PLAYBOY: You spent 20 years in America, and yet you never owned a home or had a really settled establishment there. Your friends report that you camped impermanently in motels, cabins, furnished apartments and the rented homes of professors away on leave. Did you feel so restless or so alien that the idea of settling down anywhere disturbed you?

NABOKOV: The main reason, the background reason, is, I suppose, that nothing short of a replica of my childhood surroundings would have satisfied me. I would never manage to match my memories correctly - so why trouble with hopeless approximations? Then there are some special considerations: for instance, the question of impetus, the habit of impetus. I propelled myself out of Russia so vigorously, with such indignant force, that I have been rolling on and on ever since. True, I have rolled and lived to become that appetizing thing, a "full professor," but at heart I have always remained a lean "visiting lecturer." The few times I said to myself anywhere: "Now, that's a nice spot for a permanent home," I would immediately hear in my mind the thunder of an avalanche carrying away the hundreds of far places which I would destroy by the very act of settling in one particular nook of the earth. And finally, I don't much care for furniture, for tables and chairs and lamps and rugs and things - perhaps because in my opulent childhood I was taught to regard with amused contempt any too-earnest attachment to material wealth, which is why I felt no regret and no bitterness when the Revolution abolished that wealth.

PLAYBOY interview with Vladimir Nabokov: January, 1964






ich habe einen onkel, der den größten teil seines lebens in afrika gelebt hat und nur alle paar jahre für ein paar wochen nach österreich zurückkehrte, um die fortschritte beim bau eines hauses zu begutachten, von dem schon recht bald nach seiner auswanderung jedem klar gewesen ist, dass er niemals in ihm leben würde. in den sommerferien nun, die ich bei meiner großmutter verbrachte, schlief ich, im großmütterlichen haus, im zimmer des in afrika verschollenen onkels, und in diesem zimmer gab es riesige massivholzschränke, in denen in großen schubladen die sammlung afrikanischer schmetterlinge untergebracht war, die mein onkel, weiß gott warum, immer ins niederösterreichische nach hause schickte. ich bin dann immer, wenn ich nicht schlafen konnte, nachts im pyjama zu diesen schränken geschlichen, habe die schubladen aufgezogen und lange die schmetterlinge angesehen, und es hat, glaube ich, nicht viel in meinem leben gegeben, was mich so glücklich gemacht hat (obwohl ich darin fast immer glücklich gewesen bin).

deswegen kann ich mir kaum vorstellen, wie nabokov es zuwege gebracht hat, so zu leben, wie er gelebt hat, ohne seine sammlung ständig in der nähe zu haben. er wird sie, stelle ich mir gerade vor, irgendwo deponiert haben müssen, in irgendeinem lager, zu dem er ständig zutritt hatte.


wenn ich mich richtig erinnere, stehen dazu ein paar sätze in "strong opinions" und im vorwort zu seinen "complete lepidopterological papers", in denen ich vor anderthalb jahren einmal sehr ehrfürchtig geblättert habe: er trug wohl bereits in europa eine relativ umfangreiche sammlung tatsächlich stets bei sich. später, in den usa, war seine kollektion zunächst im museum of comparative zoology in harvard deponiert, in den folgenden jahren natürlich in cornell. als er sich schließlich in montreux niedergelassen hatte, wird die sammlung in genf untergebracht gewesen sein.

das foto hat dimitri nabokov aufgenommen. die beiden, vater und sohn, waren einen tag lang gemeinsam in den alpen unterwegs, um schmetterlinge zu fangen. am nachmittag machten sie rast und lagen in der sonne. nabokov vertraute seinem sohn dabei an, daß er ein zutiefst glückliches leben gehabt hätte. (ich las dies damals in einer englischen buchhandlung, an einem regnerischen wochentag kurz vor ladenschluß. als eine verkäuferin kam, um mich hinauszubitten, wischte ich mir schnell die tränen aus den augen. ich erinnere mich daran wie an ein eigenes glück. jedes mal sehr bewegt.)