sie nennen es tatsächlich dummy.






Mal sehen.


Ja, schlimm eigentlich. Beinahe so geschmackssicher wie "Deutsch". Aber nun gut.

In der aktuellen Zitty ist ja gerade so ein Special drin, über die neuen Magazine, die derzeit und demnächst auf den Markt drängen. Klingt auf dem Cover alles noch schön und und gut und erfrischend: Frech, vorwärts und so. Nach der Lektüre des Specials macht sich Ernüchterung breit: Bieder konservative bis inhaltlich durch und durch kalkulierbare Heftchen, die sich da von Berlin aus aufmachen wollen. Wen wundert's da noch, dass nun auch Florian Illies bald Herausgeber eines Kulturmagazins ist, "für Leute, die in der Bank arbeiten und sich in ihrer Freizeit einfach gerne mit Kunst und Kultur auseinandersetzen". Deutschland, langweilig ist's in Dir.


Es ist gar nicht so einfach, ein interessantes Magazin zu machen. Ich beneide Illies nicht.


Hmmm, kann sein. Wir reden hier leicht daher. Vielleicht bin ich einfach übersättigt. Vielleicht warte ich unterbewusst nur darauf, dass noch ein paar mehr von den Magazinen verschwinden, absterben, untergehen.


@gHack

Klar, dessen bin ich mir voll bewusst. Nur muss man dann ja auch nicht gleich kritiklos werden, bzw. sich und seinen Geschmack zurücknehmen. Einen Film zu drehen ist - kreativ wie logistisch gesehen - eine Höllen-Arbeit, selbst die schlechtesten. Ich könnte sowas nicht, trotzdem maße ich mir an, meine Meinung zu einem Film frei heraus zu sagen.

Mir ging's in meinem Kommentar auch gar nicht so sehr um die Magazine selbst. Sondern einfach eher darum, dass eine kleine Handvoll relativ pomadiger neuer Magazine gleich als hippes Phänomen zelebriert wird, sich aber die Magazine, bei genauerem Hinsehen, dann doch nur als langweiligeres bis neo-konservatives Lifestyle-Gedönse entpuppt (was man im Text sogar weitgehend zugibt!). Und der Illies ist für mich - mehr noch als der Stuckrad-Barre, der zumindest die allerletzte Kurve irgendwie noch gekriegt hat - dahingehend ganz einfach mal die Ikone, an der sich das ganze festmachen lässt. Meine Herren, wenn ich dessen FDP-Fresse schon sehe, geht mir das Messer in der Hose auf!

Okay, "soweit zum Pathos", Thomas


Es ist nicht dumm, gerade jetzt so ein Projekt zu machen. Nie waren Journalisten, Gestalter und Medientechniker, auch gute, so spottbillig zu haben wie heute.


Da wiederum ...

... kann ich nur recht geben. Ökonomisch gesehen sicher die beste Zeit für sowas. Gerade und besonders auch, weil in der Krise jeder den Hals nach neuen Impulsen und Anzeichen einer Wendung reckt.


Ich brauche eigentlich kein Magazin, das sich damit beschäftigt, ob Sex die wichtigste Sache der Welt ist. Außerdem stören mich die ganzen dreisten Das-ist-so's, die schon allein in der Themenliste auftauchen: "Dummer Rock war der größte Feind des Pop-Journalisten." " Europas erster Pornograf kam zu früh für die Renaissance-Zeit." "Der amerikanische Sänger und Komponist war der erste Rock'n'Roller der Popgeschichte."

Ich würde gerne mal etwas vorsichtigeres Lesen, ausgeglichener, polyphoner, samtfüßiger (auch bei den Sexthemen). Aber wie denn? Journalisten sind ja meistens Großmäuler.

Aber mich überrascht das Thema "Deutsche Entdecker vor 500 Jahren in Venzuela" ...


