat verpeilt, voyage in the dark.


die alten städte in der dämmerung, absätze über kopfsteinpflaster, wörterwehen, verabredungsaufregung. prompt wieder der wunsch, in münchen zu leben. eine stadt muss um einen sein wie ein etui.

[beim übertragen der notizen aus dem kleinen schwarzen buch gedacht, von wie viel biografie man noch in den nebensächlichsten empfindungen wie alte städte gleich wieder umstellt wird; privilegierten-sensibilität; musst nicht nur viel herumgekommen sein, sondern auch die ideologie ausgebildet haben können, dass eine stadt organisch sein muss, eine spiegelung einer bestimmten abgerundeten gelungenen person, das wohnzimmerhafte, das man dabei immer voraussetzt, man geht so hübsch zwischen bücherregalen, kühlschränken, lichtschaltern, vorhängen herum, setzt sich auf ein sofa, an einen schreibtisch und es ist immer nur ein flanierfluss, impulshaft, keinen anderen imperativen folgend als den eigenen launen; diese privilegierten-ideologie auch, man hätte auf so etwas ein recht, nicht bloß zu hause im privatimen, sondern auch im öffentlichen, in der stadt; und wie persönlich beleidigt man sich fühlen kann, wenn städte anders sind als jene, auf die der körper - der ins somatische verwobene eigene irrsinn - ein recht zu haben meint: "in los angeles kann ich nicht gehen", "hamburg ist mir zu weit", "ich kann doch nicht in einer stadt unter einer million menschen leben".- das anmaßende des eigenen sensoriums in all dem: beschämend albern.]


am nebentisch in der bar centrale sitzen zwei unsagbar schöne junge frauen, sich selbst und einander genießend, die zigaretten tanzen mit ihren handbewegungen mit. das glück der und dann-sätze (… und dann hab ich und dann hat er und dann hab ich und dann und dann …)

[das & und was ist dein lieblingszeichen?]

[was bedeutet es, dass einer "die frauen mag"?]


[dieses weblog müsste endlich delirischer werden.]


rem koolhaas im audimax der lmu [hier als quicktime-film]

"the void is taking the place of the centre"

seit es computer gibt, kann jeder ein architekt sein und sich mit photoshop eine welt zusammenrühren, in der alles vorkommt, was er gerne hat: golfplatz, bäume, schwimmbecken.

"casualness of assembly"

photoshop: the medium that cancels the world. (kann aber auch sein, dass er nicht cancel, sondern etwas ganz anderes gesagt hat, ich kann die handschrift in meinem kleinen schwarzen buch nicht mehr lesen)

der prada shop in los angeles: "gesture of nothingness". "it is impossible to escape. even if you declare what you made is just the emeperor's new clothes".

die niederländische botschaft in berlin: "kind of passive". "almost non-existent". "designed to observe Germany".

das amo-projekt: "the act of non interfering"


danach ein empfang, schöne gespräche.


"und was machen Sie so?" "ich katalogisiere mittelalterliche handschriften. und Sie?" "ich schreibe ein weblog"


am nächsten morgen auf dem weg zur ubahn-haltestelle: ein mann steht auf der müllerstraße, ruft zu einer frau, die im vierten stock aus einem fenster schaut, hoch: "ich liebe dich!" die frau: "mehr! mehr!"






Rem Koolhaas steht ja schon lange auf meiner Liste.