Bei der Nachricht vom Ende Modern Talkings hat mich sofort wieder die Erinnerung an einen der existentialistischesten Abende meines Lebens überfallen: Nach einem Tag mit Interviews im Konzentrationslager Auschwitz saß ich in einem Wirtshaus in Oswiecim und wollte eigentlich nur in Ruhe mein Hacksteak mit Kartoffelpürree und Krautsalat essen, als plötzlich die Dorfjugend in gestärkten weißen Blusen zum Tanzabend einfiel und sich, es war das teuerste und kostbarste Getränk, Aldi-Orangensaft in Tetrapacks auf Silberimitat-Tabletten servieren ließ. Das Stück, bei dem der Dancefloor am heftigsten kochte, war Cherry Cherry Lady. Seitdem beginnen jedes Mal, wenn die Rede von Auschwitz ist, irgendwo ganz hinten in meinem Bewusstseinsraum zwei Fistelstimmen zu fisteln, mit einer Unerbittlichkeit und Hartnäckigkeit, die Camus gut gefallen haben müsste.