look, ma, no food at all.







Ich schrieb anderswo:

"Frechheit siegt

Immer wieder verblüfft die Unverfrorenheit des Betrugs. Eine Australierin, die keinen Namen verdient, behauptet, sie lebe seit vier Jahren ohne zu essen. Zwei Tassen Vanilletee und ein Glas Wasser täglich sollen es sein, die sie am Leben erhalten. Dem Gesicht der Frau, von der ein Photo in einer esoterischen Illustrierten abgedruckt ist, ist die Magersucht eingeschrieben, aber diese Verbindung können ihre Fans und die, die es noch werden wollen, nicht mehr ziehen. Nicht die ins Hohe und Höchste projizierte Anorexie soll es sein, die uns hier entgegentritt, sondern das Wunderbare geistiger Kräfte, die auf materiellen Nachschub gut und gerne verzichten können. "Nur wenn Menschen denken: >Wenn ich nichts mehr esse oder trinke, sterbe ich< - dann sterben sie auch. Ich dagegen befahl meinem Körper sich bei 47 Kilogramm zu stabilisieren. Und das hat er getan." Wie nicht anders zu erwarten, wird die neueste Quatschologie mit Metaphern aus der Welt der Technik versetzt, um dem modernen Publikum verständlich zu sein. "Der Leib ist ein Computer, und das Gehirn ist die Software. Ich muß mich nur reprogrammieren." Was tut es da zur Sache, daß selbst die Metapher nicht stimmt, weil das Gehirn allenfalls eine Form der Hardware sein könnte, nicht der Software? Solche Beckmessereien zählen für die nichts, deren weiches Hirn sich schon in lauter esoterische Dunstflocken aufgelöst hat, damit sie von jedem neuen Hauch in die Luft gepustet werden können. Kräftig schütteln, Frau Holle! "Diejenigen, die diesen Weg wählen, nennen wir spirituelle Kriegerinnen, weil die Hinwendung zur pranischen Ernährung sowohl Disziplin und Mut als auch klare Verpflichtung erfordert." Aber gewiß. Die Disziplin zur Blindheit, den Mut zur Lüge, die klare Verpflichtung, ein Computer zu sein, der von jedem dahergelaufenen Quatschkopf "reprogrammiert" werden kann. Und natürlich geht die gute Frau, eine ehemalige Finanzexpertin, auf Tournee, verfaßt Bücher, oder läßt sie verfassen, hält Workshops und ist allgemein dabei, Berge von Geld zu scheffeln, die sie in keinem Nobelrestaurant der Welt verprassen kann, erstens, weil es einfach zuviel ist, zweitens, weil sie öffentlich nichts essen darf. Das ist bitter. Aber in ihrem Fall mag die Befriedigung einfach in der puren Macht über ihre Jünger liegen. Man könnte das einen Fall von Protestantismus in der Esoterik nennen. Und was trägt sie auf dem besagten Bild an den Ohren? Anhänger in Kreuzesform. Doppelt gemoppelt hält besser, auch bei den Pranikern."

Quellen bei Bedarf.