12. I 11 Ich habe vieles in diesen Tagen über mich nicht aufgeschrieben, teils aus Faulheit (ich schlafe jetzt so viel und fest bei Tag, ich habe während des Schlafes ein größeres Gewicht) teils aber auch aus Angst, meine Selbsterkenntnis zu verraten. Diese Angst ist berechtigt, denn endgiltig durch Aufschreiben fixiert, dürfte eine Selbsterkenntnis nur dann werden, wenn dies in größter Vollständigkeit bis in alle nebensächlichen Konsequenzen hinein sowie mit gänzlicher Wahrhaftigkeit geschehen könnte. Denn geschieht dies nicht – und ich bin dessen jedenfalls nicht fähig – dann ersetzt das Aufgeschriebene nach eigener Absicht und mit der Übermacht des Fixierten das bloß allgemein Gefühlte nur in der Weise, daß das richtige Gefühl schwindet, während die Wertlosigkeit des Notierten zu spät erkannt wird.
die tagebücher franz kafkas, 1910-1923





ertappt bevor ich den namen des zitierten las. was nun?


das dürfte davon abhängen, wen Sie wobei ertappt haben? sich selbst bei kafka-empfindsamkeiten? dann laufen Sie ums leben, quälen Sie die felices nicht. oder dabei, meine empfindsamkeit über die kafka-empfindsamkeiten zu legen wie über ein durchpauspapier? dann sagen Sie mir, dass ich ums leben laufen und die felices nicht quälen soll. und dass prosa kein fuchsbau ist.


keiner muss ums leben laufen, nur kafka wurde ertappt (was kein kunststück ist).


gefühl

mit einem gefühl, besonders mit angst erlangt man die fähigkeit sich selbst wahrzunehmen. nicht wie sonst, sondern mit körper, seele und geist.