taz > norbert bolz: jetzt heißt es erwachsen werden. dürftiger denker in dürftiger zeit. vielleicht kann man ihm dankbar sein für diese stupiditäten. wenn das neubürgerliche keinen anderen inhalt hat als das geschneuzt&gekämmt-sein, prächtig gebürstete gebisse, papis schoviale witzelsucht und altes-zausel-phlegma (humor! gelassenheit!), braucht man sich nun wirklich nicht damit befassen. soso lustig auch, wie diese man-wird-doch-mal-über-bürgerlichkeit-nachdenken-dürfen-schwachdenker in einer welt zu leben scheinen, in der alles vor die hunde gegangen ist, ständig bist du von tätowierten, gepierceten, hässlichen umgeben, ständig ist jeder unhöflich, ständig ist einer wütend, trauernd, betroffen, ständig schwenkt einer feuerzeuge, ständig wird man auf gartengrillfeste voller rücksichtloser eingeladen, ständig ist man umzingelt von linken, die einem immer noch das gehirn mit aufklärung waschen wollen und einem beim aufklärungsfuchteln ihren pferdeschwanz zumuten. last exit: korea.

[via existentielles besserwissen]

(und heute hat der zischler erzählen dürfen, wie sehr ihn das annervt, wenn der akkordeonspieler in der u-bahn sich dauernd verspielt, da kann der richtig krawuttisch werden, der zischler, wenn schon, denn schon, zumutung zumutung)






"Krawuttisch" (google: 19 Treffer) ist österreichisch für das bayrische "grawottisch" (google: 69 Treffer), ja? Unübersetzbar schön, danke für die Erinnerung.


heisst kroatisch, leider.


das schlimme an bolz

ist noch nicht einmal, daß er das verbeamtete schaumschlägerdenken repräsentiert, sondern daß diese dummheiten in den großen arenen unwidersprochen bleiben, er (und andere) sich mittlerweile sterile diskursräume eingerichtet haben und eine (akademische) generation shut up! weit + breit nicht in sicht ist


Nutten kriegen mehr Drittmittel als Leute, die wagen, zu widersprechen. Halt das alte Spiel mit den positiven Anreizen, die genauso als Zensur funktionieren wie ein Inlandsgeheimdienst. Bolz et al sind im riesigen Geschäft der Reduktion kognitiver Dissonanz. Die Machtelite braucht einfach ein paar Narren, die ihnen sagen, dass der Kapitalismus etc. schon voll OK ist und dass sie sich nicht zu schämen brauchen. Weltwoche, Das Magazin, Spiegel, you name it: Erfüllen alle den Zweck der ersten Seite in der Waschmaschinen-Betriebsanleitung. "Wir gratulieren Ihnen zum Erwerb dieses Produkts." Es gibt so viele Kongresse, zu denen man hochkarätige Redner einladen muss. Da holt man sich natürlich die, von denen man weiss, dass sie einen vielleicht etwas verunsichern, mit französischem Philosophenquatsch, aber nicht zu sehr, es ist ja vor dem Diner, aber die einem insgesamt bestätigen, dass alles so OK ist. Dass sich vielleicht alles "beschleunigt" und alles "härter wird" aber das sagt man ja seinen eigenen Bots ja eh schon jeden Tag. Dieses Geschäft ist riesig. Da sind tausende Euro zu holen, ohne dass man sich gross intellektuell anstrengen bräuchte oder gar ein Risiko eingehen müsste. Also: Her mit der Kohle, ihr kleinen Racker!


Welche Kongresse?

Gibt es sie, die viel beschworene Neue Bürgerlichkeit? Soll es sie geben? Wie fühlt sie sich an?

Offenbar will er nur zu Beckmann ;-)


das doofste an all diesen typen ist, dass sie nicht schnallen, dass heutzutage die "kognitive Dissonanz" hauptsächlich automatisch von google und nebensächlich kollektiv über wp diskussionsseiten reduziert wird.

Das Bürgerliche, dass leider ja noch nie und nirgends richtig realisiert worden ist - auch in Amerigga halt nur fast - wiederzubeleben, während es seinen medienöggologischen Tod schon fast hinter sich hat, ist halt ein recht schweres Unterfangen, auch und gerade für die von uns, die alt genug sind zu glauben, sie wären in den 50er, 60er und 70er Jahren noch halbwegs darin ausgebildet worden.

schwerstens betroffen, aber trotzdem noch kritikfähig, sl


Lustig auch der Satz: "So anspruchsvoll ist Linkssein unter Bedingungen der Ungewissheit", spätestens da konnte ich kaum noch weiterlesen.


der grund für die suche nach dem new bürgerlich und der grund für artikel dieser art, liegt vielleicht auch darin, dass das new linkssein auch weit und breit nicht richtig realisiert und daher nicht in artikel zu fassen ist. (denk ich jetzt mal kompliziert um die ecke). mit der uniformiertheit des andersseins hat er aber nicht sooo unrecht ...


Ich weiss ja nie, wer von den vieren, den alten Linken, den neuen Rechten, den alten Rechten oder den neuen Linken mir blöder vorkommt. Meistens. Da bleib ich doch lieber gleich bei meinem dogmatischen spinozistischen amerika- und israelfreundlichen Luxemburgismus!


ich bin konservativ.