anfang januar. ich war in amsterdam, um mit leon de winter zu reden. ein kalter vernieselter tag, ich fror die ganze zeit, weil ich so früh aufstehen hatte müssen, um das flugzeug zu bekommen und vor dem termin noch drei stunden herumlaufen musste, mehr als vier doppelte espresso will man sich auch nicht zumuten. als wir dann endlich in de winters verlag in einem büro unter dem dach saßen, unterhielten wir uns zweieinhalb, drei stunden lang sehr gut über dieses, jenes, alles mögliche. über die jahre habe ich gelernt, dass interviews mit menschen, die oft interviewt werden, dann am besten sind, wenn man mit ihnen *keine* interviews führt, sondern "einfach" spricht, ohne plan, ohne strategie. also habe ich ihm den schrecken vorgehalten, den er mir eingeflösst hatte, als er in "leo kaplan" die tochter des ich-erzählers an ihrem sechzehnten geburstag sterben ließ, noch wochen nach der lektüre habe ich mir immer wieder vorstellen müssen, wie es für mich wäre, wenn meiner tochter ein unglück widerführe. über das, was de winter "zu sagen" hatte, mussten wir nicht lange verhandeln, wir waren uns in den meisten punkten einig, aber das hatte ich schon vorher gewusst. nachmittags besuchte ich marcus, wir tranken tee und plauderten über das leben, während olaf, der hund, laut vor sich hinträumte. abends wieder nach hamburg. - das foto zeigt eine bankenwerbung in der nähe des stedelijk, das wegen renovierung geschlossen war. man hätte sich vorher ja erkundigen können.

12 monate, 25 bilder, 25 title-tags.






