Mittwoch, 20. Dezember 2000

Das war ich noch schuldig geblieben: Die Voluntary Simplicity Bewegung ist in den USA Mitte der 90er entstanden, ursprünglich wohl aus mehr ökologischen Motiven. Es geht darum, mit so wenig Ressourcen wie möglich so gut wie möglich zu leben. Da sind aber extrem viele Irre dabei, die einen fast masochistisch-asketischen, gesellschaftsfernen, freiwillig armen Lifestyle predigen und ein wenig an "Bild am Sonntag"-Geschichten über Hausfrauen erinnern, die mit 20 Mark im Monat auskommen.

Hier sind aus dem Open Directory ein paar Links: Voluntary Simplicity

Mir ist aufgefallen, dass es dasselbe noch einmal in einer upgraded Version gibt, in den höheren Ständen sozusagen. Das Motiv des Einfachen, Nützlichen, Puren, Ressourcenschonenden, Haltbaren - aber nicht unbedingt Billigen. Der Öko-Lupo, der New Beetle usw. Möglicherweise auch die Wiederbelebung der Sommerfrische. Eine Frauenzeitschrift, die davon lebt, ist Real Simple. Die Texte sind uninteressanter als das Layout der Print-Ausgabe: viele Closeups von "einfachen, puren Dingen". Wie bei Martha Stewart Living. Überhaupt die ganzen Wohnzeitschriften für die Neuen Mittelklassen, in denen es ja eher um Lifestyles geht als nur um Wohnungs-Foto-Strecken. Ich muss noch mal zu Hause in meinem Printarchiv wühlen, da sind noch ein paar weitere US-Magazine, die ein schickes "simple life" propagieren.

Vorstellbar ist auch ein Reisemagazin in dieser Art, der Four-Star-Backpacker oder so ähnlich.

Das alles passt übrigens prächtig zum Bohemian Bourgeois-Phänomen (Bobos..), das Jörg erwähnt hat. Hier sind einige brauchbare Links dazu: Bourgeois-Bohemian Rhapsody A Kinder, Gentler Overclass Bobos im Paradies: Die junge Bildungselite in den USA geht Konflikten aus dem Weg und mag das gute Leben. Die neue sanfte Elite: Wie Bobos in Amerika an die Macht kommen Invasion of the Bobos: Today's hip young elite have bohemian values and bourgeois ambition The evolution of Bobo: First came the hippie. Then there was the yuppie. Now meet their 21st-century offspring: the bobos, or 'bourgeois bohemians'. Peter York, left, the man who has spent two decades chronicling Britain's social tribes, casts an experienced eye over this new arrival

All diese Links stammen übrigens von einer Website mit einem merkwürdigen Namen, aber extrem brauchbaren Verweisen: Single-Dasein

Noch so ein Magazin für Bobo-Frauen, die schicke Nester bauen wollen: Simplycity