Chiefs, Hunter & Gatherer sind auch nicht Zielgruppe ;)


Für vorsichtige Sowohl-als-auchs sind die Kommentare in den Tagesthemen zuständig, finde ich. Ein neues Magazin muss schon nach den Regeln der Attraktion daherkommen. Ob nun das Thema Nummer 1 wirklich der Bringer ist als Titelthema, darüber kann man streiten. Aber das Themenspektrum insgesamt erscheint mir ziemlich interessant. Ich hab es mir jedenfalls bestellt und bin recht neugierig. Ich wüsste nicht, wo ich das letzte Mal etwas über Robert Johnson gelesen hätte.


Vorsicht ist ja nicht gleich Vorsicht. Die Tagesthemen-Kommentare schauen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und vergießen vages Wortmaterial darüber. Aber da geht es um Meinungs-Vorsicht. Man bekennt sich dazu, dass grundsätzlich Meinungen rauszuposaunen sind, und formuliert sie im gefälligen Wischiwaschi. Dezidiert die Geste, wacklig der Inhalt.

Die Vorsicht, die ich mir von Magazinen erhoffen würde, ist eine andere: eine in der Beobachtung, in der Beschreibung. Eine Zurückhaltung bei Meinungs-Rausposaunen, nicht ein Vorpreschen zu Allmeinungs-Vergießen. Andere Gesten, nicht die Meinungs-Rausschreigeste. Aufmerksamkeitsheischender Proklamierungsjournalismus ist das letzte, was ich brauche, und vielleicht auch eines der letzten Dinge, die der Journalismus braucht.


@kata: Danke für die Klärung, jetzt ist mir auch so richtig klar geworden, was ich meinte. Vielleicht nochmal anders gesagt: Ich hätte gerne mal wieder Geschichten, und keine Behauptungen und Thesen. Und naja, Meinungen zeichnen sich wenigstens noch dadurch aus, dass ihre Wahrheit nicht für alle gilt.


Auf der Grundlage sauberer Recherchen Zusammenhänge erklären und dabei nicht langweilig werden. So stelle ich mir das vor. Wird aber nicht mehr möglich sein. Kostendruck und Diversifizierung killen jede Story.


Erstens finde ich, man sollte den/die/das Dummy nicht zerpflücken, bevor man ihn/sie/es gelesen hat.

Zweitens finde ich die Themenauswahl, die sich da in einer scheinbar kruden Willkür (dabei dreht sich ja alles um die Eins, die Ersten, der Erste etc., aber trotzdem) zeigt, eher unzeitgemäß. Vielleicht täusche ich mich.

Drittens streiten wir vermutlich aneinander vorbei, denn diese Feuilletonisierung geht mir auch auf den Geist. Und vermutlich habe ich das, an was Sie denken, noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.

Viertens bietet Journalismus dort, wo er den Bereich des nackten Nachrichtenjournalismus verlässt, vor allem im Magazin-Bereich, immer/meistens/fast immer eine streng vorformatierte Sicht der Dinge an. Manche nennen das Stil, andere finden es krank, vor allem Journalisten, die sich den Idiosynkrasien der jeweiligen Produkte anpassen müssen. Um beim Beispiel zu bleiben: Jede Story wurde so gedreht, dass sie ins Konzept passt. Man hätte jedes Thema auch anders drehen können. Aber als Journalist muss man seiner Geschichte irgendeinen Dreh geben, sonst wird man sie nicht los, weder bei der Redaktion noch beim Leser.

Fünftens hat Herr Hack im letzten Satz glücklicherweise nur teilweise recht. Den ersten allerdings sollte sich jeder Journalist an seinen Monitor heften.


Journalisten-Stammtisch

Das ist sicher nur ein wahr gewordener Stammtisch-Scherz. So wie unsereiner in der Tageszeitung abends kurz vor Andruck rumflachste, wenn im Seitenumbruch ein 10-Zeilen-Loch klaffte: "Mach doch einfach 'Platz für Notizen'!" (Hat die SZ übrigens im Lokalteil tatsächlich mal gemacht. Gab sicher Haue.) Und die schicken Magazin-Journies scherzen doch sicher nach dem siebten Caipi: "Möööönsch, sollte man echt mal machen - ein Magazin, das Dummy heißt!! Pruhuuust!"


genau so wars

hauptstadtverlierer halt...