probe für eine lesung in stuttgart aus den weblogs von günter, marcus, bov, bastian und mir. auf dem podium sitzt marcus, im hintergrund ist eine projektion mit grafiken von günter zu sehen. as always: die show selbst ist nie gut wie das vorher und das nachher. vorher hat man nette adrenalinstöße, die kabelzusammenstöpselgeräusche, die mikrofonproben; nachher trinkt und redet man panikruckfrei, und die nacht leuchtet. was nicht bedeutet, dass die show nicht gut gewesen wäre. im schwimmbad des hotel atoll auf helgoland. ich habe dort drei glücklich autistische tage verbracht. ich war am tag der saisoneröffnung gekommen, noch kaum touristen auf der insel. es war kalt, die winde wehten beherzt, ich sah den vögeln nach und den wellen hinterher, vergaß das festland. abends lag ich in einem weißen frotteemantel in diesem schwimmbad, in dem die blicke verlorengingen. monochrome trancen. diese winzigen maschinen, in denen ich in diesem jahr mitgeflogen bin. notdürftig in den himmel gehängt, ungedämpftes wackeln bei den starts und den landungen, den kopiloten dabei zusehen können, wie sie nach dem abheben ihre logbücher auf stand bringen, die schönheit des sichtflugs. und gleich wieder die erleichterung, dass meine flugpanik vor zwei jahren in nizza nur eine einmalige episode gewesen zu sein scheint - der ich allerdings sehr viel zu verdanken habe. danach hatte ich beschlossen, dass es *so* nicht mehr weitergehen sollte, so couchpotato-vegetable-mäßig. my own private umkehrtrauma sozusagen. eine stunde vor der adc-party im berliner tempodrom. das hotelzimmer, ihre kate spade-handtasche, ihre kitten heel flip flops, aus dem bad ruft sie, dass sie gleich fertig ist. ich wünschte, ich könnte 200 seiten makelloser prosa schreiben, in der alles gut ist, das eheliche, das komplizentum, das gefundene, das versöhnte. aber das schafft keiner. im märz waren am tegernsee bei steffi, um jochens zufallsbuch zu feiern. wir aßen an einer langen tafel, die in glänzendem, schon antauendem schnee stand, es gab lamm, der zuckerkranke blinde hund, der mittlerweile gestorben ist, lief schlafwandlerisch sicher zwischen unseren beinen herum, beatrix und jochen bekommen ende februar ihr zweites kind, in nassim habe ich mich sofort verknallt, steffi verehre ich sowieso, und günter würde ich gerne in derselben stadt wissen wie mich, aber da hat birgit das größere vorrecht. immer schon habe ich gewusst, dass der roman, den ich nie schreiben werde, mit einer tafel enden soll, gespräche hin und her, helles auflachen von der anderen seite des tisches, blinde zuckerkranke hunde, all so was. love bombing, hat jochen es damals genannt. gott, war ich glücklich, das kann ich keinem sagen. irgendein mädchen irgendeine party auf irgendeinem schiff in berlin. die körper und die stimmen sind immer öfter nicht mehr am selben ort. *immer öfter*-sätze gehören verboten, auch mir. egal. jedenfalls bewege ich mich immer öfter unter menschen, die lieber mit anderen menschen wären und mit menschen telefonieren, deren körper an anderen orten sind als sie sollten. manchmal versuche ich mir die gefühlswolken vorzustellen, die in der gegend herumziehen. man bräuchte ein visualisierungstool für so etwas. sowieso bräuchte man viel mehr visualisierungstool. neulich hab ich mir zum beispiel so eine art mikroskop vorgestellt, das beim feinerjustieren nicht nur bilder liefert, sondern dazu auch gleich die namen dessen, was man sieht, und je näher man sich mit dem justierungsrädchen in den mikrokosmos voranjustiert, desto anderere namen ziehen durch das sichtfeld. war eine sehr eigenartige vorstellung. m. in teufels küche, einem angenehmen ort an samstäglichen spätvormittagen. irgendwann um diese zeit hatte ich die idee für restaur.antville. dass man den angenehmen orten ein archiv errichten müsste. m. habe ich in diesem jahr andauernd fotografiert, irgendwann begann sie es auch zu mögen, sich unaufhörlich selbst neu zu sehen. die namib, in der wir im mai mit mountainbikes gefahren sind. ich hab mich dort endgültig in das fahrradfahren verliebt (und "verliebt" ist hier ein mit bedacht gewähltes wort) und beschlossen, ein *guter* fahrradfahrer zu werden. außerdem: das neuerliche erstaunen über die liebe zur natur (oder "schöpfung", es ist eine schande übrigens, dass es für materialisten so wenige emphatische wörter gibt und man sich deswegen zu oft notdürftig mit idealisten-wörtern behelfen muss), die seit einigen jahren in mir puckert. eine alterserscheinung, mag sein, irgendwas muss man ja vom zauselwerden haben. jedenfalls ist es doch ein wenig seltsam, wenn man feststellt, dass man empathie auch für mit wachs überzogene wüstenpflanzen oder für käferspuren in wüstensand empfinden kann. vielleicht (ich hoffe es ja) werde ich irgendwann auch für gesteinsformationen, für mineralien, für das geologische liebe empfinden können. noch einmal namibia, wir waren einen berg hochgestiegen, um den sonnenuntergang anzuschauen; so weit unten im süden fällt die sonne fast vom himmel, in vierzig minuten ist es dunkel. auf dem foto sieht man dominique aus cape town, in die ich mich ein bißchen verknallt