Kein Gefühl mehr, nichts, auch wenn ich mich zu zwingen versuche. Als wäre der Vorrat an Emotionen restlos verbraucht. Keine Wahrnehmungen mehr, die nicht den Makel haben, für mich - und alle anderen - vorproduziert worden zu sein, kein Bild mehr, über das sich nicht schon hunderte und aberhunderte Interpretationen, gedankliche Weiterverarbeitungen gelegt haben. Die Empfindung, dass die Endlosschleifen nur noch aus Verzweiflung so häufig gespielt werden - weil man eben schon erkannt hat, dass ihr Augenblick schon vorbei ist. Die Unfähigkeit, mit irgendeinem Vermögen der Vorstellungskraft, der Emotion, der Empathie zu den Toten zu kommen - sie sind Argumente geworden, Exempel, keine Menschen mehr. Ich weiß nur, dass es Einzelne waren, aber ich nehme es nicht mehr wahr. Man sieht die Leichen vor lauter Amerikanern nicht mehr, man sieht die Toten nicht mehr, in all dem Sinnmüll, Bedeutungsschrott, an dem man selbst ja auch mitproduziert hat. Schwer zu beschreiben. Von der Maschine verschluckt. Woran ich mich erinnern kann, aber es eine sehr abstrakte Erinnerung: An diesem einen Moment teilgehabt zu haben, an dem alle Welt erschrocken war. Fast ist mir, als sehnte ich mich nach ihm. Das Erschrecken, das von dieser Sehnsucht ausgelöst wird, ist nur eines - über mich. Emotional business as usual.






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Alien-Gefühle

Schöne Schilderung von Dir, wie man völlig Gefühlsapathisch werden kann, weil man mit der (Durch)-Drehzahl der Medien nicht mithalten kann. Bei mit knotet es sich ähnlich im Zwerchfell, aber ich war begeistert damals, daß die Wirklichkeit sich endlich mal so zeigt, was ich schon lange von ihr erwartete. Zwar kann ich verstehen, wenn die meisten Menschen den Ideengang der Attentäter schlicht nicht nachvollziehen können; ich selbst war aber alles andere als überrascht.