und zwar darueber, wie sich "citizen kane" quasi immer schon und unabsteigbar auf platz 1 der einschlaegigen best-films-of-all-times-listen haelt.






Dabei ist 2001 doch viel besser! :(


das titanische, das faustische, hybris, nemesis, ursprüngliche akkumulation, drama des begabten kindes, hochmut kommt vor dem fall, das verlorene paradies der kindheit, in jedem schwein steckt ein kleiner junge - ich weiß nicht, ob Sie das sagen wollten, aber wenn man ein wenig drüber nachdenkt, ist citizen kane tatsächlich sehr ekelig. mich persönlich hat das rosebud ja schon beim allerersten mal genervt.


Das, finde ich, ist nur die akkumulierte Kritikenverkrustung aussenrum. Wenn man die durchbricht, dann ist Citizen Kane doch ein verdammt guter Film.


schon möglich. ich habe bessere gesehen. innigere, wahrhaftigere, sehnsüchtigere, vor allem aber ramponiertere. jede minute jean eustache und jede minute angela schanelec und jede minute meliés lägen bei mir vor jeder minute citizen kane, aber, ich weiß schon, das läge an mir, ich mag die kunstwerke nicht, die mit perfektion um sich hauen, citizen kane war das immer für mich, ein muskelspiel, ermüdet mich, immer schon.


charles foster kanon

wahrscheinlich ein "grosser film". mir war dabei nicht gut ertraeglich: der zug ins kolossale, die enzyklopaedische geste, der epische anspruch, solchermassen ein ganzes leben, eine ganze epoche etc. zur darstellung zu bringen. dazu die kohaerenz der stilistischen meisterschaft. sowie ein, schien mir, unanfechtbares schwelgen in der eigenen brillanz.

abermaliges staunen auch ueber: die gepflogenheiten des filmkritik-betriebs und entsprechend erstarrte kanonisierungen. letztlich auch die infame idiotie ueberhaupt solcher rankings. denen man dann ja typischerweise gern und oft mit den eigenen rankings begegnet. die natuerlich zunaechst eine kleine geschichte der eigenen idiosynkrasien, issues und begierden erzaehlen. aber was kann man sonst wollen.


das schlimme an den kanonisierungen: dass die idiosynkrasien und begierden begraben werden. die hätte man ja gerne.


Sind solche rankings nicht Opulenzwettbewerbe, bei denen es kaum darum geht, ob möglicherweise ein raffinierter Salat wahrhaftiger und stimulierender ist, als das 12-Gang Menü ?


Dabei wurde Welles später so ein großer Regisseur kaputter, seltsamer, halb zerstörter, überbordender Filme. Und zuletzt durch Größe längst nicht mehr gedeckter Größenwahn, auch das noch viel interessanter als das Meisterwerk Citizen Kane. In München stückeln sie seit Jahren Reste zusammen, die man mal als Nachlass verkaufen kann; spannend, manchmal rührend, manchmal peinlich die Teile, die gelegentlich zu sehen sind, besonders wenn Oja Kodar dabei ist, die Frau, die Welles geliebt hat mit einer Blindheit, die zur Folge hat, dass etwa F for Fake, ein merkwürdiges Stücke ohnehin, auseinanderfällt gegen Ende. Was den Film, auch wenn keine Rankings dieser Welt das begreifen werden, zu einem viel schöneren macht.


"Touch of Evil" war so einer.

Ob stumpfe Kritiker "Citizen Kane" hochjubeln und in Listen stecken oder nicht: Ich hab kein Problem mit der Grandezza dieses Films. Von irgendwas müssen sich ja all die subtilen cineastischen Diamantensplitter abheben. Das funktioniert ja schon innerhalb von "Citizen Kane" selbst, wo das Melodramatische hauptsächlich durch den Vortrag des Wochenschau-Sprechers evoziert wird. Das ist dann wiederum eine Kritik an gewissen Arten des "Newsmaking", die heute auch noch gültig ist. Das Kolossale in Citizen Kane wird immer geschaffen, um anschliessend brutal gebrochen zu werden.


@gHack

kein (noch so stumpfer) kritiker wird mir meine (noch so stumpfe) rezeption verleiden. das sind fuer mich separate geschichten. ich meine auch: sehr raffinierter film. und dass eine gewisse form von grandeur mit methode gebrochen wird. aber genau die "akkumulierte guete" dieser kunstgriffe erzeugt den kolossalen eindruck, der mir unangenehm war: die genialische glaette des "endproduktes".


Das ist es ja gerade. So kleine sympathische Filme, solche Geheimtips und Leckerbissen für Cineasten gibt es ja immer wieder mal. Aber an Citizen Kane mag ich ja gerade diese unverschämte Grandezza. Ein dunkles, schweres Ding, das glatt und schwarz an einem vorbeizieht wie ein Killerwal. Und nur mit so einem Produkt ohne sichtbare Schweissnähte kann man Arschlöcher wie William Randolph Hearst wirklich ärgern. Weil sie da nicht rankommen, weder mental noch handwerklich.