was soll ich lesen? sagt mir das doch, endlich wieder ein buch (diese blöde idee: buch), das, ich weiß auch nicht, stärker ist als ich, besser ist als ich, im moralischen wie im außermoralischen sinne, das etwas mit sprache macht, das mich, ich weiß auch nicht, bestürzen könnte, mich dazu bringen, wegzugehen, zu verschwinden, oder, sei's drum, zu bleiben, jedenfalls anders zu werden (wie ich mir selbst auf die nerven gehe) [aber bitte keines, das mir die welt erklärt, das schaff ich schon selber], was soll ich lesen?






irgend einen guten alten Klassiker, so dass man wieder mal erkennt, dass die Menschen sich diese Fragen vor über 2000 Jahren auch schon gestellt haben


krausser, ultrachronos


faulknernabokovandersonproustpynchongaddisrelektüre, nochmal und nochmal und nochmal, bis es wieder geht. wenns ganz schlimm ist, gaddis erlöser von hinten nach vorn, dann cormac mccarthys draußen im dunkel dreimal hintereinander, dann fünf minuten pause, anschließend edgar lee masters spoon river anthology mit dem linken auge und mit dem rechten gleichzeitig kemnunnrichardyatesdavidfosterwallace. es hilft wirklich. aber wahrscheinlich kannten sie den trick schon.


Umkrempler

Wer, tristero, sind Sie denn? Natürlich, natürlich, Nabokov und Proust, das stülpt einen immer um, da wird man immer besser bei, das hilft, weil's knallt, aber Gaddis! Daß hierzuland noch jemand Gaddis in diese Reihe tut außer mir, der ich immer allen in den Ohren liege mit dem großen Gaddis und nur Unverständnis ernte, das freut mich jetzt, das freut mich ungemein. Kommen Sie an mein Herz, tristero, und wir warten auf Ihre Herrschaft!


charles darwin: reise eines naturforschers um die welt

echt gezz! im ernst!


ich traue mich kaum es zu sagen, aber da ich es schon anderswo tat...: das überraschenste was ich im letzten jahr gelesen habe war „die 13 1/2 leben des käpt'n blaubär“ von walter moers. hat (fast) nix mit dem schrott-bären der sendung mit der maus zu tun oder gar dem kleinen arschloch. bestes geschichtenerzählen und löst erstaunen aus, was man mit der deutschen sprache alles so anstellen kann.


Du findest es bei Edgar Hilsenrath. "Das Märchen vom letzten Gedanken"


Buch-BesprechungTipp

Schachmatt*, Stephen L. Carter, 2001

  • Achtung dieser Link stellt keine Werbung i.S. der "1000 Euro-Regelung" dar. Ansonsten behalte ich mir vor, 1000 Euro als Tipp-Honorar zu verrechnen.

Was Sie möchten

geht doch nur mit Musik, nicht mit Büchern. Oder vielleicht Büchners Lenz?


musik film bilderbücher ,frühlingsgefühle

was neues das durch veränderte wahrnehmung alles mal frisch anstreicht. ich bin auch immer froh wen ich wieder neues gedankenspürzeug finde.


Salman Rushdie, The Satanic Verses und Midnight Children fast alles von William Faulkner


Vielleicht Marcel Beyer, Flughunde. Als Gegengift zu Herrn Punkel. Christoph Hein, Der fremde Freund, wäre ganz bestimmt ein Buch für Dich, aber das kennst Du sicher längst. (Vielleicht nochmal lesen?) David Foster Wallace (nicht die Kreuzfahrtreportage, die ist eher mau). Michael Lentz, Muttersterben.

Aber eigentlich sind Bücher doch voll zweites Millennium.


John Cowper Powys: Wolf Solent. Ein schön träges und in einem verschwenderischen Sinn genaues Buch


Tja: "was soll ich lesen?" - Zitat:

