Zwei lange Artikel über Backpack Journalism, also über Journalisten, die als Solokämpfer recherchieren, aufnehmen, produzieren, texten, fürs Netz aufbereiten usw. Nicht uninteressant aus zwei Gründen. Erstens macht es Journalismus unabhängiger, subjektiver, unreglementierter. Was gut ist, solange der Journalist gut ist (meistens ist er nur mittelmäßig). Zweitens macht es Journalismus billiger; das wird die Medienkonzerne interessieren, eine weitere Gelegenheit, solide Recherche und Team-Kontrolle wegzurationalisieren. Backpack Journalism Is Here to Stay The Backpack Journalist Is a "Mush of Mediocrity"






Gewaltige Zweifel an Punkt 1

Ein Einzelkaempfer-Journalist muss seine Story genau so an den Mann bringen, wie einer, der seinen fixen Platz hat. Der Markt bestimmt die Story.


Ja, aber.

Von Einzelkämpferjournalisten ist ja erst einmal nicht wirklich die Rede. Sondern von Journalisten, die die Fähigkeiten haben, eine Story von Anfang bis zum Ende zu produzieren, also eine bestimmte Arbeitsteilung rückgängig zu machen. So jemand kann ja durchaus von jemandem angestellt sein, von einem Fernsehsender zum Beispiel. Ich ahne sogar, dass es das ist, worauf es hinauslaufen wird, aber eben in der unschönen Weise: dass Fernsehsender von Journalisten verlangen, dass sie alles selbst tun; so erspart man sich eine Menge Jobs, die zuvor von Spezialisten getan wurden (und zwar mit guten Gründen und meistens den besseren Resultaten).

Mit dem Markt und dem Verkaufen hat das also nicht immer und nicht zwangsläufig etwas zu tun.

Und Journalismus insgesamt auch nur so und so weit. Journalismus ist eine bestimmte Weise, Nachrichten, Geschichten usw. zu erzählen, und diese Weise funktioniert auch ohne oder mit wenig Geld. Insofern geht der Einwand ins Leere. Allerdings müssen auch Journalisten leben, und die Leute, die Journalisten bezahlen, bestimmen natürlich die Inhalte, die von ihnen veröffentlicht werden.


Ne, doch - irgendwie

Die Frage für mich ist: Wer braucht das eigentlich? Und zwar sowohl welches Medium braucht das als auch welches Publikum braucht das? Ich halte das ehrlich gesagt eher für einen Egotrip technophiler Jung-Journis (auch wenn es mich wahnsinnig reizen würde, so etwas zu machen und zu können). Aber am Ende zählt das Resultat - und dem Publikum ist es egal, wie es zustande gekommen ist. Und das Journalismus auch ohne Geld funktioniert, halte ich für ein Gerücht. (Das könnte den Döpfners und Mantheys dieser Welt so passen) Es ist nämlich nicht nur eine Erzählweise, sondern eine Erzählweise, die man sich leisten können muss, so wie jede professionelle Kiste halt.