auf arte gerade s 21 über tuol sleng, das schlimmste gefängnis der khmer rouge. lange peinigende interviews mit den folterern und wärtern von damals, dazwischen immer wieder gespräche mit vann nath, der das gefängnis überlebt hat, weil er ein begabter maler war und deswegen die killer malen durfte, mit schöner makelloser haut [die lesenswerten memoiren vann naths sind übrigens unter dem titel a cambodian prison portrait. one year in the khmer rouge's S-21 in der bangkoker white lotus press erschienen.]
sofort wieder die erinnerung an den kambodscha-aufenthalt im mai 2004. wie fast jeder, mit dem wir ins gespräch kamen & bei dem wir uns zu fragen trauten, seine trauma-geschichte erzählte, den kopf abgewandt, zum boden sprechend, es klang narkotisiert, aber wir hatten natürlich keine ahnung über die tonfälle von khmer. diese frau, die ich für meine reportage interviewte, und plötzlich in ihre eigene kindheitsgeschichte kippte, davon erzählte, wie man sie mit sechs bis zum hals eingegraben und ohne wasser in der hitze sich selbst überlassen hatte, weil sie angeblich aus hunger irgendeine wurzel gestohlen hatte. der letzte abend in einem biergarten von siem reap, als unsere betreuer, nachdem sie fünf tage lag anderer leute trauma-geschichten übersetzt hatten, dann ihre eigenen kindheitsgeschichten erzählten. die kollektiven abendessen in den kollektiven dorfspeisehallen (statt in den familien, wie es vor und nach pol pot der brauch gewesen ist), du siehst, wie am anderen ende der halle einer von den angkar-leuten auf deinen vater zugeht, ihn anherrscht, aufzustehen, mit ihm hinausgeht, du schaust ihm aus den augenwinkeln nach, obwohl du weißt, dass du es nicht tun solltest, es wird das letzte sein, was du von deinem vater gesehen haben wirst, du weißt, draußen am dorfrand werden sie ihn gleich erschlagen, mit irgendeiner spitzhacke oder einem spaten, weil eine kugel zu kostbar wäre, um an einen feind angkars vergeudet zu werden.
where are they?, fragten wir.
oh, amongst us, sagten sie. still here.