Luise fragte, welches Buch ich ihr empfehlen würde. Du lieber Himmel. Bloß nichts Falsches sagen. Sie habe Psychologie studiert, überlegte ich, und sie habe, ich suchte nach Worten, einen starken Bezug zur Religion. Tja, überlegte ich weiter, ›Der Name der Rose‹ wäre nicht schlecht, zumal es darin um die Frage gehe, ob ein frommer Mensch auch lachen dürfe. »Früher«, Luise sah ins Schaufenster und rückte ein verrutschtes Preisschildchen zurecht, »hätte ich das Buch vielleicht gelesen. Aber heute ist mir meine Zeit zu schade für solche Romane. Sie sind nicht mehr wichtig für mich. Auch Thomas Mann interessiert mich nicht mehr. Heute«, sie gab sich einen Ruck, lief zum Regal hinter der Kasse, zog einen grauen Schuber mit drei Bänden aus dem Abholfach und stellte ihn demonstrativ auf den Tresen, »heute beschäftige ich mich lieber mit Büchern, die ich für meine Arbeit brauche.« Ein markanter Glatzkopf mit martialischem Zwirbelbart schielte mir entgegen. Paßt gut zum Moltkedenkmal draußen, dachte ich. Es stützt der Friede sich aufs Schwert, im Schweigen wächst die Tat. O sancta Luisa. »In ›Beelzebubs Erzählungen‹«, las ich murmelnd vor mich hin, »führt uns Gurdjieff auf den Weg zur Erneuerung der Menschheit ... Leser wird provoziert, alles bisher Geglaubte und Gewußte in Frage zu stellen ... eine gültige Antwort auf die ernsthafte Frage nach den Grundlagen, dem Zweck und dem Ziel des menschlichen Daseins ...« Da habe sie sich ja etwas vorgenommen, sagte ich, blätterte im ersten Band und stutzte. Okidanochteile? Anodnatius? Hrhacharzacha? »Das ist mir zu hoch.« Luise reckte ihre Himmelfahrtsnase, senkte sie und begann verschämt zu lächeln. »Mir im Augenblick auch noch. Ich habe noch nichts von Gurdjieff gelesen. Aber ich will weiterkommen. Und Gurdjieff ist ein großer spiritueller Lehrer. Von ihm kann ich mehr lernen als von diesem, wie heißt er noch, Umberto«, sie rümpfte ihre Himmelfahrtsnase, »Eco.« »Bücher sind ja nicht bloß ein Mittel zum Zweck«, wandte ich vorsichtig ein. »Für mich schonn«, sagte Luise. Ihr Lächeln gefror. »Und weshalb wolltest du ein Buch von mir empfohlen haben?«


die guten alten klassiker von vor über 2000 jahren, ja könnte man weitermachen damit, aber die erfahrung: interessant, aber bestürzen mich nicht. krausser: ich weiß nicht, hat nie funktioniert mit mir, man erkennt das können, aber... faulkner, nabokov, anderson, proust, pnychon: ja, das wäre gut, aber es wäre ein wiederlesen, und es müsste etwas noch nicht gelesenes sein, dieses glücksgefühl des neuen, diesmal. gaddis: zweimal versucht, man erkennt die größe, aber... (wenn man das immer so genau wüsste, worin diese abers bestehen). cormac mccarthy: ja, aber hattte ich schon. edgar lee masters: oh, ich kannte nicht, vielen dank, ich werde. davidfosterwallace: hat nicht geklappt bei mir, hab es versucht. kemnunrichardyates: oh, kannte ich nicht, ich werde, vielen dank. charles darwin: ja, später, aber ich denke: das schmeisst mich nicht um, ich werde es mögen, aber es wird mich nicht schmeissen. moers: geht nicht, ich habe gehört, viele haben es gesagt, aber geht irgendwie nicht, das klingt so fabulatorisch, und etwas, das blaubär heißt, geht irgendwie nicht. hilsenrath: war nie was bei mir. stephen l. carter: glaub ich nicht, dass es bei mir ginge, zu viel plot, weiß auch nicht, klingt nicht nach mir, thanks anyway. lenz: kann ich fast auswendig, aber so müsste es sein. rushdie war ein hinreißender mann an diesem einem abend, den ich mit ihm verbracht habe, damals in bonn, aber seine bücher: es schmiss mich nicht um. faulkner: wie gesagt, ich habe fast alles gelesen. wilde palmen übrigens, ihr müsst die wilden palmen lesen, macht das. oder pylon, ich glaube, wendekreis auf deutsch. es sind nicht seine besten bücher, aber seine umstülpendsten. ich wollte immer diese charlotte rittenmeyer kennenlernen. beyer, flughunde, hein, der fremde freund: oh, ich werde es versuchen, nein kannte ich nicht, ich lese ja eher erratisch, mit großen lücken. lentz: ja, sollte ich mal. john cowper powys: klingt gut, danke, ich werde. mit gurdijeff: könnte man mich zur stadt hinausjagen, thx anyway.


ach, das haben sie dann sicher auch schon ueber:

a handful of dust von evelyn waugh. das fand ich echt bestuerzend als junger mensch und immer noch alles von waugh grossartig und bizarr.


wie wäre es mit

"flucht vor gästen" von reinhard lettau und "the second coming" oder "the moviegoer" von walker percy?

aber ob das stülpt? stülpte? hm.


es stülpte. sehr. vor allem der moviegoer.


dann fiel mir eben noch anders-stülpendes ein, aus der gattung der absichts-stülper:

witold gombrowicz: verführung. (in der neuübersetzung: pornographie)

geork k. glaser: geheimnis und gewalt.

frederic prokosch: die asiaten. (an letzteres eher dunkle erinnerungen, aber etwas war da)


Erich Wolfgang Skwara, Zerbrechlichkeit.


schon mal richard brautigan's letztes buch "so the wind won't blow it all away" gelesen? amerika mit kinderaugen gesehen. sehr traurig, aber auch sehr schön. hat mich damals umgehauen. brautigan ist wirklich ziemlich unterschätzt, scheint mir.


Thx? Da nich für, praschl; denn ...

