Vorgestern beim Babysitten auf N24 statt Kriegsvorbereitungen und deutschamerikanischer Untertanenpsychologie ein weiteres großes Einschüchterungsmodell in full swing betrachtet: die Biopsychologie, oder wie man diese Dummheit halt nennen soll. Der Gedankengang, der da ausgebreitet wurde, ging so: Symetrische Männer (was immer das ist, ich hab zu spät eingeschalten) haben mehr Orgasmen. Die Frauen, die mit symetrischen Männern Sex haben, haben mehr Orgasmen. Orgasmen bei Frauen haben den Zweck, Männersperma einzusaugen (Großaufnahmen von pumpenden Gebärmutterhälsen, hey, so sehen Pornos in Nachrichtensendern aus, man steckt gleich noch viel tiefer drin als in irgendsoeiner Videowichskabine auf der Reeperbahn). Deswegen wollen Frauen mit symetrischen Männern Sex haben. Symetrische Männer, die auch gesündere Männer sind, machen mehr und gesündere Kinder. Symetrische Männer riechen auch besser (Bild: Frauen öffnen vakkuumverpackte Cellophanbeutel und riechen an verschwitzten Männerhemden), Frauen fühlen sich zum Geruch von symetrischen Männern angezogen. Und so weiter.

Meine Widerlegung begann mit der Beobachtung, dass der Wissenschaftler, der seine Forschungsergebnisse vortrug, in einem weißen, nicht tailliert geschnittenen Wissenschaftlerkittel steckte. Aber das ist wahrscheinlich wieder mal zu vulgär gedacht gewesen.






Jetzt die Frage: spiegel-, punkt- oder nach den Maßgaben der Naturgesetze symmetrisch? Rechte Seite oder linke Seite? Gemorpht oder nur dupliziert? Besser symmetrisches Oxytocin oder doch die Standard-Familienpackung? Manno. Immer, wenn man sich bewerben will, sind die Spielregeln nicht klar.


ich denke, ich bin ueber dieses gedankengut schon mal gestolpert. es geht darum, dass die beiden haelften unseres koerpers (also wenn man den menschen von oben nach unten in eine linke und rechte haelfte teilen wuerde) aeusserlich verschieden sind, bei manchen menschen allerdings weniger verschieden als bei anderen.

und wissenschaftlerInnen wollen herausgefunden haben, dass menschen, deren koerperhälften moeglichst ident sind, attraktiver auf das andere geschlecht wirken (komischerweise untersuchen die nie die attraktivitaetseinschaetzung von menschen gleichen geschlechtes. vielleicht, weil man davon keinen fortpflanzungsbloedsinn ableiten kann?).

und diese symetrischen maenner sollen also gesuendere kinder produzieren. dass die rechnung nicht aufgehen kann ist klar, schliesslich kommt das erbgut von vater und mutter zusammen und was soll es nuetzen, wenn der vater symetrisch ist und die mutter oder die grosseltern oder urgrosseltern nicht?

es ist widerlich. auch nur in diese richtung zu denken. noch ein schritt und wir sind wieder dort, wo wir schon einmal waren. die uebermenschen zeugen. symetrische maenner pflanzen sich mit symetrischen frauen unter symetrischen bedingungen fort. dass ein nicht tailliert geschnittener wissenschaftlerkitteltraeger dabei zusieht, davon koennen sie ausgehen.


übermenschen? ach, das ist auch nur eine von den ängsten, nicht dazu zu gehören, die man sich so einredet und einreden lässt, eine angst, so überbordend unangemessen wie der ganze genpipapo falsch ist. es ist ja auch nicht verwerflich, nachzugucken, was menschen füreinander anziehend macht. es ist nur so stupide, wie diese bioforscher es tun; als ob das frühsteinzeitprogramm in uns immer noch, hinter unserem rücken, jenseits unseres bewusstseins alles steuern würde. und dann sagen sie: symetrisch. in einer welt, in der jeder klamotten anhat, in der sich jeder schminkt, in der man nicht einmal weiß, wie man selbst ausschaut, in der eh keiner sieht, wie der andere ausschaut. immer wenn mir so etwas begegnet, frage ich mich sofort, wie diese forscher eigentlich ihre dates klarmachen.


Übrigens ist dieses Gesicht nur deswegen nicht völlig nichtssagend, weil die Augen so schön unsymmetrisch sind. Aber erzähl das mal einer diesen Symmetriephilosophen da.


Ich habe eine zeitlang einen prickelnden Nebenjob in der Marktforschung gehabt und festgestellt, daß alle, die diesen prickelnden Nebenjob haben, sämtliche Bögen immer im Namen ihres gesamten Bekanntenkreises ausfüllen. Hinterher wird nur geprüft, ob korrekte Telefonnummern angegeben worden sind (...) Und natürlich antwortet man so, wie man denkt, daß die Leute es täten. Wir hatten auch so eine "was macht Frauen wirklich an?" Umfrage dabei und surprise, surprise das Ergebnis fiel sehr stromlinienförmig aus ... Solchen Forschungsergebnissen würde ich daher nur glauben, wenn der ambitionierte Wissenschaftler selbst einen hinreichend großen Frauenkreis befragt hätte. Noch dazu mit einer Methode, die keine Resultate vorsteuert. Also gar nicht.

die Carola


"babysitten auf N24"