Gerade vom David Bowie-Konzert nach Hause gekommen. Überraschend großartig, ich bin eigentlich wegen der Dandy Warhols im Vorprogramm hin, und dann hat mich Bowie, der mich jahrelang nicht im geringsten interessiert hat, umgeworfen. Die Setlist war ungefähr so wie gestern in Rotterdam, die neue CD "Reality", die ich noch gar nicht gehört habe, und eine Menge seiner Klassiker, dazu ein paar Covers, zum Beispiel Blurs "Song 2". Das Prinzip war, alles möglichst laut, möglichst hart und - für Bowie-Verhältnisse - möglichst dreckig zu spielen. Was dann ungefähr so klang wie der Bowie aus der Zeit, in der ich ihn mochte, mit Tony Visconti oder mit Brian Eno. Walls of Sound, die gegeneinander gewälzt wurden, diese paranoiden Keyboards als Grundierung, eine große harte Rhythmusmaschine, die Beats alle härter geschlagen als in den Aufnahmen, die ich kenne. Er selbst: wieder der alte Dandy, sehr nervös (nicht er selbst, sondern seine Art zu singen, newyorkish halt oder wie man das nennen soll). Sogar "Let´s dance", das ich immer ganz grauenhaft fand, war plötzlich gut. Die neuen Stücke: alle so, dass ich die CD besorgen muss. Die Tourband: ganz großartig, vor allem die Bassistin Gail Ann Dorsey.Das lag auch am Outfit: Glatze, weißes Etuikleid bis knapp übers Knie, breiter schwarzer schlichter Gürtel, schwarze absatzlose Stiefel bis knapp unters Knie, Oberarmmuskeln, eh klar, als Bassistin. Sah militant aus, dachte sofort, eine Kalaschnikov würde ihr auch gut stehen, sowieso öfter gedacht, dass Bowie-Lieder kein schlechter Soundtrack für Barrikadenkämpfe wären, dieser Glam, der dem Revolutionären ja leider abhanden gekommen ist, das Scharfsein, Beautiful-Fighter-Sein, alte Godard-Filme, all so was, bei dieser gigantischen Bitter Sweet Symphony von Verve tauchte das noch einmal auf. Na ja.






meine letzte begegnung mit bowie

hat nicht stattgefunden, weil er so mir nichts dir nichts aus der ausverkauften grugahalle in ein benachbartes, größeres fußballstadion wechselte. und da meine frau und ich uns für bowie nicht in unsexy schlamm- und regenabweisende klamotten zwängen wollten (es war noch die zeit des schaulaufens vor dem konzert und die des andere leute ankuckens), haben wir die karten wieder zurückgegeben


Immer wenn ich Bowie hör

kommt die Erinnerung an Christiane F daher.

Major Tom und Heroes, der Rest ist mir schnuppe.


gottseidank

habe ich keine erinnerung an wir kinder vom bahnhofsklo

(die 10 bekanntesten filme, die man noch nie gesehen hat: titanic/basic instinct/christiane f/wiegenlied vom totschlag/herr der ringe 2/fight club/ usw)


ist doch schön wenn man plötzlich etwas mag was man jahrelang nicht gut finden durfte. ging mir schon mit bowies letzter cd »heathen« so, aber »reality« ist auch sehr fein.


ach, mit dem gut-oder-nicht-finden-dürfen hab ich mir eh nie besonders schwer getan.


"Gib mal Gas, Du alte Tunte!" oder: "Bowie enttäuscht bitterst" - bei der SZ fand einer das ganz doof. (Das "bitterst" hängt mir nach.)


P.S.: Am Samstag hat die Gail Ann Dorsey ihre Garderobe Ihren Überlegungen angepasst. Hier in Frankfurt.