[DEUTSCHLAND: CARD]
Ich habe täglich mit dementen Menschen zu tun. Die Frage, was sie in den dreißiger, vierziger Jahren gemacht hatten, stellt sich auch jeden Tag. Wobei in manchen Ängsten, die plötzlich wahrnehmbar werden (Verfolgungswahn, Angst, sich duschen zu lassen, Panik vor Stromausfall), auch der Gedanke aufkommt, dass einige von ihnen gerade nicht zu den Tätern gehörten. Wie geht man damit um? Von einer Frau, die ich sehr mochte, fanden wir nach ihrem Tod ein Fotoalbum, wo sie zwischen Ehemann und Liebhaber stand, beide in SS-Uniformen mit Totenköpfen, sie selbst, für die Kriegsjahre nicht selbstverständlich, offensichtlich gut genährt und im warmen Pelz.
Ich finde den Text beeindruckend, aber auch ambivalent. Übernimmt der Sohn die Erinnerungsarbeit für den Vater? Da der Vater noch lebt, aber wahrscheinlich (=?) nicht mehr imstande ist, etwas dazu zu äußern, hat der Text auch etwas auslieferndes; und die Demenz, die nicht von vorneherein biografisch bedingt ist, sondern zunächst erstmal eine physische Krankheit, wird zu einer literarischen Stilfigur.
Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Text halten soll. Er ist nicht unbedingt illegitim, aber er erinnert mich daran, wie schwierig es ist, demente Menschen zu interpretieren, darzustellen, zu beurteilen. Im schlimmsten Fall liest sich der Text jetzt schon als Nekrolog, und das wäre auf keinen Fall angemessen.
Bisher kam dienstags nur Dr. House, jetzt sendete Dr. T. Jens auf FAZ
Was um alles in der FAZ will uns der Autor dieses Aufsatzes sagen?!