sehnsucht, die mir selbst verdächtig ist, aber ist vielleicht mein job,verdächtige sehnsüchte zu haben: jene nach dem endgültigen sieg des us- oder irgendeines anderen imperialismus, und zwar überall, alles nur noch besitz ein und derselben weltumspannenden nation. kann es nicht mehr ertragen, dieses geostrategische die-gegen-die-fauteuil-feldherren-gerede, wer welche massenvernichtungswaffen hat und wer nicht und so weiter, das außenpolitische ständig, zu dem jeder sich aufschwingt, ich nicht ausgenommen, vom platz vor der glotze, hinter dem weblog, auf der galerie aus, meine güte, wie öde das ist, wie müde, wie mürbe das macht.






Wenn das nur schon alles wäre...


...und: wann hat das eigentlich angefangen mit den Nationalstaaten? Ich habe im Unterricht geschlafen. Früher gab es doch nur Völker und keine Außenminister und -beauftragte.


Recht spät, das weiß heute kaum einer mehr, auch wenn sie im Unterricht wach waren, aber vorher: auch nur Gemetzel, auf niedrigerem Niveau halt, und für irgendwelche württembergischen inzuchtgeschädigte Krautjunker, die dich ausheben ließen, na ja, als Utopist taug ich eh nichts, wie sowieso für fast nichts. Aber Sie haben recht: Am schlimmsten sind die Beauftragten. Da geht man am besten gleich in Deckung.


Sie sind sicher berufsbedingt etwas hartgesottener. Ich für mich will ja vor allem, dass das Gesterbe da aufhört, damit kann ich so schlecht umgehen. Meinetwegen sollen die aus der Welt so einen großen Konzern machen, wenn sie das so gerne wollen. Aber das mit den Leuten, die dann plötzlich tot sind, auf beiden Seiten, das will mir immer noch nicht in den Kopf. So naiv sollte ich in meinem Alter nicht mehr sein, mais je ne peux pas m'empecher...


Ja, auch. Ich befürchte nur, aber das gilt für alle Varianten, die werden alle immer Anlässe und Gründe und ganz unabschiebbare Motive finden, einander abzuschlachten, merkwürdig eigentlich, dass mir immer noch immer wieder einmal die Idee Weltrevolution durch das Resthirn taumelt, yeah right, sag ich mir dann selber, als ob die das alles rausbekäme aus uns Kretins, meinesgleichen, keine schöne Sache, wir.


Das kann doch nicht sein, denke ich oft. Aber es kann.


Michael Rutschky, Lob des Imperiums