Gegen den uns allen vorausgesetzten Zwang des Geldhaben-Müssens, der Tatsache, dass unsere Reproduktion Abfall der Selbstbewegung des automatischen Subjekts „Kapital“ ist, helfen keine Pillen und kein phantasievolles Happening. Performative Subversionsstrategien, die Verfolgung von Plotstrukturen und auch irgendwelchen Quark reformulierende Diskursanalysen stellen sich spätestens an der Supermarktkasse bzw. beim Sozialamt schlicht als albern heraus. Es ist Unfug, zu analysieren, was die Leute so schwatzen, wenn man nicht wissen will, in welcher Gesellschaft sie leben, wenn man den Blick nicht auf deren synthetisierendes Prinzip richten will, sondern sich lieber in der Beschreibungsebene ein gemütliches Plätzchen dicht neben Foucault sucht. Es ist tränenrührend naiv, sich davon, dass Männer sich wie Frauen und Frauen sich wie Männer anziehen, eine Abschaffung der falschen Gesellschaft zu versprechen. Ich ziehe mir etwas anderes an und nenne das „Gesellschaftskritik“ – das wird nicht funktionieren. Wessen Hauptproblem ist, dass sich Beschreibungen in Diskursen aus Binarität und Hierarchie herauswühlen sollen, der eben betreibt das Geschäft des Idealismus, der hat kein Problem mit dieser Gesellschaft; dessen theoretisches Credo lautet „Seid nett zueinander“. Politische Regulierungen und Disziplinierungsverfahren, die sich per herrschendem Diskurs die repressive Aufrechterhaltung der Geschlechtsidentität zum Ziel gesetzt haben, durch Travestie verwirren zu wollen(15) – sowas lässt sich nur an einer wohlausgestatteten amerikanischen Universität aushecken; in der Elendsökonomie der dritten Welt und auch in den sweatshops an den Rändern der Verwertungsinseln wird man dogmatisch werden müssen.
ettux > Polizeilich Erlaubtes, logisch Unerlaubtes. Oder: Queer ist auch keine Lösung.