dann wieder der deprimierende gedanke, dass es "nicht mehr allzuviele" (*) gäbe, deren tod mich niederschlagen könnte. keine namen jetzt, fällt man sich selbst ins denken, das zieht das unglück nur an. und denkt doch die listen zu ende.

(*) (menschen, die ich nicht persönlich kenne)






du plus loin de l´oubli

  • bob dylan
  • helmut schmidt
  • george steiner
  • haley joel osment
  • zidane
  • elvis presley

andererseits werden jene listen tröstlich lang, auf denen die namen derer stehen, deren tod einen für lange zeit "niederschlagen" konnte. ist doch ein ebenso entschiedener wie notwendiger schritt in die richtung eben jener listen, einbahnstraße, point of no return, 90 minuten.


neulich bei dylan gewesen, in diesem alten haus in woodstock, upstate new york. presley lebt auch seit langem da, er hat ein schönes verwittertes gesicht, fast wie ein alter indianer. komm mit in den keller, sagte dylan, er legte ein band ein, altmodischer 8 tracks recorder, you ain't goin' nowhere, er mit presley, man konnte es nicht besonders gut hören, weil nebenan diese große kellerwaschmaschine von dylan gerade die schleuder angeworfen hatte, aber es war wie immer bei you ain't going nowhere, panikruckfrei, glücksdurchpulst, dylan und presley, beide in einem schaukelstuhl, give me a fish that sings, erlösung durch frauen, die am nächsten tag von einer reise zurückkommen würden.

  • und?, fragte dylan.
  • danke, sagte ich.
  • werden wir nie veröffentlichen, sagte dylan.
  • ja, sagte ich.
  • elvis ist ein rocker, sagte dylan.
  • ja, sagte ich.
  • er hat das einzig richtige getan.

And each one I've never seen again

er hat ja nur einmal davon gesungen, er hat den song meines wissens nicht wieder gespielt, aber wer genau hinhört, begreift, daß es auf dieser welt nichts besseres gibt als in einem beispielsweise pink gestichenen haus auf dem lande zu sitzen und mit freunden (presley, cash, lennon, robertson, rimbaud et al) musik zu machen bis in den frühen morgen, die songs nicht einmal aufzunehmen, sondern bloß zu spielen und sie dann für immer zu vergessen, oder besser noch: für immer zu erinnern, aber eben nie wieder zu spielen.

ein im wahrsten sinne des wortes "flüchtiger" bekannter, der anfang der 90er zwei jahre bei dylan gitarrist war, erzählte, daß dylan die besten, gelungensten songs ausnahmslos NICHT veröffentlicht.

und deswegen hat elvis das einzig richtige getan, mit ihm eben auch brian jones, john lennon und albert camus (der allerdings zum leidwesen der restlichen band als journalist und fußballer deutlich besser ist denn als musiker).

bob dylan aber, die irrtümer gierig aus großen bechern schlürfend, auch, weswegen er auf der oben von ihnen erwähnten, beständig kürzer werdenden liste doch sicher einen platz verdient hat, und wo ich dies schreibe, denke ich mir, daß ich - für alle fälle - ein schild in auftrag geben und bald über meinem schreibtisch anbringen werde auf dem stehen soll:

how would dylan have done it?