zentralperspektive altstadt barockglamour, hart ausgeleuchtet, richtiger moneynation-urbanismus jetzt, am stadtrand gleich schon tarkovski-wald, mit dem ciurlionio kvartetas unterwegs, playlist: mahler schnittke schubert, sehr umgängliche typen – in litauen ist ja jeder, statistisch gesehen, zugleich basketballprofi –, die auch später, am vodkaglas, nichts verloren geben, beim konzert neben einem deutschen botschafter sitzen müssen, der wiederholt das wort ressourcenallokation vor sich hingenuschelt hat, anschließend kapitale getränkerunden, wurstlastiges fingerfood, kubikmetergroße blumenbouquets, trostlose schwanzlängenvergleiche über schönberg, psychedelische badkacheln, vor dem ohnmachtsanfall noch eine halbe stunde manisch auf einen weißrussischen schriftsteller eingeredet, wie toll doch riga sein muss! in trolleybussen durch die gegend gefahren, in den trabantenstädten rumgegangen, balkone zu wellblechverschalten wintergärten umgebaut, sporthallengroße cafés mit vielleicht fünfzehn tischen drin, die ausgesuchte höflichkeit allenthalben, alles sehr aufgeräumt, nicht nachlassende formenfreude, eben immer noch: anonyme skulptur, lose reihungen, transitbereiche, außenaufnahmen, es dabei vermieden, einige sachen näher anzusehen, weil befürchtet, dass das gesehene mit dem stil der eigenen selbstbeschreibung inkommensurabel sein könnte, natürlich auch keine lösung auf dauer, aber egal, in einen burning-rubber-wettbewerb für mofas geraten, einen nachmittag bei der litauischen skateboard-meisterschaft zugesehen, die suburbia-mädchen um die 17 gehen so, als müssten sie in der schule catwalking-kurse besuchen, einige stunden im bahnhofscafé gesessen, unschlüssig, ob ich mir eine fahrkarte nach riga kaufen sollte. die neue shopping mall heißt EUROPA, krude conspicuous consumption da und rotwangige landbevölkerung, die muss so ein europa erst noch üben, die tochter in den zu großen stiletto high heels, die die ältere schwester wahrscheinlich schon aufgetragen hatte, der vater errötend, als er für die familie eis kauft, die vorherrschende baureihe von schaufensterpuppen standardmäßig oberweitengröße von 85b, die frauen fast alle noch lange haare, auch hier solange fräulein, bis heirat sie aus dem diminutiv befreit, überall schuhgeschäfte, als müsste das land jetzt sehr weite strecken gehen, hatte mehr stretch-limousinen erwartet und mehr russland-ressentiment, leute, die nie das land verlassen haben, aber fließend deutsch können, wegen einer nietzsche-leidenschaft oder wegen borussia dortmund, was so über den anstehenden eu-beitritt gesagt wird, klingt wie auswendig gelernt und ziemlich anämisch aufgesagt, schon jetzt irgendwie müde. saturday night fever: praktisch keine disco ohne tabledance-modul (in meinem hamburger gym gibt es jetzt auch tabledance-kurse, "dollhouse-dance", oder ist das inzwischen usus?), sieht aber niemand zu, anagnorisis: euphorisch erkennen, dass die sublime welt der music channels einige stücke lang auch die eigene ist, das große nightlife-utopikum, zeig, was du hast, paar stunden lang, bevor du wieder zurück musst in die enge vorstadtwohnung, drei zimmer mit sechs leuten und keine rechte aussicht, da rauszukommen, nachtluft, die wie herbst in ostberlin riecht, gewisse lichtverhältnisse morgens um fünf uhr dreißig, bodennebel im park, der himmel wie bleiches tizian-inkarnat, im hotelfernsehen pornos, in denen die darsteller noch mit naturbelassener genitalbehaarung agieren, zum packen dann euronews angestellt, reportage über riga, gerade als ein britischer tourist dem interviewer sagt: "but to be perfectly honest, riga wasn`t quite what I had imagined it to be" – vielleicht war ja vilnius doch nicht so schlecht.


Riga ist fertig, aber cool. Da kann man ruhig mal hinfahren.


scheint so.

kommt auf die liste, scheiss-skandinavien ist eh zu teuer und wahrscheinlich darf man nicht auf die strasse spucken.


Nur so. Ich würde mir ja wünschen, Sie würden noch wesentlich mehr verreisen (als Sie es ohnehin schon tun [haha]).


nix da,

ich brauche den herrn noch zum fussball ansehen.