ihre "große liebe von damals" war überraschend in der stadt gewesen, spontane verabredung zum essen. vor dem termin hatte sie dann eine nacht lang wachgelegen, weil unentschieden, was schlimmer wäre: ihre fortgesetzten unzufriedenheiten seitdem, also im umkehrschluß: dass er jetzt ein "volleres leben" führen würde, bedeutend mehr hätte, als sie (ihm) jemals sein könnte. oder dass er gealtert sein würde, womöglich deutlich unattraktiver als damals, dass man ihm "die vielen jahre" ansehen könnte, eine art memento mori. sie sagt, am ende hatte sie das zweite unerträglicher gefunden, das faktum der vergehenden zeit. als sie sich dann sahen: völliges ausbleiben der melancholiebefürchtung, "weil er wie immer gerochen hat", das zeitigte eine plötzliche schubkraft, mit der keiner von beiden gerechnet hatte, jedenfalls hätten sie unverzüglich miteinander schlafen müssen: "beide aus erleichterung" - gemeinsame halbstündige unsterblichkeitsillusion, werktags während der mittagspause, in einem vertreterhotel an der b 71 ("der vorbeifahrende verkehr war wie meeresrauschen").
free as running water
I LEFT A WOMAN WAITING
I left a woman waiting I met her sometime later She said, I see your eyes are dead What happened to you, lover? What happened to you, my lover? What happened to you, lover? What happened to you?
And since she spoke the truth to me I tried to answer truthfully Whatever happened to my eyes Happened to your beauty Happened to your beauty What happened to your beauty Happened to me
We took ourselves to someone's bed And there we fell together Quick as dogs and truly dead were we And free as running water Free as running water Free as running water Free as you and me The way it's got to be The way it's got to be, lover
L. Cohen // Death of a ladies man