ine Folge von Leserbriefen bei Salon [1][2][3][4][5], schon etwas länger her.

Das Thema, das darin verhandelt wird: What is it like to be young today? Und zwar vor allem auf dem Schlachtfeld der Liebe. Darin immer wieder aufgemacht das Dilemma Liebe vs. Ironie. Als Ironie gilt, was Leute in meinem Alter in ihrer Jugend gemacht haben (oder jedenfalls machen konnten) - experimentieren, es nicht so ernst nehmen, die Entscheidungen auf später vertagen. Als Liebe gilt, wofür sich Leute in meinem Alter Zeit genommen haben (oder jedenfalls Zeit nehmen konnten).

Viele der Briefe sind, nun ja, ein wenig weinerlich, und sowieso handelt es sich um Gefühle innerhalb einer nur bedingt vergleichbaren Gefühlskultur, aber beim Lesen komme ich doch immer wieder ins Grübeln und ins Bemitleiden. Diese kollektive Wahrnehmung jüngerer Leute, sich Fehler und Albernheiten nicht wirklich leisten zu können. Dieses mir ganz unheimliche Bedürfnis nach Klarheiten, Bekenntnissen. Dieser Druck, das mit der Liebe hinzukriegen, von dem da immer wieder die Rede ist. Diese Sehnsucht danach, dass es irgendwann mal ein für allemal klappt, derdie Richtige gefunden ist, das Suchen & Abchecken & Belauern aufhören kann. Diese Trennungsangst, schon ehe man überhaupt Beziehungen eingeht. Und, eh klar, diese mehr als verständliche Abneigung gegen die Altsäcke mit ihrem Bedürfnis, in den Coolness Contests immer noch die Besseren zu sein.

Das Thema selbst - Liebe vs. Ironie - kommt in den Briefen nicht wirklich vor. Vielleicht ist aber auch das eine Generationenfrage. Leuten in meinem Alter fällt Ironie möglicherweise ein wenig leichter als jenen, die sie ausbaden müssen.






Liebe hat mit Ironie nichts zu tun, also kann man darüber auch nichts schreiben.


Und wieso sollte Liebe mit Ironie nichts zu tun haben? Ich hielte es sogar für bedenklich, wenn sie nicht mit Ironie zu tun hätte. Wie ich alles für bedenklich halte, was Prätentionen auf den Großen Heiligen Ernst macht. Den hält man nämlich noch weniger aus als das Ironische.


Liebe ist Nähe, Ironie handelt von Distanz. Man kann nicht im gleichen Moment lieben und eine ironische Distanz halten. Ein solches Verhalten fände ich schon arg forciert.


falls liebe bloß die momente der nähe sind: einverstanden. falls nicht, ist gleichzeitigkeit von nähe und abstand ja eh nicht verlangt. ich glaube eher, die nähe hält man nicht nur sowieso nicht durch. sondern auch gar nicht aus, wenn man sie nicht immer wieder ironisiert.


Man lebt, finde ich, immer in Momenten, speziell dann, wenn es um Liebe geht. Die restlichen Dinge, die so zwischen Menschen ablaufen, die zusammenleben, können und sollen ruhig ironisch sein. Aber Ironie in einem Moment der Liebe... das ist unpassend und kann ziemlich hässlich werden.


Vielleicht hat Liebe wirklich nichts mit Ironie zu tun, aber der Kommunikation darüber, gerade mit dem geliebten Menschen, schadet ein Schuß (Selbst)ironie sicher nicht. Das hat nichts mit dem Ironisieren der Liebe selbst zu tun - das wäre wiederum ein (weitverbreiteter) Selbstschutzmechanismus.

Zum Thema Liebe und Ironie in der Postmoderne gibt es einen Aufsatz von Umberto Eco in der Nachschrift zum Namen der Rose, "Postmodernismus, Ironie und Vergnügen" - vor 10 Jahren hielt ich das für der Weisheit letzen Schluß, heute seh ich das anders.


Liebe wird immer dann schwierig, wenn sich das Glück abreagiert hat und der "Intellekt" kommt. Leidenschaftliche Liebe kann nicht in alle Ewigkeit konserviert werden. Punkt.