Nachmittags: Das Haar mit deinen bürsten (schönste Dinge der Welt), auffliegende Vögel (ihnen nach! ihnen nach! stalk an animal today!)

Abends: Muss dich drücken, sagt sie, ich lese dich doch schon so lange. Danach (Körper an Körper) Zergliederung der Zeit, am Tag danach werde ich mir einbilden, die Erzählungen wären im Uhrzeigersinn gesprungen. Man müsste so etwas immerzu dokumentieren. Das Archiv ist das wahre Leben, wie er sagt. (Archiv: "An Everlasting Club was so called 'because its hundred members divided the twenty four hours of day and night among themselves in such a manner that a club was always sitting, no person presuming to rise until he was relieved by his appointed successor'."). Stationen: Dinge, die dich ansprechen können, aus ihrer opaken Dingwelt heraus; gehend Sätze in die Stadt hineinschreiben, ah! GPS; die Baumzeitschrift (Baumkletterer-Szene!); ein Tablett, das auf den Boden scheppert; die Diskretion von AbiturientInnen, ein viertel, halbes Leben danach: einander nicht mit Scheidungen, Konkursen, Tumoren überziehend, eine Sache der Höflichkeit; frühe Jahre vor den Rundfunk- und Fernsehgeräten (Kurt Cobain, John Lennon, Elvis Presley, Challenger, Jochen Rindt etcetera); frühe Jahre im Staatsdienst; frühe Jahre in der Publizistik (jähe Erinnerung an einen jüngst im DLF gelobten Dichter, der damals lange Traktate darüber schrieb, dass Adolf Hitlers numerologische Summe 666 ergäbe, vorausgesetzt, man schriebe Adolf mit ph); Flämingskate ("alle 20 Kilometer ein Schnitzel"); ein Berufsschullehrer ("ein Berufsschullehrer also, aha.."); Anstemmen gegen den körperlichen Verfall; etc etc.. Dazwischen Vermisstengedenken (blackandwhiteandblue) & things like that. Irgendwann gegen zwei Aufbruch, den Everlasting Club zurücklassend, schon trunken, immer noch genau.

Auf dem Foto im Hotelzimmer steht das World Trade Center noch.


Anderntags: Tour de Trance, ein Café mit Kleiderhaken an der Theke, Kaffee, Zigaretten. Tiere & Heilige: beide kürzere Wege zum Göttlichen. Erzählung von einem Pferd, das sich aus der Herde löste, um sie anzusehen: erkannt. Erzählung vom Sechstagerennen, Kreise ziehen in der Dunkelheit. Mit dem Rauchen aufhören, Villa Aurora, Polnisch lernen. Ping Pong d'Amour (später Ping vs. Pong), Love Project, die Schönheit des Polnischen, der Regen im Slowenischen, we don't care, we are poets, Verzückte Distanzen, gleich in der S-Bahn gelesen. Interlinearübertragungen.

Nachmittags: Sophie Calle. Das Verblassen der Erinnerungen, grau in grau, Raum der Schmerzen, Fake-Hochzeiten, Überwachungen en gros & en détail. Kein anderer Künstler weckt in mir so viel Bedürfnis auf, alles kaputtmachen. Bei dir auch? .- Ja, klar.

Abends: Curry, White Trash Fast Food.

Auf dem Foto im Hotelzimmer steht das World Trade Center noch.


Anderntags: A. & A.. A. erzählt von ihrem Besuch bei Sophie Calle in Paris, draußen im banlieu, in der Nachbarschaft Boltanskis. In der Küche Grabplatten von einem Urnenfriedhof. In der ganzen Wohnung ausgestopfte Tiere, dazwischen eine einzige lebendige Katze. Danach: Spaziergang im Hansaviertel. Auf der Wiese ein Haus, von Oscar Niemeyer erbaut. Nachts, erzählen A. & A., schwebt es zwei Meter über dem Boden.





stay with me. never quit.


wednesday we will meet again


yeah yeah yeah!


Pst. Ruhe jetzt, ich muss morgen früh raus.


"Sie sagt, ich bin jetzt wieder zusammen mit meinem Ex. Manchmal fehlt mir der intellektuelle Scheiss, dafür hab ich wieder Sex. Sie sagt, während sie Tee macht, wenn ich jetzt kiff oder koks oder trink nachts, dann krieg ich morgens direkt die Strafe. Für meine Arbeit brauch ich den Schlaf. Manchmal fehlt mir das wilde Leben, doch ich weiss, so ist das eben. Ich will nun mal irgendwohin. Sie sagt, ich hab mich entschieden, ein bisschen so zu werden, wie ich nie wollte, dass ich werde. Ich will nun mal irgendwohin. Dann sagt sie nochwas, was Dich nichts angeht. Dann hört sie mir zu, wie ich erzähl von dieser verrückten Tour, auf der ich grade bin, und so verschieden, wie wir im Moment auch sind, ist da kein Neid, keine Reue, nichts dergleichen. Sie gießt mir Tee in die Tasse und ich denk: das hat Klasse, die ich nie hatte. Sie sagt, ich brauch nicht lang, um mein Gesicht anzumalen. Ich brauch nicht lang, um meine Sachen zu packen. Ich brauch nicht, es braucht nicht viel, all das kaputt zu machen, aber ich kanns auch lassen."


Hohe Auflösung. Sophie Calle: die irrtierende Vagheit der Faszination. Etwas aus den Augenwinkeln Gesehenes, das gleich, gleich, gleich völlig sichtbar wird.