Ein kühler Tag - als wollten Dunst und Klarheit fusionieren war die Welt aufgehellt und weichgezeichnet und ich hatte nur noch eine Zigarette. Kiosk, 100 Meter stand auf einem Schild an einer schmalen Straße, die in eine Wohnsiedlung hineinführte und auf einem Parkplatz endete. Kinder turnten, die Sträucher waren noch belaubt, man sah nicht weit. Kein Kiosk. Kiosk - was ist das überhaupt für ein Wort? Sicher hatte jemand den Wegweiser verdreht. Haben Sie eine Karte, eine Karte von hier?, hatte ich in Solingen am Bahnhof gefragt: "Eine Bahnkarte?" Nein, eine andre, mit der Umgebung. Den Plan in der Hand, der schon gleich fledderte und einriss, ging ich an Einfamilienhäusern vorbei, an überkopfhoch beheckten Arealen, hinter denen ich Kaffee und Brunnen vermutete. Das lag am Klappern, das lag am Plätschern. Ich war sicher verdächtig. Die Straße endete am Heizkraftwerk, rechts ging es an Hecken entlang durch eine Schranke in den Wald. Der Plan zeigte Seen, die ich nicht sehen konnte, alles schien so ernsthaft, fast störrisch bepflanzt. Als dieser Weg an einer Bundesstraße endete, hielt ich einen Radfahrer an: "Wo ist der Rhein und wo bin ich, ich meine, im Vergleich". Wir mussten den Plan ganz entfalten. "Sie wollen ja hin, wo ich herkomme!" Er erinnerte mich an jemanden. "Sind Sie Apotheker aus Düsseldorf? Haben Sie einen Sohn?" Natürlich fragte ich nicht, wünschte gute Fahrt und ging dorthin, wo wir gefunden hatten, dass der Rhein sei. Dann zeigte der Pförtner mir den Weg, auf dem Schild las ich: Substanzlogistik. Kiosk übrigens ist ein sehr weitgereistes Wort: von französisch ciosque, über italienisch chiosco, hin zum türkischen kyösk, das auf dem persischen Wort gose "Winkel, Ecke" beruht.





Der Geruch von Benzin und Lindenblüten. Es dunkelte ein wenig, doch der Sommer war noch geräumig, so schien er endlos und weit wie sein Licht, und wir gingen die Straße zum Park hinauf, entlang der Universität, nach der Lesung. Da standen zwei Polizistinnen. In nicht ganz kleidsamen Uniformen standen sie mitten auf der Straße. Worauf warteten sie? Ich sagte: "They are waiting for the music to start again". Sie wollen tanzen, und sie sagte: "I think they are waiting for men". Dann erzählte sie die Geschichte von dem besoffenen Dichter und den enormen Kellnerinnen einer Kantine, so dick, they were like bubbles. Im Dichter habe sich bei fortdauerndem Konsum von Alkohol erst Abscheu geregt, Abscheu wurde abgelöst von heulendem Mitleid und das Mitleid schließlich weggeschwemmt durch Geilheit, und er habe gesagt, auf rumänisch selbstverständlich: "You are like cosmic cows, please, please, let me fuck you", und die Kellnerinnen hätten sich nur darüber empört, dass er sie Kühe genannt habe: "Hast du gehört, he called us cows, er hat uns Kühe genannt", and then they threw him out. Wir gingen weiter, ich trug wie immer die falschen Schuhe, und sie sagte, well, das sei nun eine brutale und nicht sehr komische Geschichte, aber sie habe die besagte Kantine inzwischen auch besucht, und es stimme, sie seien wirklich like gewaltige Bubbles. Sie rollten, aber sie schwebten auch. Sie lächelte, an ihren Ohren funkelten blaue Steine, an ihrem Haarreif kleine purpurne Kristalle. Dann kamen wir an, im Park, und leider hatte ich sie bald in der Menge verloren.