na toll. dank dieser walsermöllemannhohmann&tc-geschichten fühle ich mich allmählich in d genauso unangenehm wie damals in a (waldheims jüdische englischlehrerin, michael graffs eigenhändig erschlagene juden), kurz bevor ich nach d ging, erleichtert, den ganzen scheiss nicht mehr den ganzen tag lang einmassiert zu bekommen.
Das ist wie wenn ein altes Raubtier gähnt, verrottete Zähne zeigt, der Rachen stinkt...
Macht mir keine Angst. Die Position ist so unattraktiv wie die Physiognomie ihrer Vertreter.
um angst geht es nicht, nicht um meine jedenfalls (die leute allerdings, die das pech haben, in irgendsoeine rasterfahndung der "man wird doch noch sagen dürfen"-deutschen zu passen, werden sie vermutlich immer häufiger verspüren - auch das gehört zur neuen niedertracht in diesem land: dass man es jederzeit riskiert, dass jemand schiss haben muss). Was mich so mürbe macht, ist das Gezwungensein, permanent "Debatten" über die lächerlichsten und allerniedrigsten Standards an den Kopf geknallt zu bekommen. Meine Kinder haben es schon mit drei oder vier geschafft, den zivilisatorischen Grundkonsens zu verinnerlichen, und zwar ohne jede Mühe. Wieso auch sollte es Mühe machen, ein Mensch ohne Ressentiments zu sein? Und rundherum eine Gesellschaft, in deren Fernsehprogrammen die Mitglieder der "Elite" allen Ernstes darüber diskutieren, ob Antisemiten Antisemiten sind (für Antisemiten können Sie alles mögliche einsetzen, wie bei Haider und Möllemann, ist eh wurscht, gegen wen es gerade geht, schwule Ehen, Muslims, Alte, Arbeitslose).
Ich bin jetzt leider schon 44. Ich habe keine Zeit mehr, mich dauernd emotional mit dieser Scheiße zu befassen. Ich habe alles, was man dazu wissen muss, schon im Vorschulalter begriffen. Ich mag das alles nicht mehr. Mein ganzes Leben habe ich in Umgebungen leben müssen, in denen immer über all die Sachen debattiert wurde, über die es nichts zu debattieren gibt, weil sie eh klar sind.
Wieso kann es zur Abwechslung mal nicht Debatten darüber geben, wie man das mit dem größtmöglichen Glück für die Gesellschaft hinkriegt oder mit der besten Bildung für alle oder mit der Organisation von möglichst viel Spaß oder wie Liebe geht oder so? Wieso muss es 2003 noch Debatten darüber geben, ob eine Judenbeleidigung eine Judenbeleidigung ist oder nicht, oder ob es okay ist, Arme noch ärmer zu machen blablabla? In meinem Alter beginnt man, so einen Scheiß persönlich zu nehmen. Und warum können die so einen Hohmann nicht 10 Sekunden nachher feuern, wenn sie denn schon den Fehler begangen haben, ihn überhaupt bei sich im Verein zu haben? Sonst soll doch auch kein Kündigungsschutz mehr gelten, dachte ich.
Es ist ja nicht so, dass ich mir das alles nicht erklären könnte. Aber das Erklären der Niedertracht hat einem noch nie geholfen, dann ist sie halt erklärt, na toll.
Das Problem mit dem Glück
wenn zuviele welches haben jagen sie nur ihrem eigenen Profit hinterher. So wie bei uns vor zwei, drei Jahren. Vernunft bestimmt noch nicht das eigene Handeln. Nur Instinkt. Und das bedeutet leider für viele entweder Gier oder Überlebenskampf.
Ich verstehe Sie sehr gut,
und würde Sie gerne trösten, Herr praschl. Allein, es gibt keinen Trost. In meinem Alter dürfte man noch nicht müde sein wahrscheinlich, aber der Ekel ermüdet auch. Und macht (mich zumindest) schlaff. Zudem gehöre ich, ob der Strafe der späten Geburt noch zu der "Ich will nur meinen Spass- mich geht das alles nichts an - muss selber gucken, wo ich bleibe - Generation". Dass sind die Menschen, die hier früher oder später was bewegen sollen und von nichts eine Ahnung haben. Nicht nur, dass sie Debatten à la Hohmann nicht interessieren, schlimmer - sie können den Begriff Antisemitismus nicht einmal verhandeln. Ich muss, um ruhig zu bleiben - immer an den Kantschen Spruch über die "Vernunftbegabtheit" des Menschen denken. Mehr ist es auch nicht.
ich glaube,
das ist der punkt: wenn man das nicht schon im vorschulalter begreift, wenn die basics von dem, was man gemeinhin "zivilisatorische errungenschaften" nennt (wie definierst du zivilisiert, fragte mich neulich unser spueler aus mail? ja, wie?) nicht schon von zuhause aus lernt, dann ist das defizit zu gross und kaum aufzuarbeiten. und vor allem: es gibt keinen konsens in der gesellschaft mehr, der dieses defizit aufarbeiten will.
mal was anderes, oder was gleiches: gestern auf zdf kam sehr spaet eine sendung von 1973 ueber kinder und gesellschaft und all das, da ist mir aufgefallen, das sich langfristig kaum etwas geaendert hat....
Bin erst 25, kein Alter eigentlich, aber mir geht das Ganze ganz ähnlich auf den Sack. Wie brachte der Kuttner das gestern in seiner Sendung auf Radio Fritz auf den Punkt: "10 Deutsche sind dümmer als 5." (hat er wohl nach Möller zitiert, zumindest sagte er das so). Befreit aufgelacht, dass sowas auch endlich mal zu hören ist.