... den Gurdjieff hat nur eine Romanfigur empfohlen; und ich hab die Stelle hergesetzt, um zu zeigen, wie schwierig es ist, Suchern ein Buch zu empfehlen. Ich selbst sage Leuten, die ein Buch wollen, das sie bestürzen könnte, immer nur eines: mit offenen Augen & Ohren so lange zu warten, bis dies Buch vor ihnen liegt. Zwischendurch würde ich an Ihrer Stelle mir die Zeit mit "Morbus fonticuli" von Frank Schulz vertreiben, immerhin ein sprachlich lohnendes Werk; oder mit dem "Buch der Erinnerung" von Péter Nádas. Es kann aber auch etwas fundamental anderes sein; nämlich ein Sachbuch wie "In eisige Höhen" von Jon Kracauer.


Gut vorstellen, dass es Dir gefällt, könnte ich mir bei:

Guillermo Cabrera Infante: Drei traurige Tiger - wobei die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass du das schon kennst.

Großartig und meiner Meinung nach leicht zu unterschätzen: Torsten Krämer: Neue Musik aus Japan (sind Erzählungen)

Ich hätte übrigens nicht übel Lust auf ein erneutes Bücher-Ping-Pong, vielleicht nicht nur zu zweit, vielleicht als Empfehlungskette?


ich weiss, geht nur zur Entspannung

Aber vielleicht ist das ja auch mal was schönes: "Die letzten ihrer Art" / "Last chance to see" von Douglas Adams. Eigentlich gehts ja um Tiere, aber wie er die Menschen beschreibt finde ich noch viel interessanter. Und es scheint so ganz im Affekt geschrieben...


habe jetzt nich alle comments genau gelesen, also entschuldige ich mich schonmal für doppel-nennungen. 'das mechanische klavier' von gaddis (und als geb. rheinländer ist das ein titel, den ich lieber schreibe als ausspreche...) 'the coca hola company' von faldbakken. und wenns denn was echt düsteres sein darf (hat mich aber sehr berührt, geängstigt, verwirrt: 'ich war dora suarez' von derek raymond. und natürlich moby dick. aber das ist ja fast schon uncool, das gut zu finden, weil das finden ja alle dufte.


Wenn das so ist, dann mache ich mich gleich unbeliebt: Moby Dick, hm, ja, Weltliteratur und so weiter, viel Bedeutung, von allem viel, enormes Buch usw., aber: sehr schwacher Schluss, in dramaturgischer Hinsicht. Ja, ja, ganz große Chose, Elmsfeuer, Wind & Wellen & was nicht alles, die Theatermaschinerie läuft auf Volllast (doch, schreibt man jetzt so) und dann der Druckabfall, anscheinend ungewollt, es gibt nichts mehr zu sagen, belämmert treten die Darsteller ab. Das ganze Gewese, und dann kommt nichts dabei herum als ein bisschen Geplätscher? Habe eine Zeit lang an dieser Theorie gebastelt, dass es sich dabei um den Bauplan für schlechte Filmenden handelt, die Geburt des B-Movies aus dem Geiste Moby Dicks gewissermaßen, wäre natürlich wieder eine zu steile These. Was mich von Melville vollkommen geschmissen hat: Bartleby. Das hat ihm bis Kafka keiner nachgebacken.


seh ich ganz genau so, mit dem bartleby, insgesamt ist das ja ein ganz seltsamer, der melville.

ah, da faellt mir noch ein schoenes buch ein, dass wenn ich mich recht erinnere melville gewidmet ist, von seinem ihn sehr schaetzenden kollegen nathanial hawthorne und heisst: das haus mit den sieben giebeln. milde gothic. eh ein genre, das oft gutes brachte.


mag sein

aber ich habe die neuübersetzung gelesen und fand das ziemlich wortgewaltig. trotzdem leicht. schöne sprache und sehr gut erzählt. der plot ist solala. aber auch der war zu seiner zeit einmalig. der melville ist wirklich ein seltsamer. das andere buch 'pierre' ist unsäglich. nicht auszuhalten.

wo ich schon dabei bin: burgess 'erlöse uns lynx' habe ich zwar vor zehn oder so jahren gelesen, weiß aber noch heute, was für ein erlebnis es war, dieses buch zu lesen.


was ich lese...

... kennst du sicher schon, wenn nicht :

Jörg Schröder - Siegfried stefan sullivan - sibirischer schwindel c. levi strauss - traurige tropen (erhebend) rolf schwendter - utopien bill bryson - eine kurze gschichte derwelt (nicht erhebend aber nett) th. meinecke - hellblau/tomboy (beide superst) kapielski - sozialmanierismus (ein bisschen wahnsinnig aber gut geschrieben) s.pepys - diaries andy warhol - diaries


hmhm, dieses siegfried da, das wollte ich immer schon mal, war ja so fruehachtzig und frueher sehr beliebt, ausserdem gibts da einen ziemlich erheiternde geschichte, die fauser mal drueber schrieb, also nicht ueber den siegfried, sondern den "helden" des nachfolgerbuches, wenn ich mich jetzt richtig erinnere. die andern hab ich jetzt auch mal notiert.


siegfried ist ganz großartig. feinster klatsch & alles drin, was man über das geistige leben der republik wissen muss - jedenfalls, wie es wirklich ist... stefan sullivan: nie gehört, muss mal gucken.