hatte, weil sie eine so warme, herzliche, zähe frau war (outdoor-ausdauersportlerinnen sind eine sehr interessante spezies, by the way), michi p., ein irrer, so vital, dass ich ihn sehr bestaunt und bewundert (und beneidet) habe, und anke, another very hinreißend human being. im juli haben die chicas (und drei jungs) in der redaktion beschlossen, an einem charity-run in der hamburger speicherstadt teilzunehmen. ich war als verpflegungsstation (eine kühlbox mit evian und champagner) und fotograf dabei - ich kann zwar problemlos 5 stunden mir den hintern von einer *speed needle* aufscheuern lassen, aber ich *hasse* das laufen, hartnäckig und nachdrücklich. so sind sie gestartet, hand in hand. kein anderes team hat das so gemacht, es ist ihnen in dieser sekunde eben so eingefallen, und es hat mich entsetzlich gerührt, tut es immer noch, wenn ich das foto ansehe. [das gute alte rock'n'roll-band-gefühl, für das man gerne bei monatszeitschriften arbeitet.] der himmel über bahrenfeld, unserer dachterasse, die in wahrheit gar keine terasse ist, sondern ein 40 quadratmeter großer balkon. der sommer war kurz und verregnet, wir sind nur selten draußen gesessen; aber wenn, war es immer noch der zauberberg, ein von allem entrückter ort. keine probleme mit den pflanzen in diesem jahr: der schwarze bambus hat sich wieder erholt, wenn der wind stark genug war, rauschte es fast wie in diesem hain bei kyoto, das japanische ahorn: rote blätterkaskaden, der eukalyptus und der olivenbaum: so gelassen heitere klassizismen wie toskanische villen. und die gräser. die nacht, in der thomas klestil starb. wir saßen in einem lokal im 7. bezirk, tobi, gerlinde, mariann, hannes, robert, slauti, birgit, günter, m. und ich, zuvor waren wir bei den drei lieseln gewesen und hatten schnitzel gegessen. 't was a great evening, talking & eating & drinking & laughter. irgendwann kam ein anruf für robert, "jetzt ist er hin", sagte er beim auflegen und stand mit slauti auf, um zum orf zu fahren und die news-website auf den stand zu bringen. auf dem deck der queen mary. wir hatten es geschafft, an bord zu kommen, indem wir so taten, als wären wir passagiere. zwei stunden lang glaubten wir es dann selbst. und ein schiff wird kommen. wir hatten uns auf die räder gesetzt und waren zu hensler & hensler gefahren. den ganzen tag über war der sommer endlich so gewesen, wie der sommer sein muss, heiß und brütend und größer als man selbst. rundherum brandeten die gespräche, die wörter perlten, und sie war so schön in dieser nacht. the kids. the kids are allright. sometimes you hate it that they have to grow up and become serious persons doing serious things. but then again, you like what you see. how *gut gelungen* they are, how gentle, how wise, how terribly funny, how smart. wenn ich im august zum bürofenster hinaussah, war da immer wieder der mann auf dem fahrbaren rasenmäher, und aus einem mir nicht näher erklärlichen grund habe ich ihn immer wieder beneidet. jaja. der möglichkeitssinn, das hypothesenglück. wicked! auf dem gipfel des mirador de haria auf lanzarote, den ich im september 2005 mit dem rad hochfahren will. wir saßen in der bar des grand hotel zehn, zwölf stockwerke über arrecife. pure succulent happiness. im oktober mit kung shing in frankfurt. wir waren einen tag vor der buchmesse gekommen, gingen einen schönen nachmittag lang spazieren, suchten die paulskirche auf. kung ist einer dieser paar menschen, die ich rest- und fassungslos bewundere, verehre, liebe, über all die jahre. bei der eröffnungsparty des east hotels trafen wir mel und theresa, klickerten ein wenig mit den bombay crushed-eiswürfeln, stellten fest, dass mel susan sarandon ziemlich ähnlich sieht. es gibt ein paar leute in unserem leben, die so pfirsichhaft sind, du triffst sie und magst das leben noch ein paar grade mehr. die beiden auf jeden fall. in der bar des dorchester hotels, ein letzter malt for the road. wenn ich es recht bedenke, bin ich 2004 so glücklich gewesen wie schon lange nicht mehr. die roadies bauen die anlage schon ab, die chicks rauchen eine zigarette. das zweite phoenix-konzert 2004, wir hatten in der ersten reihe gestanden und waren glücklich. zugvögel über berlin. anfang dezember, drei glückssatte tage. anke, bov, roland, parka, peithenen, bastian getroffen, monika rinck kennengelernt, bei sophie calle gewesen, anja und alexander besucht, bei a.p.c., vuong, bless und im white trash gewesen, lauter elektrische momente. am wochenende vor weihnachten hinter dieser frau hergegangen, sie dann doch nicht angesprochen, sondern bloß fotografiert in ihrem nirvana-mantel. wieder gedacht, dass man menschen lieber ansprechen als fotografieren sollte, alle, ein ganzes jahr lang, oder wenigstens vier wochen lang. aber das trau ich mich dann ja doch nicht.

an orte geschickt zu werden

(was journalisten bloggern zuvor haben)


wenn man

in lanzarote auf lava geht, dann klingt das ein bisschen wie festgefrorener schnee. keine ahnung, ob ihnen das auch aufgefallen ist...


ja. das knirschen, das an der schuhspitze noch ein kleines echo hat. ich glaube, das liegt an der resonanz von lavastein.