Ich habe neulich meine CD-Sammlung überschlagen: Es müssten um die 1300 sein, die sich angesammelt haben. Wenn jede davon eine Stunde dauert, sind das 1300 Stunden, also über 54 Tage, in denen ich allerdings nicht schlafen dürfte. Diese Rechnung hat mich erschreckt - und dennoch fällt es mir schwer, mich zu trennen. Als ob es wichtig wäre, dieses oder jenes Stück in meinem Regal meiner harren zu wissen. Als ob es mir Sicherheit gäbe, zu wissen, dass da Beethovens op.27 wäre, die 60minütige Version von John Coltranes Favourite Things oder die Hammond-Orgel-Version von Teen Spirit auf Grunge Light, wenn es mir einfiele, sie doch noch wiederhören zu wollen. Manchmal ist sogar so: Ich wache auf, und noch im Aufwachen, sehnt sich alles an mir nach den Songs about Buildings and Food von den Talking Heads, nach Song for Karen von den Sonic Youth, nach Maiden Voyage von Herbie Hancock, auch wenn ich sie Monate oder Jahre nicht gehört habe; eine Art neuronaler Plastizität möglicherweise; Musik, die mein Körper gespeichert hat, ohne dass sie in der Erinnerung wäre; vielleicht fällt sie meinem Körper nur deswegen ein, weil ich merkwürdig gelegen habe beim Schlafen, ich weiss es nicht. Mitunter werden die Lieder auch vom Sex in mir aufgestöbert, und ich kann es gar nicht abwarten, wieder aus dem Bett zu kommen und noch bis tief in die Nacht hinein durch meine CDs zu zappen, da ein Stück, dort ein Lied, glückssatt. - Lange habe ich darüber nachgedacht, mir die Nomad Jukebox zuzulegen und mit 1500 Stücken auszukommen. Aber ich schaffe das nicht - bloß 1500. Ich könnte mich eher für 100 Songs entscheiden oder meinetwegen auch für 25, aber 1500 wäre barbarisch... Bei 1500 Stücken hätte man mindestens 1000 Stücke lang die Illusion, großzügig zu sein zur Musik, und die andere Illusion, Wahlfreiheit zu haben - und dann hätte man 1400 Songs, und schon begänne man, Webern rauszuwerfen und die Progression Sessions zu eliminieren, und schon müsste man wieder von vorne beginnen.

Ich bin froh, nichts verkaufen zu müssen. Gerade mal meine Arbeitskraft... Lucy Liu heute in Ally McBeal: "Ich gehe nur arbeiten, um meine Klamotten tragen zu können". That's style...