Die Gedanken kreisen um den nahenden Redaktionsschluss. Und um Geschichten wie die von jenem entnervten Kollegen, der einst an einem Wagen vorbeiraste, der selbst schon weit schneller als 100 Stundenkilometer fuhr, was der rasende Reporter allerdings später sehr bereute. Der Überholte nämlich bremste ihn bei nächster Gelegenheit aus und riss ihm die Akkreditierung von der Windschutzscheibe. Der Überholte war Jean-Marie Leblanc, der Direktor der Tour.

Der Entzug der Akkreditierung ist die Höchststrafe für einen Sportreporter. Ohne sie gelangt er nirgendwohin. Bei der Tour braucht er sie in zweifacher Ausführung: für das Auto, um auf die Strecke zu gelangen. Und für sich selbst. Nur mit einer Akkreditierung öffnen sich die Türen zu den Pressezentren, die meist nicht mehr sind als ein Festzelt auf einer Wiese, die Turnhalle einer Schule oder das Parkdeck einer Tiefgarage. Sie sind die Schreibstuben der Tour. Früher oder später landet man hier und richtet sich an einer der langen Tischreihen ein.

berliner zeitung / christian schwager > start oder ziel? auch für reporter ist die tour de france das härteste radrennen der welt